Gewöhnliche Schafgarbe (eine von 85 Spezies) Achillea millefolium L., Achillea asplenifolia, Achillea collina, Achillea distans, Achillea sudetica, Achillea punnonica, Achillea roseo-albu, Achillea setacea,
Deutsch: Wiesenschafgarbe, Feldgarbe, Tausendblatt, Garre, Kachel, Gerbel, Schafzunge, Schafrippe, Gränsing, Kelken, Garben-, Katzen-, Gachel-, Blutstill-, Bauchweh-, Feldgarben-, Fasan-, Juden-, Achilles-, Jungfrauenkraut, Gänsezungen, Katzenschwanz, Grundheil, Bertramsgarbe, Schabab, Grützblume, Zangeblume, Heil allen Schaden.
Nicht anwenden bei allgemeiner Überempfindlichkeit gegenüber Korbblütlern!
Familie: Compositae,
Blütezeit: Juni bis Oktober, in günstigen Lagen sogar bis Dezember.
Erntezeit: Juni bis Oktober.
Sammelgut: Die kleinen, länglich-eiförmigen, weißen, seltener weißlich-rötlichen, in Dolden stehenden Blüten. Die doppelt gefiederten, graugrünen, kurzgestielten, schwach behaarten Blätter. Die Sammlung sollte in der Vollblüte erfolgen. Das Kraut kurz vor der Blüte sammeln.
Verarbeitung: Das Kraut, Millefolii herba, Die Blüten, Millefolii flos. und das Schafgarbenkraut mit Blüten, Herba Millefolii c. flor. werden schonend im Schatten oder unter dem Dach getrocknet.
Etymologie: lat. Achillēa, älter Achillēos (herba) (Plin. 25,19), übersetzt aus hē Achílleios (botánē) <Kraut des Achilleus>; Der Gattungsname Achillea geht auf Achilles, den sagenhaften Helden des trojanischen Krieges, zurück, der die Pflanze als Droge entdeckt und zur Wundheilung verwendet haben soll. Nach jüngerer Überlieferung soll er die Wunde, die er dem Telephos zugefügt hatte mit einer dieser Heilpflanzen geheilt haben, die später als die Schafgarbe gedeutet wurde, während der Artname millefolium (Tausendblatt) die vielen fein zerteilten Blätter zum Ausdruck bringt.
Seit Dioskurides ist die Anwendung von Achillea, dem „Soldatenkraut mit den vielen Blättern”, zur Wundheilung dokumentiert. Die deutsche Bezeichnung Schafgarbe weist darauf hin, dass die Pflanze gern von Schafen gefressen wird.
Vorkommen, Habitat: Europa, Türkei, Caucasus, Iran, Himalaya, Westsibirien, Amurgebirge, Zentralasien, Nordamerika, Australien, Neuseeland. Wildwachsend an Acker- und Wegrändern, auf Wiesen, Weiden, an Böschungen, Berghängen und Bahndämmen in trockener, sonniger Lage. Zu feuchte Standorte meidet die Pflanze.
Wirkung allgemein: Die Schafgarbe enthält ähnliche Inhaltsstoffe wie die Kamille und entspricht auch der selben therapeutischen Anwendung. Sie wirkt entzündungshemmend, krampflösend, zusammenziehend, wundheilend. Anwendungsgebiete sind Magen- und Darmbeschwerden, Appetitlosigkeit sowie Förderung der Gallensekretion. Tabernaemontanus: Alle Geschlecht der Garbenkräuter trucknen und ziehen zusammen/ derowegen sie alle frische Wunden heilen/ und dieweil sie auch von ihrer Bitterkeit eine temperirte Wärme mit einer Kühlung haben/ so legen sie nieder und vertreiben alle hitzige Geschwulst und Entzündung/ ohne einige hintersich Treibung.
Beschreibung: Bis 80 cm hohes Kraut. Rhizom kriechend, mit zahlreichen, zu blühenden, steif aufrechten, behaarten Stängeln oder unfruchtbaren Laubtrieben auswachsenden Ausläufern. Blätter im Umriss lanzettlich bis linealisch, behaart, fiederteilig; Fiederblättchen länglich- lanzettlich, 2- bis 3spaltig oder gefiedert 5spaltig. Blüten in kleinen, doldenrispig angeordneten, meist in einer Ebene stehenden Köpfchen, mit wenigen, meist 5 weißen, gelegentlich rötlichen Zungenblüten und vielen schmutziggelben Scheibenblüten. Frucht klein, ohne Pappus. Die ganze Pflanze, besonders die Blüte, duftet stark, charakteristisch, etwas unangenehm aufdringlich.
Tabernaemontanus beschreibt 5 Arten der Schafgarbe: I. Das erste und groß gemein Garbenkraut/ wird von den Kräutlern MILLEFOLIUM VULGARE und MILLEFOLIUM MAJUS genannt. Hochteutsch/ groß Garbe/ oder groß Garbenkraut.
II. Das zweyte Geschlecht/ wird von den Kräutlern MILLEFOLIUM VULGARE MINUS, und MILLEFOLIUM TERRESTRE DIOSCURIDIS genannt. Hochteutsch/ klein Garb/ oder klein Garbenkraut.
III. Das dritte Geschlecht wird von den Kräutlern MILLEFOLIUM PURPUREUM. Hochteutsch/ Purpurroht Farb und Leibfarb Garbe.
