Eiche

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Quercus pendunculata

Familie: Fagaceae

Deutsch: Eiche, Sommereiche, Früheiche, Roteiche, Stieleiche,

Englisch: Oak

Beschreibung: Bis 40 und mehr Meter hoher, bis 7 m. dicker Baum mit senkrecht in den Boden gehender Pfahlwurzel und starken Seitenwurzeln, weitausgebreiteter Krone und dicker, rissiger Stamm- und Astborke. Jüngere Zweige mit einer glatten, nur mit Lenticellen besetzten, silbergrauen Rinde. Laubknospen eiförmig, stumpfspitzig, hellbraun, mit gewimperten Schuppen ziegeldachförmig bedeckt. Blätter kurz gestielt, länglich-verkehrt-eiförmig, tiefbuchtig, am Grunde geöhrt, beiderseits kahl, rippig geädert, oberseits dunkelgrün, unterseits blasser, mit 8 mm langem Blattstiel. Die häufigste Art unserer und der nordischen Eichenwälder erreicht ein Alter von über 300 Jahren.

Vorkommen: Im gesamten Europa und Russland bis in eine Höhe von etwa 1000 Meter.

Etymologie:  Der Name Eiche, althochdeutsch eih, altnordisch eik, angelsächsisch âc, ist nicht, wie man früher annahm, aus Ecker, gothisch akran (Frucht) hervorgegangen, sondern soll (nach Grassmann) aus dem altindischen jag’ (verehren, heilig halten) und zwar der der Conjugation und den Ableitungen vielfach zu Grunde liegenden Form ig (ig’ja = Verehrung, eg’ja “e” wie “ai” das darzubringende, zu weihende) entsprungen sein. Der Name Eiche würde also einen den Göttern geweihten, heiligen Baum bezeichnen. Quercus soll abgeleitet sein aus dem keltischen quer (schön) und cuez (Baum). Die Kelten hatten für die Eiche ausserdem noch die Bezeichnung derw, woraus das Wort Druide entstanden ist. Pedunculata bezieht sich auf den langen Blütenstiel (pedimculas). Die Eiche der Alten, ist der europäische Urbaum und von allen europäischen Völkerschaften verehrt und für heilig gehalten worden. Bei den Griechen und Römern war der Eichbaum dem Jupiter geweiht (arbor Jovis). Der Eichenhain zu Dodona in Nordgriechenland war der Sitz des ältesten hellenischen Orakels; die Priester weissagten aus dem Rauschen der Blätter den Willen der Götter. Die Deutschen und Skandinavier erblickten in der Eiche die Wohnung des Donnergottes Thor. Die Eichenwälder waren den Göttern geweiht und unter den schönsten und stärksten wurden die Opfer dargebracht. Auch die Slaven hielten die Eiche für heilig und benutzten das Eichenholz zur Unterhaltung der Opferfeuer. Als das Christenthum in Deutschland eindrang, wurden viele der heiligen Eichen gefällt; so durch Bonifacius die heilige Eiche bei Geismar an der Weser. Der Eichenkranz ist von jeher ein ernstes Symbol gewesen, so wie er auch heute noch Verdienst und Auszeichnung bedeutet.

Verwendete Teile: Die Rinde, junge Zweige, seltener die Blätter und Eicheln.

Inhaltsstoffe: Die Quercus-Arten liefern die Droge Cort. Quercus (Eichenrinde), der Spiegel- oder Glanzrinde der Stämme und Zweige von 12 bis 20 Jahre alten Bäumen.  Die Rinde enthält 7 bis 20% Eichenrindengerbstoffe, die sich aus Catechinen der Pyrogallolreihe und Ellagengerb­stoffen zusammensetzen. Nach anderer Angabe enthalten die Rindengerbstoffe speziell von der Wintereiche ca. 74% Catechingerbstoffe. Tannin kommt in der Rinde nicht vor. Neben den Gerbstoffen finden sich u. a. der Bitterstoff Quercin, wahr­scheinlich identisch mit dem auch Eichelzucker genannten 5-wertigen Alkohol Quercit. Die Eicheln enthalten ca. 7% Gerbstoffe von noch nicht näher bestimmter Art, wenig Quercit, 7% Zucker, bis 37% Stärke, 6 1/2% Eiweiß und 5% fettes Öl. In der Samenschale soll ein Glucokinin enthalten sein.

