Lavendel

Lavandula officinalis Linn.

Lavandula officinalis f4-3

syn: Lavandula spica, Lavandula vera, Lavandula vulgaris, Lavandula angustifolia Mill.

Familie: Lamiaceae

Deutsch: Echter Lavendel, Kleiner Speik, Lavander, Lavendel,

Beschreibung: Kleiner bis mittelgroßer aromatischer Strauch (50 bis 150 cm) mit meist steil aufrechten meist stark verzweigten vierkantigen Zweigen. Die gegenständigen Blätter sind 4 bis 5 cm lang, schmal und an beiden Enden spitz zulaufend. Die kleinen violetten Lippenblüten sind in 6 bis 10-blütigen Scheinquirlen entlang einer Scheinähre angeordnet. Blütezeit ist von Juni bis August. Die Samennüsschen sind glänzend braun.

Vorkommen: Mittelmeerraum bis auf 1800 Meter, Mittelmeeralpen, Tyrol. Bei uns in geschützten Lagen als Zierpflanze.

Blüte: Juli bis August

Etymologie: Der Gattungsname Lavandula leitet sich vom lateinischen lavare (waschen) ab. Das Kraut hat man gerne dem Bade- und Waschwasser zugesetzt, wobei der Echte Lavendel in klassischen Altertum nicht erwähnt scheint.

Verwendete Teile: Ganze Pflanze und Blüten (getrocknet)

Lavandula vera-5

Inhaltsstoffe: Lavendelöl (syn: Spiköl), das durch Wasserdampfdestillation aus den frischen Blüten oder Blütenständen gewonnene ätherische Öl enthält (-) Linalool (20-50%) und (-) Lynalylacetat (30-40%) als Hauptkomponenten, wobei der Ester die wertbestimmende Komponente darstellt. Weiterhin u.a. Octinol, Nerol, cis-Ocimen (3.7%), Terpinen-ol (3-5%), Beta-Caryophyllen 1,8 Cineol (1-2%), Limonen, Geraniol, Citral, Citronellal, Cumarin, Bisabolen, Cedren, Cayophyllen, Geranylacetat und Camphen (0,1-0,5%).

Eigenschaften:  Hautreizend, anregend, krampfstillend, blähungstreibend, vertreibt Motten und Ektoparasiten (äußerlich auf dem Wirt lebenden wie Mücken und Milben).

Verwendung und Rezepturen: Die unmittelbar nach der Entfaltung gesammelten und getrockneten Blüten enthalten 1-3% ätherisches Öl und finden Verwendung (über das zentrale Nervensystem) bei Unruhezuständen, nervösem Reizmagen, nervösen Darmbeschwerden, funktionellen Kreislaufstörungen und nervösen Herzklopfen und Einschlafstörungen.

Lavendelöl: Man lässt eine Handvoll Blüten in ¾ Liter Olivenöl mehrere Wochen stehen und seiht dann aus.

Lavendelspiritus: 1 Teil Lavendelblüten wird mit 3 Teilen Alkohol und 3 Teilen Wasser 2 Tage in der Wärme stehen gelassen und dann filtriert. Zu rötenden Einreibungen und aromatischen Waschungen.

Hoffmannscher Lebensbalsam: Je 1 Teil Lavendel-, Nelken-, Zimt-, Thymian-, Zitronen-, Macisöl und Perubalsam werden mit 240 Teilen Alkohol gemischt, mehrere Tage kühl stehen gelassen, häufig umgeschüttelt, dann filtriert. Eine klare, bräunliche, angenehm riechende Flüssigkeit.

Sie wird angewandt:

a)    zu Einreibungen und Waschungen bei rheumatischen Schmerzen und Neuralgien,

b)    als Riechmittel,

c)     als Mund- und Gurgelwasser,

d)    zur Verbesserung des Geruchs unangenehm riechender Arzneien (und Tees).

Lavandula officinalis f7-1

Dinand, Innerlich: „Der Tee wird angewendet als Mittel gegen Blutandrang zum Kopfe, Migräne, Kopfschmerz, Schwindel, Ohnmacht Nervenschwäche und Gemütsleiden.

Das Öl (tägl. 2 mal 5-8 Tropfen auf Zucker) erregt Appetit, fördert die Verdauung und benimmt die Übelkeit. Hilft auch gegen Kopfschmerzen, die vom Magen verursacht werden. 5-6 Tropfen bei Blähungen, 1-3 Tropfen gegen Migräne und bei nervöser Aufregung (Dr. Asmus). Ferner dient das Öl bei Verdauungsschwäche, Epilepsie, Hypochondrie, Hysterie, Melancholie (3-5 Tropfen auf 1 Stück Zucker oder in Wasser).

Die Tinktur 10-15 Tropfen auf Zucker genommen oder etwas Wasser, erwärmt den Magen, wirkt appetitanregend, blähungstreibend.

Lavandula officinalis f11-4

Äußerlich, Waschungen: Bei Verrenkungen, Quetschungen und blutunterlaufenen Stellen wäscht man mit dem lauen Absud oder mit Lavendelspiritus. Letzterer dient auch zu Einreibungen bei Kopfschmerzen, Schwindel, Ohnmacht usw. Als Gurgelwasser beseitigt er den übelriechenden Atem.

Bäder: Zusatz von Lavendelblüten zu Bädern ist empfehlenswert bei Gicht, Rheumatismus und Blähungen.

Tabernaemontanus:  „Dioskorides schreibt: Wider das Tertianfieber (Wechselfieber) nimb ein Hand voll Holderblätter, Lavendel, Saltz jedes ein wenig machs mit Baumöll an und legs uber die Pulss das soll auch das Fieber wenn es ein weil gewehret hat vertreiben.“

Lavandula officinalis f6-2

Hildegard von Bingen: „Der Lavendel ist warm und trocken, weil er wenig Saft hat. Er nützt den Menschen nicht zur Nahrung aber er hat einen starken Duft.  (…) Wenn ein Mensch, der Läuse hat, am Lavendel riecht sterben die Läuse an ihm. (..) der Duft des Lavendels macht die Augen klar.“

Bilbliografie:
Prof. Dr. Karl Hiller, Prof. Dr. M. F. Melzig, Die große Enzyklopädie der Arzneipflanzen und Drogen, 1999
Tabernaemontanus, ( Jakob Dietrich, Jacob Ditter/Diether bzw. Jacob Theodor), Neuw Kreuterbuch, 1588-91
August Paul Dinand,Handbuch der Heilpflanzenkunde, 1921
Pedainos Dioskurides, Materia Medica, 1. Jahrh.
Materia Medica of the Hindus, Uday Chand Dutt, 1922
Gessner-Orzechowski, Gift- und Arzneipflanzen von Mitteleuropa, 1974
Heilpflanzen-Lexikon für Ärzte und Apotheker, Dr. Hans Braun, 1968
Leonhardus Fuchsius, “New Kreuterbuch, in welchem nit allein die gantz histori, das ist namen, gestalt, statt und zeit der wachsung, natur, krafft und würckung…” von 1543.
“Köhlers Medizinal-Pflanzen” von 1883 bis 1887.
Dr. Friedrich Losch, Kräuterbuch, 1903
Stauffer: Klinische Homöopathie, Arzneimittellehre
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