IV. Das vierdte Geschlecht/ wird von den Kräutlern MILLEFOLIUM LUTEUM genannt. Hochteutsch/ geel Garbe.
V. Das fünffte Geschlecht ist das allerkleineste unter den andern obgemeldten Garbenkräutern. Dieweil nun aber dasselbige wenigen bekandt/ habe ichs MILLEFOLIUM PURPUREUM MINUS genandt/ und zu Teutsch/ klein Purpurroht Garbe/ zu dem Unterscheid des dritten und grösseren Geschlechts.
Inhaltsstoffe: Nach Menge und Zusammensetzung stark wechselndes blaues (oder grünlichblaues) Ätherisches Öl (Ol. Millefolii), am reichlichsten zur Blütezeit in allen Organen. Der Hauptanteil des Ätherischen Öls Cineol hat antiseptische, anthelminthische und expectorierende Wirkung. Den übrigen Bestandteilen des Ätherischen Öls dürfte – schon mengenmäßig – nur nebensächliche Bedeutung zukommen. Von den Nebenwirkstoffen hat Achillein Bedeutung als Amarum, wodurch die Schafgarbe den Charakter eines Aromaticum amarum erhält; der Gerbstoff erhöht als Adstringens den Wert der Schafgarbe sowohl bei äußerlicher als auch bei innerlicher Anwendung. Den übrigen Inhaltstoffen dürfte praktisch keine pharmakologische Bedeutung zukommen. Ohne dass bisher ermittelt ist, welchen Anteilen diese Wirkungen zuzuschreiben sind, ist neuerdings durch 10%ige Dekokte von Herba Millefolii in vitro und (5 ccm i. v.) am Tier in vivo Förderung der Blutgerinnung und durch Blätterextrakt eine choleretische Wirkung der Schafgarbe festgestellt worden. Sesquiterpenoide mit antitumoralen Eigenschaften sind die Achimillsäuremethylester A, B und G.
Pharmakologie: In dem früher als Herba Millefolii (florens) offizinellen Kraut; in den Blütenständen allein bis 0,5%, im blühenden Kraut frisch 0,07-0,1%, trocken 0,2-0,25% Ätherisches Öl, darin 8-10% Cineol, daneben in kleinen Mengen d-a-Pinen, Nopinen, 1-Borneol, Bornylacetat, 1-Campher, Spuren von Eugenol, wahrscheinlich auch Thujon, Caryophyllen, 1-Limonen, ein Sesquiterpen, Isovalerian- und Salicylsäure sowie als pharmakologisch besonders wertvoller Bestandteil Cham-Azulen. Cham-Azulen kommt in der Schafgarbe wie in der echten Kamille nicht ursprünglich vor, sondern wird erst aus einer noch unerforschten Vorstufe bei der Wasserdampfdestillation frei; im übrigen schwankt der Azulengehalt sehr stark je nach Herkunft zwischen 0,002 und 0,2%. In der früher als Radix Millefolii gebräuchlichen Wurzel ist nur etwa 0,03% Ätherisches Öl.
Nebenwirkungen: Nach Berührung mit dem Saft der Pflanze (z.B. auf frisch gemähten Wiesen) tritt bei Badenden Wiesendermatitis auf mit Bläschen, Blasen, hämorrhagischen und urticariellen Symptomen; im übrigen hinterlässt die Schafgarbendermatitis eine Allergie. Auch innerliche Zufuhr kann (resorptiv) zu Hauterscheinungen führen, die dem photosensibilisierenden Stoff zuzuschreiben sind. Andere resorptive Vergiftungserscheinungen (nach Einnahme größerer Schafgarbenmengen) sind Schwindel, u. U. ein narkoseähnlicher Zustand; gelegentlich wird auch Abort beobachtet, wahrscheinlich als Folge der schweren Reizwirkungen auf den ganzen Gastrointestinaltrakt, eine spezifische Abortivwirkung ist nicht vorhanden.
Nicht mit Kaffee und Alkohol anwenden!
Nicht anwenden bei allgemeiner Überempfindlichkeit gegenüber Korbblütlern!
Rezepte und Anwendungen, innerlich: Gutes Fiebermittel, entzündungshemmend, krampflindernd(Bad für Unterleibskrämpfe) Gegen Blähungen, fördert Gallensekretion. Bei Blasenschwäche, Leberleiden, Nierenleiden, Verschleimung der Brust und der Lunge. Gegen Husten und Katarrh, Hämorrhoiden, chronischem Magenkatarrh. Die Droge ist Bestandteil von Teepräparaten (Magen-Darm- und Leber-Gallentee) sowie von zahlreichen Phytopharmaka. Zur Teezubereitung verwendet man als Einzelgabe etwa 2 g bzw. als Tagesdosis etwa 4,5 g fein geschnittenes Schafgarbenkraut.
