Huflattich

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Tussilago farfara Linn.

syn: Doronicum arnica, Doronicum montanum,

Familie: Compositae

Deutsch: Brustlattich, Brandlattich, Ackerlattich, Roßhuf, Eschhuflattich, Feldlattich, Hitzeblätter, Lehmblätter, Märzblume, Ohmblätter, Hufnägel, Sandblume, Tabakkraut, Schusternägel,

Beschreibung: Kraut (20—30 cm), ausdauernd mit wurzelbildenden Ausläufern. Blüten (zeitig im Frühjahr vor   den Blättern erscheinend) endständig an den einfachen braun­schuppigen Stengeln, goldgelb in sich nachts schließendem, aus etwa 300 Zungenblüten und etwa 30-40 (scheinzwittrigen) Röhrenblüten zusammengesetztem Blütenköpfchen. Blätter später austreibend, eine Rosette bildend, langgestielt, mit sehr groß werdender, rundlicher, herzförmig-eckiger, ungleich gezähnter, oberseits grüner und glatter, unterseits grauweiß flaumig behaarter Spreite. Früchte mit mehrreihiger weißer Haarkrone.

Huflattich ist nach Gerhard Madaus’ Heilpflanzenbuch von 1938 die einzige Pflanzenart, die selbst auf reiner Braunkohle gedeihen kann.

Vorkommen: Europa, Nordasien, Nordafrika. Wildwachsend auf feuchten Wiesen, an Bach- und Flußufern, in Gräben, an Wegen, Bahndämmen, Ackerrändern, auf Ödland und Schutthalden. In Nutzpflanzenkulturen auf feuchten, lehmig-tonigen Böden häufig als lästiges Ackerunkraut.

Sammelzeit: Blätter Mai bis Juni, Blüten März bis April

Sammelgut: Bevorzugt die dunkelgrünen, langgestielten, handgroßen, herzförmi­gen, buchtig gezähnten, auf der Unterseite mit einem weißen, wolligen Haar­filz überzogenen Blätter. Seltener die goldgelben, nach Honig riechenden Blü­ten (Blütenkörbchen), da diese arzneilich weniger wirksam sind als die Blät­ter.

Etymologie: Ableitung vom Lateinischen tussis, Husten.

Volkstum: Die Bezeichnung Huflattich kommt von den hufeisenrund ausgebildeten großen Krautblättern. Schusternägel heißen die Blumen aufgrund ihrer Form vor dem Aufblühen.

Verwendete Teile: Die Blätter, weniger die Blüten.

Inhaltsstoffe: Im Blatt, weniger in der früher auch gebräuchlichen Blüte, reich­lich Schleimstoffe(ca.7%), die bei der Hydrolyse Arbinose (24%), Galactose (30%), Glucose (27%), Xylose (9%) und Uronsäuren (4%) liefern. Im Blatt bis 17 % Gerbstoff, Gallussäure, Bitterstoff, Inulin sowie bis 17 % Asche mit relativ hohem Gehalt an Salpeter (Kalium­nitrat), auf zinkhaltigem Boden auch Zink (dann in der Wurzelasche bis 3 % Zink!). Saponine kommen im Blatt, entgegen früherer Angabe, nicht vor dagegen Sitosterin und Shyuxsterin.  In der Blüte reichlich Xanthophyll (als einziger gelber Farbstoff der Blüte), etwas Gerbstoff und Spur Ätherisches Öl.

Eigenschaften: Schleim- und krampflösend, zusammenziehend. Ein altbewährtes Hustenmittel.

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Verwendung und Rezepturen:

Ayurveda:

Wirkung: leicht,

Geschmack: Scharf, zusammenziehend, süß.

Eigenschaft: Kühlend,

Dosha: Wind wird harmonisiert, Galle und Schleim werden reduziert.

Gegenanzeigen: Auf Grund der toxischen Eigenschaften der Pyrrolizidinalkaloide ist die uneingeschränkte Nutzung der Droge nicht mehr vertretbar. Daher wird geraten, bei eine Kur die Dauer von 4-6 Wochen nicht zu überschreiten. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (Bundesgesundheitsamt (1992) Bundesanzeiger, 4805; ) fordert aufgrund der extremen Giftigkeit eine Nulltoleranz für Pyrrolizidinalkaloide.Bis heute gibt es bei Lebensmitteln weder Regelungen bezüglich Höchstmengen noch Kontrollen. Jedoch wurde für phytopharmazeutische Produkte vom Bundesgesundheitsamt die Einnahme auf 1 µg/Tag bei Anwendung von bis zu 6 Wochen bzw. 0,1 µg/Tag bei Anwendung über 6 Wochen begrenzt.

