Inula helenium
“Köhlers Medizinal-Pflanzen” von 1883 bis 1887.
syn: Aster helenium, Aster officinalis, Corviscaria helenium, Helenium grandiflorum,
Entspricht der in Indien verwendeten Inula racemosa syn. Inula royleana auct. Non-DC., dem Traubigen Alant.
Familie: Asteraceae, (Compositae)
Deutsch: Echter Alant, Brustalant, Darmwurz, Edelwurz, Glockenwurz, Großer Heinrich, Helenenkraut, Odinskopf, Odenskopf, Olat, Oltwurz, Schlangenwurz, Alantwurz, Aletwürze, Edelherzwurz,
Englisch: Elecampaine, Scabwort,
Sanskrit: Pushkaramula, Pauskaram, Puskaram, Rāsnā, Śrayasī,
Malayalam: Puskkaramulam,
Tamil: Pushkaramulam,
Kannada: Rashnabheda,
Hindi: Pushkarmul, Pohakarmul,
Telgulu: Puskaramu,
Ayurveda:
Rasa (Geschmack): Bitter, scharf,
Guna (Eigenschaft): Leicht, etwas klebrig, scharf,
Virya (Kraft, Wirkung): Erhitzend
Vipaka (Geschmack nach der Verdauung): Scharf,
Dośa: Harmonisiert Schleim (Kapha) und Wind (Vata), vermehrt Galle (Pitta)
Beschreibung: 80 cm bis 180 cm hohe, ausdauernde krautige Pflanze. Mit starkem Wurzelstock. Die Wurzel ist in frischem Zustand außen braun und innen weiß. Durch das Trocknen wird sie grau. Sie ist aromatisch und unregelmäßig geformt. Aus der bis zu fünf Zentimeter dicken Wurzel treibt nach der Entwicklung der großen Wurzelblätter ein bis zwei Meter hoher, etwas zottiger, starker Sängel, an denen die halbstängel umfassenden, ungleich gezahnten kleineren Blätter und die an Verzweigung aus den Blattzweigungen entstehenden Verästelungen mit den Korbblüten.
Vorkommen: Heimisch in Zentralasien, heute auch in Europa, Nordamerika und in gemäßigten Zonen Asiens verbreitet. Alant ist gegen Frost unempfindlich. In Indien wächst der Alant im westlichen Himalaya von 1500 bis auf 4200 Meter.
Etymologie: Vor Linné wurde der Alant Helenium vulgare genannt aber auch elna, ella und eluna. Eine Ableitung vom griechischen hélios (Sonne) soll falsch sein. Nahe liegt die Anlehnung an Heléne, der minoischen Göttin der Vegetation (Strömberg 130, Frisk 1,489, Kl. Pauly 2,989-91), da der Alant schon damals als besondere Heilpflanze gepriesen wurde. Der Sage nach ist der Alant aus den Tränen der Heléne entsprossen.
Verwendete Teile: Die Wurzeln, das ätherische Öl der Wurzel.
Gegenanzeigen: Das Öl hat ein hohes Allergisierungspotential. Die Pflanze kann zu Kontaktallergien führen und ist deshalb nur nach entsprechender Prüfung (Korbblütler-Allergie) anwendbar. Zu große Mengen verursachen Erbrechen!
Inhaltsstoffe: Droge ist die Wurzel, Radix Helenii, von zwei- oder dreijährigen, am besten wild wachsenden Pflanzen, die im Frühjahr oder in Herbst geerntet werden. Die Wurzel riecht frisch stark kampferartig und würzig. Getrocknet duftet sie nach Veilchen.
1 bis 3% ätherische Öle (besonders Sequiterpenlactone wie Alantolacton, Isoalantolacton und Dilydroalantoacton), bis zu 44% Inulin, Harze, Wachse und Pektine.
Eigenschaften: Die Blätter wirken stark wurmtreibend. Die Wurzeln sind bitter, sauer, erwärmend, aromatisch, anregend, abführend, antiseptisch, duftend, entzündungshemmend, beruhigend, verdauungsfördernd, herzstärkend, auswurffördernd, aphrodisierend, uterusstimulierend, wurmtreibend, aufbauend und fiebersenkend.
Wegen des Inulingehaltes hält A. Dinand sie für sehr empfehlenswert zum Gemüse oder Brotzusatz für Zuckerkranke.
Verwendung und Rezepturen: Die Pflanze gilt als eines der besten Mittel gegen Rippenfellentzündung.