Dinand: 1: Als Saft bei Frühlingskuren (täglich 1 – 2 Esslöffel Saft von der frischen Pflanze). 2:als Tee (von Kraut und Blüte, 15 – 20 g auf ¼ l Wasser), bei Leberleiden, Nierenleiden, Blasenschwäche, Verschleimung von Brust und Lunge, gegen Husten und Katarrh, Hämorrhoiden, bei Menstruationsstörungen, ferner bei Fieber und Bleichsucht. Neuerdings wird die Pflanze als Herzmittel, gegen Nierenleiden und bei chronischem Magenkatarrh empfohlen. Auch bei Schwäche der Verdauungsorgane, bei Darmkatarrh, bei mangelnder Magentätigkeit, bei Gicht, Blutflüssen und Wechselfieber wird der Tee sehr gelobt.(20 Blätter mit ½ l Wasser abgebrüht.; täglich öfter ½ Tasse schluckweise). Beim Volke beliebt als Magenmittel, bei Magendrücken, soll sicheres Mittel gegen Erkältung und Rheumatismus sein. – Täglich 3 Tassen Tee werden empfohlen bei Hysterie, Schleimflüssen des Darmes, Verdauungsbeschwerden und Blähungen. Bei Röteln, Scharlach (Arzt unerlässlich!) Krämpfen zahnender Kinder, Bettnässen, gibt man täglich 2 kleine Tassen Tee. 3: als Extrakt 10 – 20 Tropfen bei atonischen Schleimflüssen, Blutflüssen, Menstruationsstörungen, Hämorrhoiden, Nieren- und Blasenschleimflüssen, Krämpfen im Magen- und Darmkanal. Extrakt: 2 Teile mittelfein zerschnittene Schafgarbe werden mit 10 Teilen einer Mischung aus 2 Teilen Weingeist und 3 Teilen Wasser 4 Tage, dann mit 5 Teilen einer gleichen Mischung 24 Stunden ausgezogen, beide Auszüge filtriert, zusammengegossen und zum Extrakt (dünne Sirupdicke) eingedampft. In manchen Gegenden werden die im April und Mai gesammelten Blätter wie Schnittlauch auf Butterbrot gegessen.
Tabernaemontanus: Wider die fallende Sucht oder die grosse Kranckheit/ ist nachfolgende Artzney von dem gemeinen Garbenkraut offtermals mit grossem Nutz versucht worden: Nimm des gemeinen Garbenkrautblätter mit den Blumen/ 12 Loth/ thue die in ein bequemes Geschirrlein/ schütte darüber 36 Untzen frisch Brunnen-Wassers/ laß sittiglich mit einander sieden/ biß das Wasser schier eingeseudet/ also daß man auf die 8 Untzen darvon haben möge. Darnach seihe es durch ein Tuch/ und drucke das Kraut und Blumen hart aus/ thue darzu frisches ausgedrucktes Weinrautensafft/ und gutes verschäumtes Honigs/ jedes 3 Loth/ laß wiederum ein wenig mit einander sieden/ darnach seihe es durch/ und gib dem presthafftigen Menschen nach einer gebührlichen Purgation/ allen Morgen nüchtern eine Untz zu trincken/ und beharre das täglich so lange der Tranck währet.
Garbenkrautblätter gestossen/ den Safft darvon außgedruckt/ und dessen 4 oder 5 Loht getruncken auf einmal/ stillet das unmäßige Nasenbluten/ und andere Blutflüß.
Ein gemeinen Tischbecher voll des gemeldten frischen Safts warm getruncken/ vertreibet Zahnwethum.
Des gemeldten Saffts Morgens und Abends/ jedesmal 4 Loht getruncken/ vertreibet das Blutspeyen. Das aufgedrucknet Kraut zu Pulver gestossen/ und eines Quintleins schwär mit drey Untzen gedistilliertem Wallwurtzwasser/ oder aber mit breit Wegerichwasser etliche Tage nacheinander des Morgens nüchtern getruncken/ ist auch eine treffenliche gute Artzney wider das Blutspeyen.
Oder/ nim des gemeinen Garbenkrautsblätter und Blumen/ 4 Handvoll/ des purpurrothen Garbenkrauts mit den Blumen 2 Handvoll/ Tormentillwurtzel und Kraut/ der kleinen Welschen Bibernellen/ jedes 1 Handvoll. Die gemeldte Stück schneide klein/ thue sie in eine Kante und noch darzu 4 Untzen rothen Rosenzucker/ schütte darüber gedistillirt Wallwurtzwasser und breiten Wegerichwasser/ jedes 32 Untzen/ Tormentill-Wasser und welsch Pimpernellen-Wasser/ jedes 16 Untzen/ verlutier darnach die Kante wol/ stelle die in ein Kessel mit siedendem Wasser/ laß zum wenigsten fünff Stunden also in der Kanten sieden/ dann thue die heraus/ und wann sie kalt worden ist/ so seihe den Tranck durch ein Tuch/ bewahre ihn wol vermacht an einem kühlen Orte/ und gib dem Krancken alle Morgen und Abend fünff oder 6 Loht warm davon zu trincken/ das vertreibt nicht allein das Blutspeyen/ sondern heilet auch alle Versehrung der Lungen/ und die Lungensucht: und so ein Lungensüchtiger von diesem Tranck nicht gesund wird/ demselben ist gewiß nicht mehr zu helffen.
Wider das Blutspeyen so von einer zersprungenen Ader der Lungen herkomt: Nim des frischen außgepresten Garbenkrautssaffts/ 5 Loht/ zertreib darinn ein halb Loht gebranten und klein geriebenen Blutsteins/ und gibs dem Krancken auff einmahl kalt zu trincken/ dann die warme Artzney hilfft nicht in solchem Fall/ wann das Blutspeyen von einer zerbrochenen Ader seinen Ursprung hat.
Garbenkraut zu Pulver gestossen/ und eines Quintleins schwär mit einem Trüncklein Essigs zertrieben und warm getruncken/ hilfft wider den Husten/ und auch so einem etwas im Magen und Leib zerbrochen wäre.