Dioskurides: Das Bechion [Einige nennen es Richion, Andere Petrine, Peganon, Pithion,  Pagonaton, Chamaileuke, Procheton, Arkophyton, Chamaigeiron, die Aegypter Saartha, die amer Tusilago, Pharpharia, Pustulago, die Bessier Asa] hat epheuähnliche Blätter, aber grösser, sechs bis sieben, an der Oberseite sind sie grün, auf der Unterseite weiss und haben mehrere Ecken, der Stengel ist eine Spanne hoch. Es entwickelt im Frühjahr eine gelbe Blüthe, wirft Blüthe und Stengel aber bald ab, weshalb Einige glaubten, die Pflanze habe weder Stengel noch Blüthe. Die Wurzel ist zart. Es wächst an Buchen und feuchten Stellen. Seine Blätter mit Honig fein zerrieben als Umschlag heilen roseartige und alle anderen Entzündungen. Trocken aber zur Räucherung augezündet hilft es denen, die von trockenem Husten und Orthopnöe belästigt worden, wenn sie den Dampf mit geöffnetem Munde aufnehmen und herunterschlucken. Es öffnet aber auch die Absecesse in der Brust. Dasselbe leistet auch die Wurzel in der Räucherung. Sie treibt in Honigwasser gekocht und getrunken den todten Embryo aus.

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Dinand: Der Tee (5-10g pro Tasse) reinigt Brust und Lunge und ist ein vorzügliches Heilmittel bei katarrhalischen Leiden der Atmungsorgane: Husten, Heiserkeit, Verschleimung, Brustkatarrh, Engbrüstigleit, Influenza und Schwindsucht im Anfangstadium. Der Tee fördert die Schleimabsonderung und lindert den Husten. (…) Huflattichtee mit Zusatz von Walnußblättern wirkt besonders gut bei Skrofulose. Man kann diesem Tee auch Rotwein zusetzen. Das Pulver, täglich 1-2 Messerspitzen voll, leistet ebenfalls gute Dienste bei genannten Leiden. Der Saft der grünen Pflanze (3mal täglich etwa 15g) mit Milch oder Honig vermischt, ist ein ausgezeichneter Frühlingstrank bei Krankheiten der Atmungsorgane, ferner bei Skrofeln als Hilfs- und Unterstützungsmittel.

Äußerlich: Die frischen Blätter, mit einem Messerstiel etwas geklopft, dass der Saft zum Vorschein komt, werden mit bestem Erfolge zur Kühlung von hitzigen Geschwüren, offenen Fußwunden, Gesichtsrose (Rotlauf) angewendet.

Kneipp schreibt ebenfalls: „Frische Huflattichblätter, die auf die Brust gelegt, ziehen die Hitze aus und entfernen das Fieber. Öfters aufgelegt sind diese Heilblätter auch gut bei Rotlauf, Gesichtsrose, überhaupt bei allen hitzigen Geschwüren, auch für offene Füße sind sie ein wirksames Heilmittel.“

Asthma-Tee: 10 Teile Huflattich, je 6 Teile Wollkraut, Kalmus, Basilienkraut, Haselwurz, Teufelsabbiß, Seifenkraut, Koriander, 5 Teile Petersilie, 2 Teile zerstoßene Wacholderbeeren. Täglich 4 Tassen Tee (davon).

Wiener Kräutertee: Je ½ g Klatschrosen, Kornblumen, Wollblumen, 1 Teil Fenchel, je 2 g Sennesblätter, Süßholz, Leberkraut, Sassafras-, Guajak-, Rotes Sandelholz, Quecke je 4 g Lungenkraut, Scabiose-, Huflattich- und Eibischblätter.

Homöopathie:  Hier wird die aus frischen Blättern bereitete Essenz (Farfara) verwendet.

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Bilbliografie:

Prof. Dr. Karl Hiller, Prof. Dr. M. F. Melzig, Die große Enzyklopädie der Arzneipflanzen und Drogen, 1999

Tabernaemontanus, (Jakob Dietrich, Jacob Ditter/Diether bzw. Jacob Theodor), Neuw Kreuterbuch, 1588-91

August Paul Dinand,Handbuch der Heilpflanzenkunde, 1921

A coloured atlas of the chinese Materia Medica, specified in Pharmacopoeia of the People´s Republic of China (1995 Edition). Guangdong science and technology press.

Pedainos Dioskurides, Materia Medica, 1. Jahrh.

Materia Medica of the Hindus, Uday Chand Dutt, 1922

The Indian Materia Medica, Dr. K. M. Nadkarni, Volume 1 und 2, 1908, rev1954, rev1976, rev1982,

Gessner-Orzechowski, Gift- und Arzneipflanzen von Mitteleuropa, 1974

Heilpflanzen-Lexikon für Ärzte und Apotheker, Dr. Hans Braun, 1968

Leonhardus Fuchsius, “New Kreuterbuch, in welchem nit allein die gantz histori, das ist namen, gestalt, statt und zeit der wachsung, natur, krafft und würckung…” von 1543.

“Köhlers Medizinal-Pflanzen” von 1883 bis 1887.

Dr. Friedrich Losch, Kräuterbuch, 1903

Stauffer: Klinische Homöopathie, Arzneimittellehre

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