Königskerzen

IMG_8928Botanisch: Krautige zweijährige Pflanze, die bis zu zwei Meter hoch wird. Im ersten Jahr wird die Blattrosette ausgebildet, im zweiten Jahr der Blütenstängel. Die meisten als Heilpflanzen verwendeten Königskerzen (unter den ca. 300 vorkommenden) sind Verbascum thapsus, Verbascum thapsiforme, Verbascum boerhavii, Verbascum giganteum, Verbascum densiflorum, Verbascum phlomoides, Verbascum pulverlutentum und Verbascum austriacum.

Deutsch: Königskerze

Synonyme: Winterblom, Unholdskerze, Himmelsbrand, Wollkraut, Wollblume, Wetterkerze, Kunkel, Wollkraut, Kerzenkraut, Donner- und Blitzkerze

Familie: Scrophulariaceae

Blütezeit: Mitte Juni bis September

Sammelzeit: Mitte Juni bis September

Sammelteile: Die Blüten aber auch die Blätter.

Schwartz WullkrautVorkommen: Wildwachsend auf sonnigen Hügeln, an unbebauten, steinigen und trockenen Plätzen, an Berghängen, Wegrändern, Bahndämmen und Feldrainen, auf Ödland, Waldlichtungen, Kahlschlägen, auf Schutthalden, vom Tiefland bis ins Vorgebirge

Etymologie: Die Bezeichnung “Königskerze” kommt daher, dass die getrockneten Stängel der Pflanze in Wachs getaucht als Fackeln zur Beleuchtung benutzt wurden.

Inhaltsstoffe: In allen Organen, auch in den früher offizinellen Blüten, reich­lich Schleimstoffe. In Blatt, Blüte und Frucht Saponine und unerforschter Bitterstoff. In der Blüte noch gelbe Farbstoffe, darunter Crocetinß-Carotin und reichlich Xanthophyllein Spuren Ätherisches Öl, außerdem ca. 10 Zucker.

Verbascum densiflorum_gEigenschaften: Verbascum thapsiforme ist durch seinen hohen Schleimgehalt in erster Linie Mucilaginosum, hat aber durch seinen Saponingehalt noch eine besondere Wirkungskomponente, die es vor allem als Expectorans geeignet macht. Außerdem ist Verbascum, soweit die Blüten in Betracht kommen, als Xanthophyllspender von Bedeutung.

Verwendung und Rezepturen: Die Blüten sind wegen der Schleimstoffe Bestandteil vieler Hustentees.

Die Samen sind fischgiftig und wurden früher zum Töten von Fischen in Teichen verwendet.

Verbascum densiflorum

Verbascum densiflorum

HomöopathieBei rheumatischen, stechenden Schmerzen, Stirn- und Schläfenschmerz, Neuralgien, bei Tracheitis, Gastritis (mit Obstipa­tion) sowie äußerlich, u.a. in der Wundbehandlung.

Dioskurides: Der Phlomos [Einige nennen ihn Phlonos, die Römer Verbasclum, auch Feminalis] hat in der Hauptsache zwei Arten: die eine nämlich ist weiss, die andere schwarz; von der weissen gibt es dann eine weibliche und eine männliche. Die Blätter der weiblichen nun sind dem Kohl ähnlich, aber viel rauher, breiter und weiss. Der Stengel ist eine Elle hoch und höher, weiss und etwas rauh, die Blüthen sind weiss oder etwas blass- gelblich, die Samen schwarz. Die Wurzel ist lang, herbe, fingerdick. Er wächst im flachen Lande. Der männlich genannte hat weisse längliche Blätter, sie sind schmaler, auch ist der Stengel zarter, der schwarze ist den weissen Arten in Allem ähnlich, doch sind die Blätter breiter und dunkler. Es gibt auch einen sogen. wilden mit langen und baumartigen (holzigen) Zweigen und salbeiähnlichen Blättern; er hat Ringe um die Zweige wie der Andorn und eine gelbe goldige Blüthe.