Garbenkraut mit wild Weinrebenblüht in Wein oder Wasser gesotten/ und die durchgesigene Brühe warm getruncken/ stillet das Kotzen und Erbrechen des Magens. Das thut auch der außgepreßte Garbensafft/ mit kaltem Wasser vermischt getruncken.
Wann einer unlustig ist/ und nicht essen oder trincken mag/ der nehme Garbenkraut und sied es in Wein/ seihe es durch/ und trinck alle Morgen nüchtern ein gemeines Tischbecherlein voll warm.
Garbenkraut zu Pulver gestossen/ und eines Quintleins schwär davon mit einem Trüncklein rothen Weins zertrieben/ vertreibet das Reissen und Grimmen im Leibe/ von der Ruhr oder Bauchflüssen verursachet.
Garbenkraut zu Pulver gestossen/ und 1 Loht mit 10 Untzen Garbenkrautsafft oder Wegerichssafft zertrieben/ darnach durch ein Clistierzeug zu sich gethan/ heilet die Darmruhr. Wann man das Safft aber nicht haben könte/ soll man der gemelten Kräuter eins oder sie beyde in Regen- oder gestäheltem Wasser zum halben Theil einsieden/ und der durchgesigenen Brühen so viel mit dem Pulver vermischen/ und auch also gebrauchen. Der Safft des Garbenkrauts auff 4 Loth mit so viel Wein vermischet und getruncken/ hat gleiche Würckung die Rotheruhr zu heilen und zu vertreiben. Das thut auch das gestossen Pulver von Garbenkraut/ eines Quintleins schwär mit Wein getruncken.
Garbenkrautsafft frisch außgepresset/ und 4 oder 5 Loht mit so viel Weinessig vermischt getruncken/ treibet gewaltig fort den verhaltenen Harn. Ein Quintlein des Garbenkrautpulvers mit einem Trüncklein Essigs zertrieben hat gleiche Würckung.
Wider das schwärlich harnen und den Stein: Nim Garbenkraut/ Eisenkrau/ jedes 4 Loht/ guten Honig/ 8 Loht. Zerschneid die Kräuter/ thue sie in eine Kante/ schütte darüber 1 Maß frisch Brunnenwasser/ verkleibe den Ranfft der Kanten wol/ und stelle sie in einen Kessel mit siedendem Wasser/ und lasse vier Stunden in einem stäten Sud darinn sieden/ und wann der Tranck kalt worden ist/ so seihe den durch ein Tuch/ und trinck davon alle Morgen und Abend/ jedesmal ein gemein Tischbecherlein voll/ so lang der tranck währet.
Garbenkraut in Honigwein oder Weinmeht (VINO MULSO) zum halben theil eingesotten/ darnach durch ein Tuch gesigen/ und alle Morgen und Abend ein Becherlein voll warm davon getruncken/ treibet aus das Grieß und den Lendenstein. Des außgepreßten frischen Garbenkrautssafft 4 oder 5 Loht mit gutem weissen fürnen Wein getruncken/ hat gleiche Krafft.
Garbenkrautsafft frisch außgepreßt 4 oder 5 Loht/ und 1 quintlein der Lattwergen PHILONII PERSICI darinn zertrieben/ dann warm getruncken/ vertreibet das Blutharnen. Das thut auch gemelter Safft/ wann man sein 3 oder 4 Loht nimmt/ und vermischt damit zwey Loht Myrtensyrup/ und trincket es warm/ oder seude Garbenkraut in Essig über den dritten Theil ein/ seihe es dann durch ein Tuch/ und trinck Morgens und Abends/ jedesmal auf die drey Untzen warm davon.
Garbenkraut mit den weissen Blumen zu Pulver gestosssen und eines Quintleins schwär mit 6 Loth Garbenkrautwasser/ oder einem Trüncklein frischer Geißmilch getruncken/ vertreibet den Saamenfluß.
Garbenkrautsafft frisch außgepresset/ und 4 Loht mit ein wenig Zucker getruncken/ stillet den unmäßigen Blutfluß der Weiber. Das Kraut und Blumen in Wein oder Wasser gesotten/ darnach durchgesiegen/ und Abends und Morgens/ jedesmal 4 Untzen davon getruncken/ hat gleiche Würckung. Oder stoß das auffgetrucknete Kraut zu einem subtilen Pulver/ und zertreibs mit dem Wasser/ darinn Granatenblumen und der Safft HIPOCISTIS gesotten sind worden/ und gib es zu trincken.
Frisch Garbenkraut gestossen und ein Mutterzäpfflein darauß gemacht/ vertreibet den weissen Mutterfluß/ so ein Weib dasselbige zu sich thut.
Garbenkrautsafft frisch außgepresset/ und 5 oder 6 Loht getruncken/ vertreibet die unmässige Flüß der Feigblateren und Güldenadern/ und stillet darneben grossen Schmertzen derselben.
So einer von der Höhe gefallen wäre/ und darvon Blut speyet/ so gib ihm 1 Quintlein gepülvert Garbenkraut mit gutem starcken Weineßig zu trincken.
Wider das Quartan-Fieber ein Experiment: Nim des außgepreßten Garbenkrautssafft/ 6 Loht. Zertreib darinn fünff oder sechs Salbeyenblätter zu einem subtilen Pulver gestossen/ und gibs dem Krancken zuvor/ ehe ihn das Fieber anstösset/ warm zu trincken/ und laß ihn niderligen und schwitzen.
