Rhamnus frangula

Rhamnus fragula 1-1

syn. Frangula alnus Mill., Rhamnus cathartica,

Familie: Rhamnaceae

Deutsch: Faulbaum, Pulverbaum, Pulverholz, Zapfenholz, Amselkirschbaum, Drosselkirschbaum, Grindbaum, Knitschelbeere, Läusebaum, Schwarzholz, Stinkbaum, Spörckelbaum,

Ethymologie: Der Strauch wurde früher häufig angebaut, weil die aus seinem Holze bereitete Kohle zur Fabrikation des schwarzen Schießpulvers Verwendung findet. Die Rinde (Cortex Frangulae) war schon im Mittelalter, wenigstens in Italien, als Heilmittel bekannt, fand die gebührende Beachtung in Deutschland jedoch erst im Laufe des 19. Jahrhunderts.

Beschreibung: Der Faulbaum ist ein Strauch. Charakteristisch für den Faulbaum ist die mit weißen Tupfen übersäte zwei- und mehrjährige Rinde. Die Zweige sind wechselständig und ohne Dornen; die Blätter elliptisch zugespitzt. Aus der grünlich-weißen Blüte bilden sich Früchte, die zunächst rot sind, dann bei der Reife aber glänzend schwarz werden. Ihr Geschmack ist widerlich süß. In ihnen ist ein Stoff enthalten, der Brechdurchfälle erregt.

Vorkommen: Den Faulbaumstrauch findet man fast überall in Deutschland. Er wächst in lichten Wäldern und an Waldrändern, in der Ebene wie im Gebirge. Er liebt hauptsächlich die feuchteren Böden.

Verwendete Teile: Die röhren- oder rinnenförmig abgelösten Rindenstücke, Außenseite dunkelgrau mit kurzen weißen Querstrichen, Innenseite rötlich braun.

Sammelzeit: Von Ende Mai bis Ende Juli.

Inhaltsstoffe: Die Rinde enthält Emodin, Frangulin, Chrysophansäure, Frangulasäure, Bitterstoff und Gerbstoff; fer­ner enthält die frische Rinde Rhamnustoxin, das brecherregend wirkt und erst nach einjähriger Lagerung unwirksam wird. Man sollte deshalb Faul­baumrinde nie frisch verwenden.

Inhaltsstoffe: In der frischen Stamm- und Zweigrinde Glykosid Frangularosid, beim Trocknen durch oxydierende Enzyme langsam, beim Erhitzen auf 100 ° C unter Luftzutritt schneller, in spezifische Emodinglykoside übergehend. In der alten (abgestor­benen, abgelagerten Rinde: Emodinglykoside Frangulin  und Frangulae-modin- monoglucosid, beide bei der Hydrolyse Frangula-Emodin = 4,57-Trioxy-2-methyl-anthrachinon ergebend; neben den Glykosiden freies Frangula-Emodin. Die 3- bis 4jährigen Zweige haben in der Rinde den höchsten Gehalt an spezifischen Emodin-Körpern, außerdem ist der Wirkstoffgehalt im Winter (Januar) fast doppelt so hoch wie im Frühling. In der Frucht gelbes, auch Frangulin genanntes Emodinglykosid Rhamnoxanthin.

Rhamnus fragula Linn.

Verwendung und Rezepturen: Faulbaumrinde ist getrocknet fast geruchlos und von schleimigem, etwas süßlichem und bitterlichem Geschmack. Wirksame Bestandteile sind die Frangulasäure und das Pseudofrangulin, ferner Frangulin, als Glykosid an Gerbsäure gebunden, Emodin und Chrysophan. Im frischen Zustande wirkt die Rinde brechenerregend; nach mindestens einjährigem Lagern ist die brechenerregende Wirkung verschwunden; sie wirkt alsdann nur abführend und findet Anwendung bei Leber- und Hämor­rhoidalleiden (im Aufguß), zu Teegemischen und zu dem offizincllen dunkelgelbbraunroten Faulbaumrindenextrakt (Extr. Fragul. fluid.). Die offizineile Cortex Frangulae soll also stets ein oder besser zwei Jahre lang gelagert haben. Die Abkochung der Faulbaumrinde (niemals frische nehmen) ergibt einen ausgezeichneten Tee zur Regelung der Dickdarmtätigkeit, bei Verstopfung und Hartleibigkeit akuter wie chronischer Natur. Doch ist auch hier zu beachten: Nie zuviel und zu oft. Bei zu großen Mengen kann es zu bedrohlichen Schädigungen der Nieren und zu chole­raähnlichen blutigen Darmentleerungen kommen. Richtig und maßvoll angewendet, sichert der Tee gute Erfolge auch bei allen Störungen des Organismus, die als Folgeerscheinungen von Verstop­fung auftreten: Leberschwellung, Leberanschoppung, Eindickung der Gal­lenflüssigkeit und Stauung des Abflusses als Folge der im Darm zurückge­stauten Darmgifte; Kopfschmerz, Druckgefühl im Kopf, Herzbeklem­mung, Herzklopfen, Schwindelgefühl, schlechte Denkfähigkeit usw. Man nimmt einen Esslöffel voll zerkleinerte Rinde auf ½ Liter Wasser und lässt alles zehn Minuten ziehen. Ein Aufkochen von 2-5 Minuten verstärkt die Wirkung, die nach einigen Stunden eintritt.

Nebenwirkungen: Vergiftungen sind selten, entweder (meist bei Kindern) durch Verzehren der (unreifen) Früchte oder durch Einnahme zu großer Mengen der frischen Rinde als Abführ- und Abtrei­bungsmittel, wohl kaum als medizinale Vergiftung durch Überdosierung der getrockneten Rinde und daraus bereiteter Arzneien.

Homöopathie: In der Homöopathie wird die aus frischer (!) Rinde bereitete Essenz angewendet.

Bilbliografie:
Prof. Dr. Karl Hiller, Prof. Dr. M. F. Melzig, Die große Enzyklopädie der Arzneipflanzen und Drogen, 1999
August Paul Dinand,Handbuch der Heilpflanzenkunde, 1921
Gessner-Orzechowski, Gift- und Arzneipflanzen von Mitteleuropa, 1974
Heilpflanzen-Lexikon für Ärzte und Apotheker, Dr. Hans Braun, 1968
Leonhardus Fuchsius, “New Kreuterbuch, in welchem nit allein die gantz histori, das ist namen, gestalt, statt und zeit der wachsung, natur, krafft und würckung…” von 1543.
“Köhlers Medizinal-Pflanzen” von 1883 bis 1887.
Dr. Friedrich Losch, Kräuterbuch, 1903
Stauffer: Klinische Homöopathie, Arzneimittellehre
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