Verbascum phlomoidesFerner gibt es zwei rauhe, an der Erde haftende Arten Phlomis mit runden Blättern und noch eine dritte, die sogen. Lychnitis, von Einigen auch Thryallis genannt, sie hat drei bis vier oder auch mehr dicke, fette, rauhe Blätter, welche als Lampendocht gebraucht werden. Die Wurzel der beiden erstgenannten Arten ist adstringirend; deshalb wird sie den an Durchfall Leidenden in der Grösse eines Würfels mit Wein vortheilhaft zu trinken gegeben. Die Abkochung derselben hilft bei inneren Rupturen, Krämpfen, Quetschungen und chronischem Husten; als Mundspülwasser lindert sie Zahnschmerzen; die mit goldfarbiger Blüthe färbt die Haare und zieht, wohin sie gelegt wird, die Schaben an. Die Blätter in Wasser gekocht, dienen als Kataplasma gegen Oedeme und Augenentzündungen und mit Honig oder Wein gegen brandige Geschwüre. Mit Essig heilen sie Wunden und helfen auch gegen Skorpionsbisse.

verbascum pulverlutentumDie Blätter der wilden Art werden als Umschlag bei Verbrennungen gebraucht; die Blätter der weiblichen sollen zwischen trockene Feigen gelegt dieselben vor Fäulniss schützen.

Fuchsius: Die wurtzel von den Wullkreütern in rotem wein gesotten und getruncken / stellt den bauchfluß. In wasser gesotten und getruncken / bekompt sie wol den gebrochnen / unnd denen so ettwas im leib zerrissen oder zerknütschet ist. Jtem dem langwirigen husten. Die brüe im mund warm gehalten / lindert die schmertzen der zän. Die Wullkreüter mit den geelen blumen in die laug gethon / machen schön har. Die bletter in wasser gesotten und übergeschlagen / verzeren die kalten geschwulst / und andere beulen. Sie seind auch gut denen so von einem Scorpion gestochen seind / übergelegt. Dise bletter

Verbascum pulverulentum

Verbascum pulverulentum

gedörrt / gepulvert / unn mit hönig vermischt unn in die geschwär und wunden gethon / heylen dieselben.

Die bletter des wilden Wullkrauts zerstossen unnd übergelegt / heylen den brandt. Wann man Feygen über ein jar unversert behalten will / so sollen dieselbigen mit den blettern des weissen Wullkraut weiblins underlegt werden / dann alßdann bleiben sie unversert. Die wurtzel der Wullkreüter mit Rauten in wasser gesotten unnd getruncken / ist gut denen so von einem Scorpion gestochen seind. Das Wullkraut mit den geelen blumen ist nützlich gesotten und getruncken zu allerley gebresten der brust. Der samen in wein gesotten und zerstossen Weiß Wullkraut mennleübergelegt / ist gut denen so die glider außeinander seind / dann er nimpt hinweg den schmertzen / und die geschwulst. Wann man die bletter mitsampt dem samen in wein seudt / und darnach zerstoßt und überlegt / so ziehen sie dörn und spreissel auß dem leib.

Bilbliografie:

Prof. Dr. Karl Hiller, Prof. Dr. M. F. Melzig, Die große Enzyklopädie der Arzneipflanzen und Drogen, 1999

Tabernaemontanus, ( Jakob Dietrich, Jacob Ditter/Diether bzw. Jacob Theodor), Neuw Kreuterbuch, 1588-91

August Paul Dinand,Handbuch der Heilpflanzenkunde, 1921

Pedainos Dioskurides, Materia Medica, 1. Jahrh.

Gessner-Orzechowski, Gift- und Arzneipflanzen von Mitteleuropa, 1974

Heilpflanzen-Lexikon für Ärzte und Apotheker, Dr. Hans Braun, 1968

Leonhardus Fuchsius, “New Kreuterbuch, in welchem nit allein die gantz histori, das ist namen, gestalt, statt und zeit der wachsung, natur, krafft und würckung…” von 1543.

“Köhlers Medizinal-Pflanzen” von 1883 bis 1887.

Dr. Friedrich Losch, Kräuterbuch, 1903

Stauffer: Klinische Homöopathie, Arzneimittellehre