Die Feigwartzen zu vertreiben und zu heilen: Nim Garbenkraut/ Bachmüntz/ jedes 4 Handvoll/ Wegerichkraut 3 Handvoll. Stosse diese Kräuter wol/ und presse den Safft darvon aus durch ein Tuch/ und thue darzu Mastixkörnlein/ und vier Pfefferkörner zu einem subtilen Pulver gestossen/ vermischs wol durcheinander/ und gib dem presthafftigen neun Tag nach einander alle Morgen nüchtern 4 Loht zu trincken.
Garbenkraut gibt auch ein edlen Wundtranck für sich selbst/ oder mit anderen Kräutern in gutem weissen Wein gesotten/ den darnach durchgesiegen und getruncken. Dieser Tranck heilet allerley Wunden/ treibet aus das gerunnen Blut/ deßgleichen die Spülwürm/ und was gifftiges im Leibe ist/ stillet auch das reissen und Schmertzen im Bauch und den Därmen/ so von der Ruhr und den Bauchflüssen erreget werden.
Ein edler Wundtranck/ der alle frische Wunden von Grund herauß heilet: Nim der weissen Garben mit den Blumen/ rohte Garben mit den Blumen/ Buchspick/ Prunellenkraut/ heidnisch Wundkraut/ Engeltranckblätter/ Benedictenkraut mit den Wurtzeln/ Tormentillkraut mit den Wurtzeln/ Schlangenzüngleinkraut/ jedes 1 Handvoll/ roht Müntz/ Pfersingkraut mit den Flecken/ wild Hirtzpastenachblätter/ Meisterwurtzkraut/ Lindenblüht/ die äusserste Juncken von der Brombeerhecken/ die Rinden von den wilden Eglentierrosenhecken/ Monrauten/ jedes 1 halbe Handvoll. Alle gemeldte Stück soll man klein schneiden/ wol durcheinander vermischen/ und in zween gleiche Theil abwiegen/ darvon ein Theil in eine Kante thun/ darüber schütten 1 Maß Weins oder alt Bier/ den Ranfft der Kanten dann sauber verlutieren/ und in einen Kessel mit Wasser setzen/ und darinn vier Stunden in einem stäten Sud sieden lassen/ darnach laß kalt werden/ und zum Gebrauch durchseihen. Davon soll man dem Verwundten alle Morgen und Abend vier oder fünff Loht zu trincken geben.“
Rezepte und Anwendungen, äußerlich: Äußerlich werden Auszüge der Droge in Form von Spülungen, Umschlägen und Bädern bei entzündlichen Haut- und Schleimhauterkrankungen sowie als Wundheilmittel genutzt. Insbesondere weist die Literatur auf die Behandlung von wunden Brustwarzen hin, zu der zwei Esslöffel Kraut auf einen halben Liter kochendes Wasser für Umschläge dienen. Für Rekonvaleszente, nach Säfteverlust und Verdauungsschwäche werden zwei bis drei Löffel Schafgarbenabsud (Dekokt) in warmer Fleischbrühe empfohlen.
Dinand: „Umschläge mit Schafgarbenabsud leisten gute Dienste bei Verwundungen und Geschwüren. Bäder mit Zusatz von 2 – 3 Händen voll Kraut und Blüten werden bei geschwächtem Körper, rheumatischen und gichtigen Gliederschmerzen gebraucht.“
Tabernaemontanus: „Garbenkraut frisch gestossen/ und den Safft darvon außgepresst/ darnach Tücher darinn genetzet/ und wieder ein wenig außgetrucket/ daß sie nicht trieffen/ dann also warmlechtig über die Schläff und Stirn geleget/ vertreibet das Haubtwehethum.
Die Blumen von Garbenkraut/ und die Blumen der Specklilgen oder Geißblats/ jedes gleichviel gestossen/ darnach den Safft darvon außgedruckt/ und mit Frauenmilch temperirt/ ist eine edle Artzney die Flecken in den Augen zu vertreiben/ jederweilen 1 Tröpfflein oder 3 darein getrauffet.
Oder/ nim Garbenkrautblumen/ Fenchelkraut und Weinrauten/ jedes 1 Handvoll/ seude sie klein zerschnitten in einer ächtmaß Weins zum halben Theil ein/ darnach seihe es durch ein sauber Tuch. Von diesem Wein thue jederweilen 1 Tröpfflein oder 3 in die Augen/ wie ein ander Augenwässerlein.
Garbenkraut gestossen zu subtilem Pulver/ und in die Nase gethan/ stillet den Blutfluß der Nasen. Dieses Kraut ist einer widerwärtigen Natur/ wie der hochberühmte HIERONYMUS TRAGUS mein PRAECEPTOR sel. solches wahrgenommen/ also wann man das Kraut stösset oder zerknitschet/ und es auf die blutigen Wunden leget/ so stillet es das Blut/ herwiederum wann einer ein Blättlein in die Nase thut/ so folget über eine leine weil das Blut hernach.
Garbenkraut mit Eßig gestossen/ und den außgepreßten Safft davon in die Nase zu sich gezogen/ stillet den Blutfluß der Nasen von Stund an. Solches thut auch das frische Kraut/ gestossen und wie ein Pflaster über die Stirn gebunden.
Die Wurtzel oder das Garbenkraut nüchtern im Mund gekäuet/ vertreibet das Zahnwehe. Das thut auch so man das Kraut in gutem Weineßig seudet/ und die durchgesigene Brühe warm im Mund haltet.