Eichengallen
Eichengallen

Gallae: Die Eichen­blattgallen auf der Wintereiche z.B. durch den Stich der Gallwespe Cynips Kollari Hart., enthalten bis 30% Gerbstoffe vom Tannintypus. Auch im Blatt selbst kommen Gerbstoffe vor, die wahrscheinlich mit den Rindengerbstoffen übereinstim­men, daneben im Blatt Flavonglykosid Quercitrin nebst zugehörigem Aglykon Quercetin.

Eigenschaften: Die medizinische Benutzung der Eiche ist zwar eine sehr alte, denn schon Dioscorides benutzte eine Abkochung der inneren Rinde gegen Kolik und Blutspeien; der Vorgang des Dioscorides scheint aber wenig Anklang gefunden zu haben, denn die nachfolgenden medizinischen Schriften enthalten die Eiche nicht. Erst im Jahre 1649 finden wir in der Schröder’schen Pharmocopoeia medicophysica der Eichenrinde wieder Erwähnung getan, wohingegen sie in dem 1793 von dem Schweden Murray herausgegebenen, als sehr vollständig gerühmten Apparatus medicaminum wiederum gänzlich fehlt.

Homöopathie: In der Homöopathie wird die aus frischer Rinde junger Zweige von Quercus robur und Quercus sessiliflora bereitete Essenz Quercus e cortice sowie die aus getrockneten Eicheln von Quercus robur hergestellte Tinktur (Quercus e glandibus) benutzt.

Quercus pedunculata, Kattholzeiche

Verwendung und Rezepturen: Die Rinde wird als Dekokt zu Umschlägen, feuchten Verbän­den, als Gurgel-und Mundwasser und vor allem auch zu Bädern benutzt, besonders in der Kinderpraxis (Abkochung von 1 kg Droge auf 1 Kinderbad); zur Behandlung von Fuß­schweiß und Fluor albus nimmt man 1 kg Eichenrinde auf 1 bis 3 Liter Wasser. Innerlich wird Eichenrinde am besten in Form von Extr. fluid, angewendet.

Eichelkaffee wird aus gerö­stete Eicheln hergestellt und Eichelkakao ist eine Mischung von Eichelkaffee mit Kakao und geröstetem Weizenmehl. Sie sind notfalls als Gegengift bei Vergiftungen angebracht und werden im Volke u. a. auch bei Skrofulöse und Rachitis der Kinder gern verwendet.

Tabernaemontanus: Der Eychbaum ist jederman gar wol bekandt bedarff gar keiner Beschreibung hat ein rauhe dicke gerissene rotlechte Rinde wächst sehr hoch in die höhe ist gar ein hartes festes und wehrhafftiges Holtz wirdt sehr zu bauwen gebraucht wo man nur die menge haben kan seine Blätter seyn tieff zerkerfft etwas breyt und langlecht seine Früchte sind die Misteln Gallöpffel und Eycheln welche in rauhen Häusslein stecken. Die Aest seyn gross dick und knorrecht.
[Man findt auch an den alten Eychbäumen grosse Schwammen welche etlich frisch einsaltzen und an ein warm Orth setzen darnach mit dem Safft die Glieder im Podagra damit schmieren.]

Von der Natur Krafft und Eygenschafft: Alles was an dem Eychbaum ist als nemlich die Rinde Blätter Eycheln und deren Häutlein [zwischen den Eychelkern und der Schele] haben ein Krafft und Natur damit sie zusammenziehen.

Quercus KB

Von dem jnnerlichen Gebrauch dess Eychenlaubs: Wider den Durchlauff oder Bauchfluss soll man Eychenlaub in sauwrem Wein sieden und darvon trincken so stopffet sich der Fluss und läst bald nach. Wenn man diss Laub in Wegrichwasser kocht ist es gut den Weibern so jhre Zeiten zu viel flüssen: Auch den jenigen so die Blut ausswerffen. Wer einen bösen stinckenden Athem hat der neme Eychenlaub stoss es zu Pulver darvon neme er alle Morgen nüchtern ein Quint. mit Wein ein so benimpt es das Ubelriechen. Wenn jemand ein gifftiges Kraut gessen hette der soll Eychenlaub in Wasser sieden und darnach mit Milch eynnehmen doch soll es geschehen ehe dann das Gifft uberhand nimpt. Welchem Menschen der Same thut verfliessen der sol sich auch dieser Bläter gebrauchen in sauwren roten Wein oder Wegrichwasser gesotten.

