Pulmonaria officinalis

Pulmonaria officinalis, Geflecktes Lungenkraut3-3

syn: Pulmonaria maculosa,

Familie: Boraginaceae

Deutsch: Echtes Lungenkraut, Geflecktes Lungenkraut, Arzneilungenkraut, Boxkraut, Fleckenkraut, Frauenmilchkraut, Luchslungenkraut, Unserer lieben Frau Milchkraut, Hirschkohl, Lungenwurz, Lungwurtz, Blaue Schlüsselblume,

Beschreibung: Ausdauernde bis 30 cm hohe Pflanzemit aufrechten, wenig beblätterten, behaarten Stängeln. Die wechselständigen Blätter sind spitz-eiförmig, behaart, hell punktbefleckt, an den Stängeln herablaufend. Die Blütenbüschel sind gipfelständig. Die Blüten sind dunkelrosa bis hellviolett.

Blüte: März bis Mai.

Vorkommen: Mittel- und Osteuropa. Liebt kalkhaltige Böden.

Etymologie: Abgeleitet vom lateinischen pulmo –onis (Lunge), wegen den weißen Flecken auf den Blättern, die einer gefleckten Lunge gleichen und bei Lungenkrankheiten genutzt wurden.

Pulmonaria officinalis-1Verwendete Teile: Die nach der Blüte erscheinenden Wurzelblätter und die Wurzel, sowie das getrocknete, in der Homöopathie das frische Kraut.

Inhaltsstoffe: das Kraut enthält Schleimstoffe, meist aus Arabinogalactanen, Polygalacturonanen und Rhamnogalacturonanen bestehend.Ferner Fructane, Flavonoide (0,3 bis 0,5%, meist O-Glycoside des Kämpferols und Quercetins), Gerbstoffe (ca.4% Catechine und 2% Tannine) , Mineralstoffe (13 bis 15%) u.a. etwa 2% lösliche Kieselsäure, sowie Allantoin (1bis 2%), Ascorbinsäure (3bis 4%), geringe Mengen Saponin, Chlorogen- und Rosmarinsäure.

Eigenschaften: Adstringierend, schleimfördernd

Homöopathie: Verwendet warden die frischen oberirdischen Teile der blühenden Pflanze bei Erkrankungen der oberen und unteren Atemwege.

Verwendung und Rezepturen: Bestandteil von Bronchialtees, Verwendung bei Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes, der ableitenden Harnwege, sowie äußerlich für Umschläge und zu Bädern bei entzündlichen Prozessen der Haut.

Lungentee: Tee aus gleichen Teilen Lungenkraut, Wegerich und Fenchel. Alle 2 Stunden ein Esslöffel voll.

Pulmonaria officinalis, Geflecktes Lungenkraut-4Tabernaemontanus:     Dass Lungenkraut ist jederman wol bekannt wächst mit weychen gerümpfften löcherechten [uber einander geschossen] Blettern oben grün unten aber weiss oder gelblecht mit vielen Mackeln besprengt vergleicht sich fast einer Lungen.Wächst an Eychenbäumen [unnd Buchbäumen] wie auch an den Steinfälsen.

Von den Namen: Lungenkraut heist in Latein PULMONARIA.

Von der Natur Krafft und Wirckung dess Lungenkrauts: Lungenkraut ist ein wenig wärmer unnd truckner Natur wiewol es etliche für kalt achten möchten.