Garbenkraut mit frischem Butter gestossen/ und durcheinander wie ein Pflaster temperirt/ folgends auf ein Tuch gestrichen/ und warm über den Kinbacken geleget/ auf der Seiten da der Schmertzen der Zahn ist/ leget und vertreibet das Zahnwehethum/ das von hitziger Ursach seinen Ursprung hat.
Garbenkraut und breiten Wegerich/ mit den Wurtzeln mit Wein gestossen/ vertreibt den Schmertzen und Flüß der Zähn/ warm wie ein Pflaster über den Kinbacken der schmertzhafftigen Seiten übergelegt.
Garbenkraut frisch gestossen/ und ein Mutterzäpfflein davon gemacht und zu sich gethan/ das Kraut auch also gestossen/ wei ein Pflaster ober über die Scham gelegt/ stillet den unmäßigen Blutfluß der Weiber. Das Kraut in Wasser gesotten/ ein Lendenbad davon gemacht/ und darinn gebadet/ hilfft auch.
Garbenkraut von seinen Stielen abgestreiffet/ in die Schuh geleget und darauff gegangen/ stillet den weissen Mutterfluß der Weiber.
Garbenkraut von seinen Stengeln abgestreiffet mit den Blumen/ sechs Handvoll genommen/ deßgleichen Hartheu/ die Blätter und Blumen von Stengeln abgestreiffet 4 Handvoll/ und 2 Handvoll Granatenblumen/ BALAUSTIA ganannt/ ein wenig groblecht zerstossen/ darnach mit den Kräutern und Blumen vermischet/ folgends in ein Säcklein gethan/ und mit einem Faden gerigen/ daß die Kräuter nicht zusammen lauffen mögen/ dann in halb rothen Wein und Eisenlöschwasser ein wenig gesotten/ und hart mit zweyen Brettlein außgetruckt/ daß das Säcklein nicht mehr trieffe/ darnach so warm als mans leiden kan/ über den Bauch geleget/ und offermals wiederum in der vorigen Brühe gewärmet/ ist ein heilsame artzney wider die Ruhr und alle andere Bauchflüß. Solches thut auch das Garbenkraut/ allein vor sich selbst in rothem rauhen Wein gesotten/ und gleichfals über den Bauch gelegt.
Die Blumen von dem Garbenkraut gestossen/ und über die frischen und blutende Wunden gelegt wie ein Pflaster/ stillet das Blut derselbigen. Das Garbenkraut gleicher weiß gestossen und übergelegt/ vertreibt und leget nieder die Geschwulst der Wunden. Garbenkraut mit Schweinenschmaltz gestossen/ und wie ein Pflaster temperirt/ reiniget und heilet alle Wunden/ welches auch der Poet SERENUS mit folgenden Versen bezeuget:
Herbaque foliis nomen de mille recepit, Appositu prodest adipi permixta vetusto.
Garbenkraut frisch oder dürr gestossen/ und mit Essig temperirt/ behütet die frischen Wunden vor aller hitziger Geschwulst und Entzündung/ wie ein Pflaster übergeleget.
Garbenkraut/ Sanickel/ heydnisch Wundkraut/ jedes gleichviel/ darzu thu Böckenunschlit und Schweineschmaltz/ so viel der Kräuter sind/ stosse diese Ding wol durcheinander/ thue ferner darzu Baumöl/ halb so viel als des Unschlits und des Schmaltzes ist/ seude sie darnnach mit einander über einem linden Feuer/ so lang biß sich der Safft in den Kräutern verzehret/ das presse darnach hart aus durch ein Tuch/ zerlaß ferner darinn halb so viel Wachs als des Baumöls gewesen ist/ und wieder halb so viel Terpentins als des Wachs gewesen ist/ und auch so viel rein gepulverten Fonigreck/ vermische es durcheinander/ so wird es eine herrliche Wundsalb oder Pflaster/ welches alle Wunden und alte faule Schäden heilet.
Ein ander herrlich und gut Wundpflaster/ welches Wunden und Schäden heilet/ wie die Namen haben mögen/ das bereite also: Nim frisch Garbenkraut 4 guter Handvoll/ heydnisch Wundkraut/ Sanickel/ Wasserbetonienkraut/ sonst mit einem andern Namen Bachschaum genant/ jedes 2 guter Handvoll/ Stosse die Kräuter wol in einem Mörser/ thue darzu Böckenunschlit/ Mäybuttern/ Schweinenschmaltz/ Baumöl jedes 8 Untzen/ vermische solche Stück wol mit den gemeldten Kräutern in einem kupfferin Kesselein/ setze es auf ein linde Gluht/ laß sittiglich miteinander sieden/ biß der Safft in den Kräutern sich verzehret/ alsdann preß miteinander durch ein Tuch. Wann das geschehen/ so zerlaß darinn frisch und gut geel wachs/ Kubelhartz/ Terpentin/ jedes 4 Untzen/ darnach thue es vom Feuer/ und wann es ein wenig überschlagen ist/ so rühr folgende Stück darein/ als da sind/ Siebengezeitsaamen/ 3 Lothd/ Spanisch grün/ 1 Loth/ beyde zu einem reinen Pulver gestossen/ das rühr biß es kalt wird.