Äußerlich wird die Wurzel wegen ihrer antiseptischen Wirkung als Auflage bei schwärenden und schlecht heilenden Wunden verwendet. Zudem wirkt sie abschwellend und schmerzstillend. Das Öl zeigt antibakterielle und pilztötende Eigenschaften. Bei Rippenfell- und Lungenentzündung wird eine Paste der Wurzel auf dem Brustkorb aufgebracht um Schmerzen zu lindern und die Entzündung zu heilen. Bei Heiserkeit wird die Wurzel gekaut und mit dem Saft gegurgelt.
Innerlich fördert die Alantwurzel den Appetit und verbrennt Unverdautes.
Dosierung: 1 bis 3 Gramm der pulverisierten getrockneten Wurzel.
In der Homöopathie wird die aus der frischen Wurzel bereitete Essenz (D2-D1) bei „Kitzelhusten”, Bronchitis und Dysmenorrhoe angewendet.
Dinand empfielt als Tee eine Abkochung von 10 bis 15 Gramm Pulver der Wurzel auf einen halben Liter Wasser. gegen Verschleimung der Brustorgane, katharrische Beschwerden, Entzündung der Bronchien, chtonische Schleimflüsse des Darmkanals, Verdauungsschwäche bei schwachem Stuhlgang, Asthma, Wasser-, Bleich- und Gelbsucht u.a. ein Dekokt auf ein Drittel des Volumens vom Wurzel- und Blütenabsud mit Honig empfiehlt er zur Verhütung einer Frühbeburt. Das Pulver mit Honig oder Zucker genommen, hat die selbe Wirkung wie der Tee, wobei zwei oder dreimal täglich eine Messerspitze verabreicht wird. Alantwein nach Dinand: “Man zerquetscht 30 Teile Wurzel, fügt sie einer Mischung von 60% Alkohol und 1000 Teilen Weißwein zu, lässt 24 Stunden stehen und filtriert dann ab.”
Alanttinktur nach Dinand: “Je 20 Gramm Alantwurzel, Anissamen, Wermut, Tausendguldenkraut und 80 g entkernte Rosinen, gibt man in eine Mischung von 400 ccm Alkohol und 800 ccm Wasser, lässt eine Woche unter wiederholtem Umschütteln in der Wärme stehen und filtriert dann ab. Davon verabreicht man täglich zwei Esslöffel voll zur Stärkung der Verdauung, bei Gelbsucht, Kolik und Magenbeschwerden.“ Den Extrakt (0,5 bis 1 Gramm täglich) empfielt Dinand als Harn und Schweiß treibendes Mittel, sowie bei Hustenreiz und Brustleiden.
TCM: Xuan Fu,
Eigenschaften: Alant stärkt die Milz und reguliert die Verdauung, befreit von der Unterdrückung des Leber Qi und lindert Schmerzen. Wird angewendet bei Schmerzen in der Brust, den Bronchien und im Oberbauch. Antiseptisch, fördert Auswurf, schleimlösend, hustenlindernd, Verdauungsfördernd, appetitanregend, lindert Kopfschmerz, wassertreibend. Ein Mittel bei drohendem Abort.
Dosierung: Drei bis neun Gramm als Pulver oder Pillen.
Teeaufguss auf Pulver oder getrocknete Wurzel.
Maximale Dosis: 4 Tassen/5 g, Tag
Dioskurides: Der Alant – Einige nennen ihn Symphyton, Andere Persika, Medika, Oresteion, Nektarion, Kleonia, idäischen Strauch, idäisches Wollkraut, die Römer Terminalium oder Inula campana, die Aegypter Lenes] hat Blätter ähnlich denen der schmalblätterigen Königskerze, aber rauher und länglich. Er treibt einen rauhhaarigen Stengel, zwei Ellen hoch und höher, kantig, er hat die Blätter nicht in grossen Abständen und an den Knoten gewisse Auswüchse nach dem Muster der Blätter gestaltet. Aus jeder Achsel (kommen) hochgelbe Blüthen und darin ist die Frucht wie die der Königiskerze, welche beim Berühren Jucken erzeugt. Einen Stengel aber treibt er in gewissen Gegenden nicht, eine gelbliche, wohlriechende, grosse, etwas scharfe, weich anzufühlende Wurzel, von der wie bei der Lilie und dem Natterwurz kräftige Schösslinge zum Fortpflanzen genommen werden. Er wächst aber in bergigen, beschatteten und feuchten Gegenden. Die Wurzel wird im Sommer gegraben und zerschnitten getrocknet. Die Abkochung davon getrunken treibt den Urin und die Menstruation. Die Wurzel selbst mit Lycium und Honig genommen hilft gegen Husten, Engbrüstigkeit (Orthopnöe), innere Rupturen, Krämpfe, Blähungen, gegen den Biss giftiger Thiere, indem sie sich überhaupt als wärmend erweist. Seine Blätter mit Wein gekocht worden mit Erfolg den an Ischias Leidenden aufgelegt. In Süsswein eingereicht ist sie (die Wurzel) wohlschmeckend. Die Einpöckeler trocknen sie nämlich ein wenig, kochen sie dann und tauchen sie in kaltes Wasser, worauf sie dieselbe in die eingeengte Abkochung legen und zum Gebrauch auf bewahren. Zerstossen und genossen hilft sie denen, die an Blutsturz leiden.
