Arctium lappa

Arctium lappa L.-2

syn: Arcitum mayus, Lappa communis, Lappa mayor, Lappa officinalis, Lapa vulgaris,

Familie: Asteraceae, (Compositae)

Deutsch: Große Klette, Rossklettenwurz, Kinderblätter, Kiekenwurz, Haarballe, Kladde, Kladdebusch, Butzenklette, Wolfskraut,

Beschreibung: Diese Pflanze ist eigentlich zweijährig, d. h. sie blüht im zweiten Jahre, ohne jedoch ganz abzusterben. Sie hat eine spindelästige, dicke, lange, graubraune, innen weißliche Wurzel mit schwammigem lockeren Kern; der aufrechte Stengel ist bis 2 m hoch, steif, zähe und gefurcht und meist verzweigt; die Blätter sind gestielt, breit herz­förmig gezahnt, die untersten sind am größten, meist etwas wellig. In den fast kugeligen, köpfchenförmigen Blütenständen sind nur (fünf bis) 20 bis 40 (oder mehr) zwittrige Röhrenblüten vorhanden. Die Röhrenblüten sind fünf rosa bis violetten verwachsene Kronblätter. Die Achänen haben einen weißen Pappus.

Vorkommen: Auf Öd- und Brachland, auf Schutthalden, Wiesen, an Wegrändern, in Gräben, an Zäunen, Mauern, Dämmen, Bachufern. verbreitet, meist häufig; Wegränder, Ufer;

Sammelgut: Die lange, ästige, fleischige Wurzel.

Arctium lappa L.1-3

Sammelzeit: Ab Oktober bis in den Winter hinein, solange der Boden offen ist.

Ernte: Die Knollen werden im Spätherbst vor Eintritt von Frost gegraben und über Feuer langsam getrocknet, und zwar meist an Fäden, wie man dies beim Obst zu tun pflegt.

Etymologie: Vom griechischen arcteion, „der Bär“ wegen der wolligen Eigenschaft der Blütenköpfchen. Der mittelalterliche Name Bardana leitet sich vom lateinischen bard  „Pferdedecke“ ab, wegen der Form und Größe der untersten Blätter

Verwendete Teile: Die fleischige bis zu 1 Meter lange dicke Wurzel. Weniger die Blätter, oder die Samen.

Inhaltsstoffe: In der Wurzel 0,06—0,18% Ätherisches Öl = Ol. Bar­danae e radice und bis 45% Inulin (A. lappa 45-70 %, A. minus 20-27 %, A. tomentosum bis 19 %), Polyine, Kaffeesäurederivate und Sesquiterpenlactone, es ist das Arctiopicrin welches zu der Untergruppe der Germacranoliden gehört und zu einer Kontaktdermatitis führt.

Im Kraut ca. 0,03% Ätherisches Öl, daneben Gerbstoff und Schleim.

Im Samen: Das Glucosid Arctiin (Aglykon: Arctigenin = Matairesinolmonomethyläther) sowie Fettes (Ol. Bardanae e semine) Klettensamenöl.

Gegenanzeigen: Es kann bei der Berührung der Blätter und der Wurzel zu einer Kontaktdermatitis kommen.

Arctium lappa L.2-1

Eigenschaften: Die Wurzel schmeckt bitter. Der Samen soll diuretisch und antidiarrhoisch wirken. Die neuerdings ermittelte choleretische Wir­kung der Blätter könnte dem Ätherischen Öl, oder aber dem Glykosid zukommen.

Verwendung und Rezepturen: Die Klette wird äußerlich zu Um­schlägen bei schlecht heilenden Wunden und Geschwüren sowie zur Förderung des Haar­wuchses (Signatura rerum!, s. Einl.), innerlich besonders als Diaphoreticum, Diureticum, Blutreinigungsmittel, ferner bei chronischen Katarrhen, bei Rheuma und Hautleiden ge­braucht. Die traditionelle Volksheilkunde schreibt der Klette eine harntreibende und blutreinigende Wirkung zu. Auch gegen Gelenkrheuma, Geschwüre, Magenbeschwerden, Haarausfall, Kopfschuppen, unreine Haut, Gebärmuttersenkung und zur Wundheilung wurde sie früher empfohlen.

In der Ukraine legt man die geschabte Wurzel mit etwas Salz auf Hühneraugen.