Ein ander gut Wundpflaster vor den Armen und gemeinen Mann: Nimm der grossen Schaafgarben zu einem reinen Pulver gestossen/ 4 Loth/ frischen und gesaltzenen Butter/ grün Siegelwachs/ jedes 6 Loth. Zerlasse den Butter und Siegelwachs sittiglich durcheinander über eine Gluht/ thu es darnach vom Feuer/ und wann es überschlagen ist/ so rühre das Garbenpulver darein/ so hast du ein gut Pflaster zu Wunden und zu Schäden.
Wider die geschwollen Adern des Hindern/ oder die Feigadern/ und den Fluß der Güldenadern: Nimm Garbenkraut und Ruprechtskraut/ jedes gleichviel/ stosse die und legs über wie ein Pflaster. Man mag auch die gemeldten Kräuter in Wasser sieden/ und ein Lenden-Bad davon machen und darinn baden.
Oder/ nimm 1 gute Handvoll frisch Garbenkraut/ stosse das wol mit genugsamen Schweinenschmaltz/ lasse darnach über einer linden Gluht sieden/ biß daß sich der Safft im Kraut verzehret/ darnach drucke es durch ein Tuch/ und salbe die geschwollenen Ader oder Feigblattern damit.
Ein ander gut Sälblein wider den Schmertzen der Feigblattern: Nimm frischen ausgepreßten Garbensafft/ Rosenöl/ jedes 2 Loth/ der gemeinen Bleyweißfalben/ Alberbroß oder Poppelsalbe/ jedes 1 halb Loth. Diese Stück soll man in einem bleyern Mörser mit einem bleyernen Stösser auf ein halb Stund wol vermischen/ darnach die Feigblattern damit salben. Garbenkraut mit frischem ungesaltzenem Butter zerstossen/ und wie ein Pflaster temperirt/ zertheilt und vertreibet alle Geschwulst/ übergelegt. Garbenkraut vor sich selbst gestossen/ und wie ein Pflaster übergelegt/ heilet einen jeden Bruch.
Garbenkraut gestossen/ und mit Unschlit temperirt wie ein Pflaster/ heilet die alten Schäden/ und die Fistel/ welche Artzney dem Poeten SERENO auch nicht unbekannt gewesen ist/ wie er in nachfolgenden Versen bezeuget:
Herbachelidoniae fertur cummelle mederi. Herbaquum jeuofolin de mille vocata.
Es machen die erfahrne Wundärtzte ein herrlichen Wundbalsam aus dem Garbenkraut/ wie folget: Nim Garbenkrautblätter und die Blumen/ 4 Handvoll/ stosse die in einem Mörser/ und thue sie in ein bequem Violglaß/ schütte darüber 4 Pfund alt Baumöl/ vermache das Glaß beheb zu/ und stelle es zehen Tage an die Sonne/ darnach drucke das Kraut und Blumen hart aus durch ein Tuch/ und thu wieder 4 Handvoll Garbenkraut und Blumen in das außgepreßte Oel/ stelle es wol vermacht neunzehen Tage in die Sonne/ alßdann preß das Oel aus durch ein Tuch wie zuvor/ und thue die nachfolgenden Stück darzu/ als da sind Dillenöl/ Cyprischen Terpentin/ jedes 8 Untzen/ Mumien/ Aloes und Paradeißholtz/ Mastix/ Myrrhen/ Epheugummi/ jedes 3 Loth/ gerectificirten gebrannten Wein/ 8 Untzen/ Dannenhartz/ 3 Untzen/ Saffran/ 1 Loth/ Näglein/ Muscatnüß/ Zimmatrinden/ jedes 3 Quintlein. Alle truckne Stück soll man zu einem reinen Pulver stossen/ darnach mit den andern Stücken wol vermischen/ in ein Kolbenglaß thun/ dasselbige beheb verstopffen/ daß nichts außriechen mag/ und sezte das Glaß in BALNEUM MARIAE, lasse drey Stunden lang in stätem Sud darinn sieden/ darnach thue daß Glaß heraus/ und stelle es zehen Tag lang wieder in die Sonne/ und hebe das Oel fleißig auf zu dem Gebrauch. Dieses Oel heilet alle alte und frische Wunden/ deßgleichen alte Schäden/ Fisteln/ Krebs und den Bresten NOLI ME TANGERE. Es vertreibet auch den Schmertzen der Ohren/ warm darein getraufft. Den gantzen Rückgrad vor dem Ankunfft der Fieber mit diesem Oele gesalbet/ mildert das Schaudern und die kälte des Fiebers.
Garbenkraut gestossen und wie ein Pflaster übergelegt/ heilet die Biß der gifftigen Viperschlangen.
In Wein oder Wasser gesotten/ und damit die alte Wunden und flüßige Schäden gewäschen/ und das gesotten Kraut wie ein Pflaster übergebunden/ säubert/ trucknet und heilet dieselbigen.
