Eibisch

Althaea officinalis_gAlthaea officinalis

Synonyme: Arznei-Eibisch, Echter Eibisch, Alteewurzel, Heilwurz, Samtpappel, Weiße Pappel, weiße Malve, Schleimwurzel, Hilfskraut, Flußkraut, Kindbettstee, Attichkraut

Familie: Malvaceae

Vorkommen: Heimat ist Mittel-, Süd- und Osteuropa, Nord- und Westasien.

Standort: Verwildert auf Weiden, feuchten Wiesen, in Gräben, im Ufergebüsch, an Einfriedigungshecken vom Flachland bis ins Hügelland, bevorzugt in war­men Lagen. Bevorzugt werden sonnige warme Standorte mit nährstoffreichen, gut wasserversorgten Lehm- oder Tonböden.

Althea officinalis1Sammelgut: Der dicke, kurze, mehrköpfige Wurzelstock, mit starken, einfach oder ästig verzweigten Nebenwurzeln. Seltener Blätter und Blüten.

Sammelzeit: Wurzeln im März und April oder im Oktober und November, Blüten im Juli und August, Blätter vor Eintritt der Blüte im April und Mai. Während die Blätter fortwährend gepflückt werden können, ist die Wurzel erst nach 2—3 Jahren brauchbar. Man gräbt diese spät im Herbst aus und schält sie frisch. Dann wird sie getrocknet und in Würfelform geschnitten.

Beschreibung: Bis zu zwei Meter hohe Staude mit kräftiger, fleischiger Wurzel und aufrechtem, filzigem Stängel, der unten holzig und oben krautig ist. Die Blätter sind breit, eiförmig spitz, am Grunde oft herzförmig, ungleich gekerbt/gesägt, schwach 3- bis 5 lappig, beiderseits sammtartig filzig. Blüten am oberen Teil des Stängels achselständig, büschelig gehäuft, mit filzigem, grünem, doppeltem Kelch und 5 fast umgekehrt herzförmigen, rötlichweißen Blumenkronblättern.

Vorkommen: Vereinzelt, besonders auf feuchtem Salzboden.

Althea officinalisWirkstoffe: In allen Organen Schleimstoffe, in der Wurzel ~ 35 %, ~ 11 % Pektin, 37% Stärke und 4 bis 10% Zucker. Der Schleimgehalt ist am geringsten zur Blütezeit, steigt bis zum Winter auf den Höchstgehalt und nimmt im Frühjahr wieder ab. In der Wurzel Asparagin, wenig Betain, in Blatt und Blüte etwa gleichviel (~ 0,02 %) Ätherisches Öl. In der Wurzel noch bis 2 % Gerbstoff und bis 7 % phosphatreiche Mineralbestandteile.

Wirkung: Eibisch wirkt reizlindernd, hemmt die Aktivitäten der Flimmerhaare in den Bronchien.

Anwendung: Probates Mittel bei Halsentzündungen oder Husten. Bei akuten katarrhalischen Erkrankungen des Rachens und der oberen Luftwege, bei Gastroen­teritis, ferner gern als Pillenmasse und als Geschmackscorrigens. Äußerlich zu Augen-, Mund- und Gurgelwässern sowie zu Kataplasmen und Klistieren. Bei Magenentzündungen, Darmentzündungen, entzündungshemmend auch äußerlich. Durchfall lindernd. Gurgelmittel.

Die Wurzel kann gekocht und dann gebraten als Gemüse verwendet werden.

Ayurveda:

Eigenschaften: Fett, schleimig, schwer,

Geschmack: süß,

Wirkung: kühlend, vermehrt Schleim, erregt Wind und Galle. Ist süß nach der Verdauung.