Eusserlicher Gebrauch: Eychenlaub mit Wasser und Essig gesotten und den Mundt warm damit gespület ist gut wider das Zanwehe so von Flüssen herkompt.
Welchen Weibern jhre MENSES zu viel gehen die sollen Eychenlaub Brombeerlaub und Mäussöhrlein in Wasser und ein wenig Essig sieden und sich von unten auff darmit bähen so stillet sich der Fluss.
Eychenlaub in ein Säcklein gethan in Wasser oder Wein gesotten nach Gelegenheit der Schwachheit und uber die Mutter gelegt wehret dem Auffsteigen der selbigen.
Wider den Zwang zum Stulgang thue Eychenlaub in ein Säcklein machs in heissen Wasser warm und halte es für den Massgang wenn es erkaltet so mach es so bald wieder warm unnd brauch es wie zuvor.
Die Eychblätter seyn gut wider die böse hitzige Blattern heylen und ziehen die Hitz auss so man sie darauff legt.
Eychenblätter zerstossen und auff frische Wunden gelegt stopffen nicht allein das Blut sondern heylen unnd hefften sie auch gar wol wider zusammen.
Wer mit dem Sod geplaget wirdt der lege ein Eychenblatt auff die Zungen und was er für Feuchtigkeit befindet die schlinge er ein so hilfft es.

Von Eychenlaubwasser und seynen jnnerlichen Gebrauch: Dieses Wasser soll man mitten im May von den Blättern der jungen Eychbäume distillieren unnd zum Gebrauch behalten:
Diss Wasser wirdt gelobt dass es gut sey wider den reissenden Stein und wider das Grien in Lenden.
Wenn die junge Kinder das Durchlauff oder Bauchfluss haben soll man jhnen diss Wasser zu trincken geben: Dessgleichen auch wenn sie das Rote haben: Jtem wenn sie sehr geschrien haben und ein Aederlein enzwey gesprungen were dass sie Blut ausswerffen soll man jhnen auch dieses Wasser zu trincken geben.
Man kan auch diss Wasser nützlich gebrauchen wider die DYSENTERIAM HEPATICAM, mit Wegrichwasser und SYRUPO DE EUPATORIO vermengt und einen guten starcken Trunck dess Morgens darvon gethan.
Es hat alle Kräfften wie auch das Laub ist gut wider alle Flüss dess Bauchs der Leber und der Mutter dessgleichen auch wider das Verfliessen dess Männlichen Samens.
Es zertheilet auch diss Wasser das gerunnen Blut im Leib und treibet dasselbige auss mit Abbisswasser getruncken.

Eusserlicher Gebrauch dess Eychenlaubwassers: Diss Wasser ist gut zu den Mundfäulen der Kinder und andern Schäden dess Halss.
Wer der schwartzen oder braunen Hitzblattern an Beinen hat der netze Tüchlein in diesem Wasser und schlage es darüber lindert den Schmertzen und löschet die Hitz. Dessgleichen thut es auch so man es uber ein hitzig Gliedt uberlegt.

Von den Eycheln: Die Eycheln sind ein Speiss für die Schwein und nicht für die Menschen dann sie blähen den Bauch auff und machen Hauptwehethumb.
Es haben die Eycheln auch ein solche Krafft wie die Blätter dann sie stopffen unnd ziehen zusammen wenn man dieselbige zu Pulver stösst und mit einem roten Wein oder Wegrittwasser einnimpt unnd auff solche Weiss gebraucht seyn sie gut wider allerley Bauchflüss wider die rote Ruhr wider das Blutspeyen und die uberige Mutterflüss.
Zu diesen Gebrechen seyn auch die Eychelhülsslein gut dann sie stillen die Weiberflüss seyn gut wider das Weissgesicht die rote Ruhr und dergleichen.
Es werden auch die gepülverte Eycheln den jenigen gegeben so den Kaltseych haben. Das Pulver wird auch gegeben wider den Stein in den Nieren und Blasen.

Eusserlicher Gebrauch der Eycheln: Wider die hitzige Geschwülst sol man frische Eycheln stossen und uberlegen.
Eycheln mit den Hülssleyn in Wein gesotten und im Mundt gehalten ist gut wider die Mundfäule.
Eychenhülsslein in Wasser und Essig gesotten unnd im Mundt gehalten macht die wacklende Zähn widerumb fest.