Tabernaemontanus:   Ein anderer Wundtranck wirdt von dem kleinen Fünffingerkraut auff folgende weiss bereytet: Nimb dess kleinen Fünffingerkrauts im Aprillen mit seinen Wurtzeln unnd Blumen gesammlet unnd auffgetrucknet anderthalb Handvoll Genserichkraut spitzer Wegerich Garafelkraut jedes ein Handvoll Wasserguntzel Sanickel Wallwurtz Monrauthen der grossen Klettenwurtzel Cardenbenedictenkraut jedes eine halbe Handvoll. Alle gemelte Kreuter und Wurtzeln sol man in ein Kanten thun zuvor klein zerschnitten und darüber schütten ein mass guten weissen Wein oder so viel Bier: darnach den Ranfft der Kanten sauber verkleyben und dieselbe in ein Kessel mit Wasser setzen darinn vier Stunden sieden lassen darnach durchseihen und den verwundten Morgens und Abendts vier oder fünff loth darvon warm zu trincken genben.

Arctium lappa10-5
Wider die fäule dess Zahnfleisches das sich hinwegfrisset also dass die Zähn schier gar bloss stehn: Nim vi. frischer lebendiger Bachkrebs unnd 2 Loth gross Klettenwurtzel stosse die in einem Mörser auff das allerkleinest biss sie gar zu Muss werden darnach zertreibe die gemelten stück mit 16 Untzen Kornblumenwasser und seihe es dann durch ein Tuch unnd drucks hart auss davon nimb alle zwo Stunden ein Löffelein voll oder drey in den Mund unnd wäsche die biller oder Zanfleisch wol darmit biss du widerumb besserung befindest und frisch Zahnfleisch widerumb gewachsen ist.

Ein anderer bewehrter Wundtranck wider allerhand Wunden: Nimb Buchköl zwo Handtvoll Hasenöhrlein oder spitz Wundtkraut anderhalb Handtvoll Beerenöhrlein Spicant Fünffingerkraut Maßliebleinkraut mit den Blümlein Specklilgenbletter Garbenkraut jedes ein Handtvoll roten Köl Hagendornblüth Haselwurtz die Bletter und Blumen deß Heydenkrauts jedes ein halbe Handtvoll groß Klettenwurtzel zwey loth Baldrianwurtzel anderhalb loth. Alle gemeldte Stück soll man klein zerschneiden wol durcheinander vermischen und in zwey gleiche theil abwiegen davon ein theil in die Kannten thun halb Wein halb Wasser jedes ein halb maß darüber schütten auch ferner v. oder vi.loth Zucker darzu thun die Kannte darnach wol verkleyben und vier stunden lang obgemeldter massen in einem Kessel mit siedendem Wasser sieden lassen folgendts durchseihen und deß Morgens und Abendts gebrauchen.

Arctium lappa11-4

Wider den reissenden Stein ein gute bewährte Artzeney: Nimm Spargenwurtzel 2 Loth Attichwurtzel Bibernellenwurtzel Klettenwurtzel Peterleinwurtzel jedes 1 Loth drey gereinigter Knoblauchshäubter Weidenblätter Bibernellensaamen jedes 1 Loth. Alle gemeldte Stück soll man klein schneiden darnach zu einem subtilen Pulver stossen und durch ein härin Sieblein schlagen folgends in einem Schächtlein zum Gebrauch verwahren. Darvon gib demjenigen der den Stein hat etliche Tag nacheinandern des Morgens nüchtern 1 Quintleins schwär mit Bastard oder einem andern süssen Wein zu trincken. Diese Artzney soll man auch so bald einen der Stein anstosset gebrauchen und den Krancken in ein Lendenbad setzen darinn wilde Pappeln gesotten worden seyn.

Wider die Harnwinde der Rossen: Nimm Wegwartenwurtzel der grossen Klettenwurtzel jedes gleich viel seude die in Wein und schüt dem Roß den Wein ein. Oder stosse beyde gemeldte Wurtzeln zu einem subtilen Pulver davon nimm 4 oder 5. Loth zertreibe es mit einer ächtmaß Weins und schütts dem Roß warm ein.

Dioskurides: Das Arkeion – Einige nennen es Prosopis oder Prosopion [Andere Aparine,  die Römer Personacea, auch Lappa] – hat Blätter ähnlich denen des Kürbis, aber grösser, härter, schwärzer und dabei rauh, einen weisslichen Stengel, [zuweilen ist die Pflanze stengellos]. Die Wurzel ist gross, innen weiss, aussen schwarz. Diese, in der Gabe von 1 Drachme mit Zirbelnüssen getrunken, hilft bei Blutspeien und Lungengeschwüren; fein gestossen als Umschlag lindert sie die von Verrenkungen herrührenden Gliederschmerzen. Auch die Blätter werden mit Nutzen auf alte Wunden gelegt.