Dioskurides: Die Althaia – Einige nennen sie Hibiskos, Andere Althiokos – Es ist eine Art wilder Malve; sie hat runde Blätter wie das Schweinsbrod, flaumhaarig, eine rosenähnliche Blüthe, einen zwei Ellen langen Stengel und eine schleimige, innen weisse Wurzel. Althaia heisst sie, weil sie viele Krankheiten heilt und eine vielfache Verwendung findet. In Honigmeth oder Wein gekocht, auch für sich allein genossen, ist sie ein gutes Mittel bei Wunden, Drüsen an den Ohren und am Halse, bei Abscessen am After, entzündeten Brüsten, bei Emphysem und Sehnenspannung. Denn sie vertheilt und erweicht, oder eröffnet und vernarbt. Gekocht, wie angegeben, und mit Schweine- oder Gänsefett oder Terpentin zusammengemischt wirkt sie im Zäpfchen gegen Entzündung und Verstopfung der Gebärmutter. Ihre Abkochung leistet dasselbe, befördert auch die sogen. Lochien. Die Abkochung der Wurzel aber mit Wein getrunken hilft bei Harnverhaltung, gegen die Beschwerden der Steinkranken, bei Dysenterie, Ischias, Zittern und inneren Rupturen. Auch Zahnschmerzen lindert sie mit Essig gekocht als Mundspülwasser. Die Frucht, grün und getrocknet, bringt weisse Flecken weg, wenn sie fein zerstossen mit Essig in der Sonne aufgestrichen wird. Mit Essig und Öl eingesalbt ist sie ein Schutzmittel gegen den Biss giftiger Thiere. Sie ist auch ein wirksames Mittel bei Dysenterie, Blutauswurf und Durchfall; die Abkochung der Frucht ist ein Trank gegen die Stiche der Bienen und aller kleinen Thiere, wenn sie mit Essigwasser oder Wein genommen wird. Auch die Blätter werden mit etwas Öl bei Verwundungen und Brandwunden aufgelegt. Endlich verdickt die Wurzel auch das Wasser, wenn sie, fein gestossen, damit vermischt und an die freie Luft gesetzt wird.

Tabernaemontanus: Der Eibischwurtz werden auch etliche Geschlecht erfunden/ auss dem vorgestalten [1.] ist ersichtlich der gemeine Eibisch/ welcher ein dicke/ glatte/ weisse/ schlüpfferige Wurtzel hat/ mit viel Nebenwürtzlein/ auss welchen lange/ runde Stengel [so uber Ehlen hoch] wachsen/ welche holtzecht seyn/ mit wollichten/ weichen/ äschenfarben Blettern besetzt/ anzugreiffen wie ein Sammet:zwischen den Blettern und Stengeln/ wachsen weisse [oder weissrohte] Rösslein oder Blumen herfür/ nach welchen der Same folget wie an den Bappeln/ [einem Kässlein gleich.]

Von den Namen: Eybisch so auch wol Heilwurtz oder Hilffwurtz möchte genennet werden/ weil es Lateinisch heisset: ALTHAEA/ IBISCUS/ MALVAUISCUS/ BISMALVA.

Innerlicher Gebrauch: Es haben die Bappeln unnd Eibisch ein Natur/ derohalben was von Bappeln im vorigen Capitel geschrieben/ soll auch von der Ybisch verstanden werden.
Es meldet LOBELIUS/ dass die Apothecker zu Venedig den Schleym auss der Wurtzel/ MUCCAGO genennet/ mit Zucker etwas hart sieden/ und Küchlein darauss machen/ welche zu den dünnen und scharpffen Flüssen dess Haupts gar dienstlich seyn.
Es wirdt auch diss Kraut wider das brennende Harnen gebraucht/ mit Süssholtz in Gerstenwasser gesotten/ oder in süssem Wein/ unnd darvon getruncken: die Wurtzel auff solche Art gebraucht/ lindert die Schmertzen der Blasen.
Die Bletter in Milch gesotten/ und also warmb getruncken/ vertreibet ein jeden Husten: welches der Same kräfftiger thut/ unnd macht wol ausswerffen/ sonderlich so man Kirchenhysop und Süssholtz darmit in Wein oder Wasser kocht/ und ein wenig Honig darzu thut.
HYPPOCRATES hat den Verwundten/ wider den hefftigen Durst/ auss mangel dess Geblüts/ ein Tranck mit Eibischwurtzeln in Wasser gesoten/ geordnet.