Nektarwein: Der Nektarwein wird aus dem Alant hergestellt, welchen Einige Medika, Andere Symphyton, idäisches Wollkraut, Oresteion, auch Nektarion nennen. 6 Unzen trockenen Alant binde in Leinen, gib sie in 6 Chus Most und giesse nach drei Monaten den Wein ab. Er hat gute Wirkung auf Magen und Brust, treibt auch den Harn.
Tabernaemontanus erwähnt den Alant, beziehungsweise dessen Wurzel als Teil mehrerer Rezepturen, beschreibt ihn jedoch nicht als Einzelmittel.
“Baumwinde mit Alant- und Veichenwurzel, Süssholz und Frauenhaarkraut gebraucht, reinigt die Brust von grobem Schleim.
Wider die Pestillentz ein köstlich Pulver: Nimm je zwei Loth Wurzel des Phubaldrians, auserlesenen Mastix, je ein Loth Armenischen BOLUS, versiegelt Erden, Muskatblüte, weisse Bibernellewurzel, Weisswurzel, Tormentillwurtzel, der Welschen Pimpernellwurzel, Alantwurzel, Teuffelsabbisswurzel, Drachenwurzel, Meisterwurz und weisse Diptamwurzel. Diese Wurzeln soll man klein schneiden, mit den andern Stücken vermischen und dann zu einem reinen Pulver stoßen und durch ein feinstes Sieb reiben und danach in einem Säcklein aus Leder zum Gebrauch verwahren. (…) Das treibt alles schädliche Gift durch den Schweiß und Harn gewaltig aus.
Mit Ysop, Alantwurzelwasser, oder mit einem Brustsaft (…) getruncken, vertreibt das Keuchen und schwere Atmen und verzehrt auch die kalten Schleime und Flüsse so sie sich in Brust und Lunge gesammelt haben.
Nimm vier Loth gute frische Berthramwurzel, ein Loth Ingwer, ein halbes Loth Süßholz, je ein Quintlein Römischen Kümmel, Dillsamen, Alantwurzel, Ysop, Römischen Quendel. Stoß alles zu einem reinen Pulver und schlags durch ein sehr feines Sieb. Vermisch danach damit 28 Loth gut entschäumten Honig und verkoche es zu einem Brei. Gib davon jeden Morgen und Abend die Menge einer Kastanie, lass das im Mund zergehen und behalte es möglichst lange darin, bis du es in kleinen Schlucken einnimmst.
Oder mach folgenden Brei: Nimm dreieinhalb Loth weiße Bibernellwurzel, je ein und einhalb Loth geschälte Lorbeeren und Wachholderbeeren und ein halbes Loth Alantwurtzel. Stoß alles zu Pulver, schlags durch ein feines Sieb und mach mit zwölf Unzen Honig einen Brei daraus.
Gegen Keuchen und schweres Atmen: Nimm Bibernellwurzel sechs Loth, Bibernellensamen drei Loth, je ein Loth Alantwurzel und Liebstöckelwurzel und je ein halbes Loth Pfefferkörner und Myrrhe. Stoß diese Stück grob und tu noch ferner darzu zwei Pfund guten Feinzucker und ein Pfund Jungfrauenhonig und mach diese mit Hainbuchenspänen oder andern Spänen in ein Fässlein ein. Danach fülle es mit einem guten Most auf und lasse den darüber vergähren,so ist er bereit. Nach fünf oder sechs Monaten lasse denselben ab und behandle ihn wie die anderen Kräuterweine, damit du ihn über das Jahr gebrauchen kannst.
Vor das Krimmen und Leibwehe: Nimm Fenchelkraut zwei gute Handvoll, je eine gute Hand voll Tag- und Nachtschattenkraut oder Petermeylandskraut, Arnika, Beifuss, Rossminze, Eberraute, Alantwurzelblätter und Wermut.
Zerschneide diese Kräuter, vermisch sie mit einander und gebe sie in ein Leinensäcklein, das man in Wein kocht, zwischen zwei Tellern auspresst um es dann so warm wie möglich auf den Bauch zu legen. Sobald es kalt ist, leg es wieder in den warmen Wein und fahre so fort.