Wider die Lähmde und Contraction der Glieder/ mach nachfolgende Salb: Nimm grün Garbenkraut mit den Blumen und den Saamen/ drey Handvoll/ Beyfuss mit den Saamen/ Bilsenkraut mit der Wurtzel und Saamen/ die öbersten Gipffel der grossen brennenden Nesseln mit den Saamen/ jedes 2 Handvoll. Stoß alle gemeldte Kräuter in einem Mörser zu Muß/ vermisch damit alt Schweinenschmaltz/ Baumöl/ Hirtzenunschlit/ guten alten Wein/ außgepreßt Küttensaft/ jedes 4 Untzen. Thu alle gemeldte Stück in ein Pfann oder bequemes Kesselein/ lasse sittiglich miteinander sieden/ biß der Wein/ Küttensafft/ und der Safft in Krautern gar eingesotten ist/ alsdann preß es hart durch ein Tuch/ zerlaß ferner darinn neues Wachs 6 Loth/ Biberschmaltz/ Terpentin/ jedes 3 Loth/ gerectificirten gebrannten Wein/ 2 Loth/ darnach hebs vom Feuer/ und wann es überschlagen ist/ so rühr 3 Loth Bibergeil auf das aller reinste gepülvert darein/ biß die Salb kalt wird und gestehet/ alsdann verwahre sie in einer Percellanen Büchsen. Mit dieser Salbe soll man die Glieder alle Morgen und Abend bey einem warmen Ofen oder Gluth wol salben/ und dann warme leinine Tücher darum winden und sie warm halten/ so kommen die Glieder zu recht/ wann sie schon schlagsüchtig wären.
Wider die Geschwulst der Mannsruthen und der Hochbelg oder Klöß/ ein Experiment: Nimm Garbenkraut/ Korbfeygen klein zerschnitten/ roth Rosen/ Geyßbohnen/ jedes gleichviel klein zerstossen/ thue sie in ein Säcklein/ und seude es in Wein/ und lege das Säcklein so warm man es leiden kan über/ das wird alle Geschwulst bald zertheilen und hinweg nehmen/ und ist ein besonders erfahrnes SECRETUM.
Daß sich ein Wein nicht verkehre/ nicht breche/ noch ungeschmackt werde: Wann der Most verjähren ist/ so nim ein gut Theil Saamen von dem Schaafgarbenkraut/ und hencks in einem Säcklein in Wein.“
Indische Medizin, Ayurveda: Grundeigenschaft: erhitzend, leicht, Geschmack: scharf, bitter, herb, Scharf nach der Verdauung, Galle (Pitta) und Schleim (Kapha) werden reduziert, bei großer Menge Wind (Vata) vermehrt. Gallensenkretion steigernd, allgemein erwärmend, Blut (Rakta) entgiftend. Schleim (Sleshma) ausführend.
Eine sehr kleine Dosis der Tinktur der ganzen Pflanze mit Weingeist in Wasser verdünnt wird eingenommen um Blutungen der Lungen, Nieren und Nase zu stoppen.
Eine Salbe aus der ganzen Pflanze trägt man auf Hämorrhoiden auf.
Ein Dekokt oder eine Infusion der Pflanze wird als Mundspülung bei Munderkrankungen und bei der Haarwäsche als Wuchsmittel benutzt.
Pulver aus getrockneten Blättern ist ein gutes Niesmittel.
Das Dekokt wird auch bei wunden Brustwarzen aufgebracht.
Die Blüten und die blühende Pflanze sind anregend, aromatisch, schweißtreibend, stärkend, zusammenziehend, harntreibend und wundheilend.
Das in den Blüten enthaltene essenzielle Öl wirkt appetitanregend, wenn man wenige Tropfen davon einnimmt. 5 bis 30 Tropfen dieses flüchtigen Öls verabreicht man bei Erkrankungen des Urogenitalsystems und der weiblichen Reproduktionsorgane.
Homöopatie: 1. Achillea millefolium ferm. 2. Achillea millefolium, das frische, blühende Kraut. Anw.-Geb.: u. a. bei Blutungen und Krampfadern. 1. Achillea millefolium spag. Zimpel, das frische blühende Kraut der ganzen Pflanze.
Hildegard von Bingen (Physica): „Sind bei einem Menschen die Augen durch Tränenfluss verdunkelt, lege er des Abends zerstoßene Schafgarbe auf die Augen, indes er darauf achtet, dass diese das Innere der Augen nicht berührt. Etwa zur Mitternacht nehme er es ab. Dann umstreiche er die Augen mit etwas bestem und reinstem Wein. So werden die Augen geheilt.“ Und bei offenen Wunden empfiehlt sie: „Wasche die Wunde mit Wein und gebe frische, mäßig in Wasser gekochte und danach ausgedrückte Schafgarbe in einem Tuch auf die Wunde. Derart nimmt sie die Fäulnis und Schwären und heilt sie. (…) Wenn die Wunde beginnt, sich zusammenzuziehen und zu heilen, lege man die Schafgarbe direkt darauf um sie noch besser und vollkommener zu heilen.“
Bilbliografie:
Prof. Dr. Karl Hiller, Prof. Dr. M. F. Melzig, Die große Enzyklopädie der Arzneipflanzen und Drogen, 1999
Tabernaemontanus, ( Jakob Dietrich, Jacob Ditter/Diether bzw. Jacob Theodor), Neuw Kreuterbuch, 1588-91
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Pedainos Dioskurides, Materia Medica, 1. Jahrh.
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Gessner-Orzechowski, Gift- und Arzneipflanzen von Mitteleuropa, 1974
Heilpflanzen-Lexikon für Ärzte und Apotheker, Dr. Hans Braun, 1968
Leonhardus Fuchsius, “New Kreuterbuch, in welchem nit allein die gantz histori, das ist namen, gestalt, statt und zeit der wachsung, natur, krafft und würckung…” von 1543.
“Köhlers Medizinal-Pflanzen” von 1883 bis 1887.
Dr. Friedrich Losch, Kräuterbuch, 1903