Arctium lappa12-6

Dinand: der Tee aus den Blättern wirkt schweiß- und harntreibend, kühlend, gasabtreibend und blutreinigend. Es ist ein hervorragendes Mittel gegen Magenentzündungen und –geschwüre, verbessert die Verdauung (morgens und abends 3 Löffel voll ohne Zucker), ferner bei Gicht, Rheumatismus und Syphilis (15-30 g auf ½ l Wasser). Die Wurzel gibt einen heilsamen Trank bei Kopfausschlägen. Am besten soll der Tee aus den Samen wirken, besonders bei schwerem eingenommenem Kopf in Folge von Magenbeschwerden, aber auch günstig bei Steinkrankheiten sein. Die Salbe dient bei der behandlung von Geschwüren.

Dr. Hufeland und der französische Chirurg Perey bezeichneten die Klette, und zwar den Abguss der Wurzel sowohl als auch den Saft des frischen Krautes oder die zerquetschten frischen Blätter als herrliches Wundmittel bei allen fauligen, hartrandigen, mißfarbigen, fressenden Geschwüren. Der Absud wird auch zu Waschungen bei Flechten, Ausschlägen, Kopfgrind der Kinder und Hautschuppen empfohlen.

Gurgelwasser vom Klettenabsud wirkt günstig bei Blasen im Mund und Rachen sowie wunden Lippen. Die Wurzel besitzt haarkräftigende und den Haarwuchs fördernde Kraft. Man reibt den Haarboden wöchentlich 3-5 mal tüchtig mit dem Wurzelabsud (30g auf ½ l Wasser) ein und fügt einige Körnchen Soda hinzu und wendet hin und wieder auch das Klettenwurzelöl an.

Klettensalbe: Man pulverisiert die Blätter und kocht sie eine kurze Zeit (darf nicht aufwallen!) und bereitet aus dem eingekochten Absud und Schweinefett eine Salbe oder 2. Man mischt den Saft der frischen Blätter mit Schweinefett zu einer Salbe.

Arctium lappa13-7

Homöopathie: Es wird die aus frischer Wurzel aller 3 Arten (kleine, große und filtzge Klette) bereitete Essenz (D3-D1) innerlich bei Hautleiden (Akne, Furunkulose, Ekzem der Kopfhaut) sowie äußerlich gegen „übelriechenden Achselschweiß” angewendet.

Verwendet werden die im Herbst des ersten oder im Frühjahr des zweiten Jahres gesammelten und getrockneten Wurzeln.

Anwendung bei nässenden Hauterkrankungen, Gebärmuttersenkung und rheumatischen Beschwerden. Dosis: 1-3, dreimal täglich 10 Tropfen.

arcitum web-8

Ayurveda: reduziert Galle und Schleim. Wurzel im Geschmack süß bitter, scharf, zusammenziehend, blut- und lymphreinigend. Entgiftend. Samen harntreibend, blutdrucksenkend, hautberuhigend. Bestes Haarmittel.

TCM: Niubangzi. Die Chinesische Medizin verwendet die getrockneten reifen Früchte der Klette um Wind-Hitze zu vertreiben und Husten zu lindern, indem es den Auswurf fördert. Sie wirken entgiftend und lindern Heiserkeit. Anwendung: Husten bei Grippe oder Erkrankung der oberen Atemwege, Masern, Röteln, Heiserkeit, Mumps, Karfunkel und Wunden. Die Tagesdosis liegt bei sechs bis zwölf Gramm.

Bilbliografie:

Prof. Dr. Karl Hiller, Prof. Dr. M. F. Melzig, Die große Enzyklopädie der Arzneipflanzen und Drogen, 1999

Tabernaemontanus, ( Jakob Dietrich, Jacob Ditter/Diether bzw. Jacob Theodor), Neuw Kreuterbuch, 1588-91

August Paul Dinand,Handbuch der Heilpflanzenkunde, 1921

A coloured atlas of the chinese Materia Medica, specified in Pharmacopoeia of the People´s Republic of China (1995 Edition). Guangdong science and technology press.

Pedainos Dioskurides, Materia Medica, 1. Jahrh.

Materia Medica of the Hindus, Uday Chand Dutt, 1922

The Indian Materia Medica, Dr. K. M. Nadkarni, Volume 1 und 2, 1908, rev1954, rev1976, rev1982,

Gessner-Orzechowski, Gift- und Arzneipflanzen von Mitteleuropa, 1974

Heilpflanzen-Lexikon für Ärzte und Apotheker, Dr. Hans Braun, 1968

Leonhardus Fuchsius, “New Kreuterbuch, in welchem nit allein die gantz histori, das ist namen, gestalt, statt und zeit der wachsung, natur, krafft und würckung…” von 1543.

“Köhlers Medizinal-Pflanzen” von 1883 bis 1887.

Dr. Friedrich Losch, Kräuterbuch, 1903

Stauffer: Klinische Homöopathie, Arzneimittellehre
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