Gegen geronnenes Blut im Leib: Nimm je eine Hand voll Frauenmantel, Petersilienkraut, Fenchelkraut und Salbei und je zwei Loth Ysop, Alantwurzel, Anis und Fenchelsamen. Verkoche alles in drei Liter Wasser auf ein Drittel, seihe es danach durch ein Tuch und trinke davon jeden Morgen nüchtern 3 Stunden vor dem Essen einen Becher voll warm und auch einen Nachts zwei Stunden vor dem Nachtessen, oder des Nachts, wenn du zu Bett gehst. Das zerteilt alles geronnene Blut und führt es aus durch den Harn und Stuhlgang. Andere nehmen es (gegen Zipperlein und Gicht) mit Wasser, in dem Alantwurtzel gekocht wurde.”
Aus weiteren Kräuterbüchern: „Alantwurzel hilft gegen die Gebrechen, welche von Blähungen und Kälte entstehen. Die Wurzel gesotten und davon getrunken fördert die Monatszeit. Die Wurzel zu Pulver gestoßen, mit Honig oder Zucker eine Paste daraus gemacht und eingenommen ist eine gute Hilfe denen, die Husten und im Bette nicht atmen können, ohne sich aufzurichten, auch denen, die innerlich etwas verrenkt oder gebrochen haben und die mit dem Krampf beladen sind, Es räumt aus der Brust den zähen Schleim, besonders dann, wenn man den Saft von Süßholz dazu mischt, dient das wider die Seitenwehe, wenn grober Schleim sich angesammelt hat. Alantwurzel zu Pulver zerstoßen, mit Rosenzucker vermischt und, die frisch , eingenommen, hilft wider das Blutspeien. Alantwurzel stärkt das Herz, reinigt die Nieren und Blase. Man kann sie grün mit Zucker oder Honig einbeizen, wie den Kalmus und den Ingwer. Wider den schweren Atem eine köstliche Arznei: Nimm den Saft von Alantwurzel und Ysop, jedes 60 Gramm, Huflattichwasser 500 Gramm, mische Zucker darunter so wie dir gut dünkt, koche es miteinander, bis es dick werde wie Honig, Davon soll der Kranke morgens, mittags und abends vor Schlafengehen jeweils 60 Gramm einnehmen. Alantwein macht man folgendermaßen: Man zerschneidet die Wurzel, legt sie in den Most bis er vergärt hat und klar wird. Solcher Wein wird mit Erfolg getrunken wider alle oben genannten Leiden und ist besonders gut für das Gesicht. Der Saft aus der frischen Wurzel gepresst mit Zucker vermischt und 2 bis 3 Löffel davon eingenommen, treibt den Schleim und die Galle durch den Stuhlgang, Alant in Wein gekocht und den Kopf damit gewaschen, sänftigt das Kopfweh, welches von Verschleimung oder von Magenbeschwerden kommt. Ein Pflaster aus der grünen Alantwurzel heilt giftige Bisse und legt Geschwülste nieder. Die Blätter in Wein gekocht und über die Schmerzen bei Gliederweh geschlagen, mildern den Schmerz und besonders das Hüftweh.“
Somit ist der Alant auch ein gutes Mittel bei Bronchitis.
Bilbliografie:
ASTANGA HRDAYAM (Vol. 1-6) von Srimad Vāgbhaţa in der Übersetzung von Hendrik Wiethase
Gesamtregister des ASTANGA HRDAYAM, H. Wiethase, ISBN 978393763240-9
J.F. Dastur, Medicinal Plants of India and Pakistan, Bombay
Prof. Dr. Karl Hiller, Prof. Dr. M. F. Melzig, Die große Enzyklopädie der Arzneipflanzen und Drogen, 1999
Thampman PK (ed.). 1993. Trees and tree farming. Peekay Tree Crops Development Foundation. Kerala, India.
Tabernaemontanus, ( Jakob Dietrich, Jacob Ditter/Diether bzw. Jacob Theodor), Neuw Kreuterbuch, 1588
August Paul Dinand,Handbuch der Heilpflanzenkunde, 1921
A coloured atlas of the chinese Materia Medica, specified in Pharmacopoeia of the People´s Republic of China (1995 Edition). Guangdong science and technology press.
Pedainos Dioskurides, Materia Medica, 1. Jahrh.
Indian Medical Plants, C.P.Khare, 2007
Materia Medica of the Hindus, Uday Chand Dutt, 1922
The Indian Materia Medica, Dr. K. M. Nadkarni, Volume 1 und 2, 1908, rev1954, rev1976, rev1982,