Vom Gebrauch der Eychenrinde: Eychenrinde in Wasser gesotten und den Krancken darin gesetzt ist gut zur Erweychung dess Massgangs.
Die Mittelrinde von Eychbäumen unnd das Mittel von den Eycheln mit einander in Wasser und Essig gesotten und wie ein Pflaster aufs wild Fewr gelegt nimpt die Hitz hinweg.
MATTHIOLUS schreibet welche Weiber den Harn mit Schmertzen lassen die sollen auff glüende Eychene Kolen Wein giessen unnd den Dampff durch einen Trechter in die Schoss gehen lassen.
Wider die rote Ruhr nimm die Rinde von Eychbaum von Mespeln und Quittenbaum Ruschkenkörner Granatblüet unnd die Schelffen Myrthenkörner SARCOCOLLA, Mastix Chamillen Steinklee jedes gleich viel mach mit Quittensafft oder andern herben Birnsafft ein Pflaster zeuchs auff ein Tuch wie ein Pflaster und lege es uber den Magen.
Eychenwurtzel mit Kühemilch gesotten und getruncken ist gut wider die gifftige Artzney darzu sol auch gut seyn die Eychenrinde auff gleiche weiss gebrauchet.

Dioskurides: Die ganze Eiche hat adstringierende und austrocknende Kraft; am meisten adstringiert aber von ihr die hautartige Substanz zwischen Rinde und Stamm, ebenso das, was um die Eichel herum unter der Schale ist. Die Abkochung davon wird denen gegeben, die am Magen, an Dysenterie und an Blutspeien leiden; auch wird jenes fein gestoßen im Zäpfchen den an Flues leidenden Frauen eingelegt. [Die Blätter aber verkleben frisch geschlagene Wunden.]

Eicheln: Auch die Eicheln leisten dasselbe. Genossen sind sie harntreibend, verursachen Kopfschmerzen und Blähungen. Sie wirken gegessen gegen giftige Thiere; auch ihre Abkochung und die der Rinde mit Kuhmilch getrunken hilft gegen Gift. Roh aber fein gestoßen lindern sie als Umschlag Entzündungen, mit gesalzenem Schweinefett sind sie als Umschlag ein gutes Mittel gegen bösartige Verhärtungen und schlimme Geschwüre. Die der llexeiche sind kräftiger an Wirkung als die der Stieleiche.

Sowohl die Speiseeiche als die llexeiche sind Eichenarten, an Wirkung ähnlich. Die Wurzelrinde der llexeiche, mit Wasser bis zum Weichwerden gekocht und eine ganze Nacht aufgelegt, schwärzt die Haare, wenn diese vorher mit kimolischer Erde abgerieben sind. Die Blätter von allen zerschnitten und fein gestoßen sind bei Geschwüren angebracht; sie stärken auch schwache Theile.

Köhler: Die Rinde innerlich, da sie den Magen sehr belästigen soll, nur bei Vergiftungen mit Antimonialien und Alkaloiden; meist äusserlich in adstringirenden Abkochungen gegen Fussschweisse, Pernionen und Blennorrhöen und auch da nur als billiges Surrogat des Tannin. Kissen mit Eichenrindenpulver gelten in manchen Gegenden als Volksmittel gegen Brüche, namentlich Nabelbrüche der Kinder. Die auch aus Eichenrindenabkochung hergestellte offizinelle Bleitannatsalbe: Unguentum Plumbi tannici wird mit Vortheil bei Decubitus angewendet. In der Volksmedizin findet auch die Gerberlohe namentlich in Form von Bädern bei Schwindsucht, Einathmung der Dämpfe ihres Absuds bei Krankheiten der Bronchialschleimhaut und selbst innerlich bei Schwindsucht, Durchfällen etc. Anwendung. Die Hauptverwendung findet die Eichenrinde in der Rothgerberei. Der aus den Früchten bereitete Eichelkaffee wird als Ersatz des gewöhnlichen Kaffees und zwar bei schwächlichen, rhachitischen Kindern in Anwendung gebracht.

Bilbliografie:
Prof. Dr. Karl Hiller, Prof. Dr. M. F. Melzig, Die große Enzyklopädie der Arzneipflanzen und Drogen, 1999
Tabernaemontanus, ( Jakob Dietrich, Jacob Ditter/Diether bzw. Jacob Theodor), Neuw Kreuterbuch, 1588-91
August Paul Dinand,Handbuch der Heilpflanzenkunde, 1921
Pedainos Dioskurides, Materia Medica, 1. Jahrh.
Gessner-Orzechowski, Gift- und Arzneipflanzen von Mitteleuropa, 1974
Heilpflanzen-Lexikon für Ärzte und Apotheker, Dr. Hans Braun, 1968
Leonhardus Fuchsius, “New Kreuterbuch, in welchem nit allein die gantz histori, das ist namen, gestalt, statt und zeit der wachsung, natur, krafft und würckung…” von 1543.
“Köhlers Medizinal-Pflanzen” von 1883 bis 1887.
Dr. Friedrich Losch, Kräuterbuch, 1903
Stauffer: Klinische Homöopathie, Arzneimittellehre