Jnnerlicher Gebrauch: Es hat dieses Kraut ein sonderliches Lob uberkommen zu den Gebresten der Lungen wann dieselbige schwürig worden seyn so soll man das Pulver mit Honig vermischen unnd wie ein Latwerglein gebrauchen oder aber das Kraut in Wein oder Honigwasser sieden unnd darvon trincken. [Die Viehe Aertzte brauchens auch dem Viehe zur Lungensucht gepulvert unnd mit Saltz vermischet.]
Es dient diss Kraut auch wol wider den Husten dessgleichen wider die Enge Brust wenn man Alandtwurtzel Eysop unnd Fenchel darzu nimpt und in Honigwasser abseudet [oder das gebrandt Wasser getruncken. Das Pulver macht man also: neme Lungenkraut gedörrt Anissamen Fuchslungen in Lufft gedörrt Fenchelsamen Süssholtz Alantwurtzel Jngber jedes gleich viel und besonder gestossen durch gereden darzu genommen dess besten Zuckers so viel die andere Species wiegen durch einander gemischt und wie ein Träseney Abends und Morgens gebraucht vertreibt das Keichen öffnet Lung und Leber und ist fast gut zu dem rahen Husten.]
Es wirdt auch sonsten diss Kraut gebrauchet wieder allerley Bauchflüsse und unmässige Weiberzeiten dieselbige zu stillen. [Es wirdt auch gelobt wann nach dem hefftigen purgieren der Mensch sich bricht und gar zu viel Stühl hat.

Pulmonaria officinalis, Geflecktes Lungenkraut-1Eusserlicher Gebrauch: Etliche streuwen das Pulver in die frische Wunden dieselbige bringt es geschwindt wider zusammen und heylet sie.
Stillet das Bluten innen unnd aussen dess Pulvers ein wenig in Wasser eingenommen.
Das Kraut zerknitschet und ubergelegt ist nutz den frischen zunemmenden Bewlen aber denen so vollkommentlich auss geschlagen ist es schädlich.
Mit Wein gesotten darunter Honig vermischet unnd durch ein Tuch gestrichen an der Sonnen gedörretdass es hart wird darnach gepulvert und diss Pulver auff hitzige Geschwär mit Gersten meel gestrewet hilfft.]

Dinand: „Die jungen Blätter liefern ein gutes und gesundes Frühlingsgemüse, das sich besonders in England großer Beliebtheit erfreut.

Die gefleckten Wurzelblätter sind geruchlos und besitzen zusammenziehende Wirkung.

Der Tee von den Blättern (selten von der Wurzel, die dann gut gekocht werden muss)hat ähnliche Wirkung wie der Spitzwegerich, übt lösenden, milde wirkenden Einfluss auf die Atmungsorgane aus bei Lungenleiden, Brust- und Lungenverschleimung und Blutspeien (30g auf 1l Wasser).

Das Pulver mit Honig vermischt leistet gute Dienste gegen Blutkrankheiten, Ruhr und Durchfall, während der mit Honig vermischte Saft die gleiche Wirkung wie der Tee hat (täglich einigemal 1 Teelöffel voll).

Das Pulver auf die frischen Wunden gestreut bringt nach Dr. Müller schnelle Heilung. Der verdünnte Absud wird als Gurgelwasser bei Halsentzündungen gerühmt. Die Asche der verbrannten Pflanze kann man zum Auswaschen von Geschwüren verwenden.“

Bilbliografie:
Prof. Dr. Karl Hiller, Prof. Dr. M. F. Melzig, Die große Enzyklopädie der Arzneipflanzen und Drogen, 1999
Tabernaemontanus, ( Jakob Dietrich, Jacob Ditter/Diether bzw. Jacob Theodor), Neuw Kreuterbuch, 1588-91
August Paul Dinand,Handbuch der Heilpflanzenkunde, 1921
Pedainos Dioskurides, Materia Medica, 1. Jahrh.
Gessner-Orzechowski, Gift- und Arzneipflanzen von Mitteleuropa, 1974
Heilpflanzen-Lexikon für Ärzte und Apotheker, Dr. Hans Braun, 1968
Leonhardus Fuchsius, “New Kreuterbuch, in welchem nit allein die gantz histori, das ist namen, gestalt, statt und zeit der wachsung, natur, krafft und würckung…” von 1543.
“Köhlers Medizinal-Pflanzen” von 1883 bis 1887.
Dr. Friedrich Losch, Kräuterbuch, 1903
Stauffer: Klinische Homöopathie, Arzneimittellehre
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