Verbena officinalis

Botanisch: Verbena officinalis

Deutsch: Eisenkraut

Verbena_officinalisSynonyme: Eisenhart, Stahlkraut, Taubenkraut

Familie: Verbenaceae

Blütezeit: Juni bis September. Fadenförmige Ähre mit kleinen, rötlich- oder bläulich-weißen (am Rande violetten) Blüten, von denen meist nur die oberen zugleich blühen.

Sammelzeit: Juni und Juli sowie im September und Oktober

Sammelteile: Ganze Pflanze

Vorkommen: In Südeuropa (Spanien, Italien, Jugoslawien, Griechenland), in Nord­afrika (Marokko) sowie in Brasilien weit verbreitet.Wildwachsend auf trockenen Wiesen, in Gräben, in lichten Wäldern und an Waldrändern. Das Eisenkraut schätzt sonnige, geschützte Lagen mit mäßig nährstoffreichen und schwach sauren, sandigen Lehm- und Ton-Böden und hat im Sommer einen hohen Wasserbedarf. Sie ist eine unauffällige, aber ausdauernde Pflanze und wächst gerne an Wegen, Hecken und Schuttplätzen.

Etymologie: Das Kraut wurde bei der Verhüttung von Eisen hinzu gegeben um den Stahl zu härten. Tauben werden durch den angenehmen Geruch angezogen.

Inhaltsstoffe: Die Glykoside Verbenalin und Verbenin. Verbenalin scheint nicht sehr beständig zu sein, bei handelsüblichem Trocknen des Eisenkrautes gehen ca. 25% verlorenNeben den Glykosiden enthält Verbena noch Ätherisches Öl mit Citral, Terpenen und Terpenalkoholen (Geruch kampfer- und pfefferminzartig), Gerbstoff, Bitterstoff, Schleim und ein noch nicht näher bestimmtes Alkaloid.

Eigenschaften: Antideppressiva, gemütsaufhellend, fördert den Stoffwechsel,  harntreibend, regt Leber- und Milzfunktion an, fördert die Menstruation und Milchbildung.

Verwendung und Rezepturen: Im Volke wird das Eisenkraut als Diureticum, Emmenagogum, außerdem bei vielen Krankheiten, u. a. auch zur Behandlung schlecht heilender Wunden und Geschwüre sowie bei Flechten und Ekzemen angewendet. Eisenkraut ist in geringer Darreichung (1 Teelöffel Droge je Tasse) ein vorzüglich schmeckender Haustee.

HomöopathieDie aus frischem blühendem Kraut bereitete Essenz

Ayurveda: Schwer, Geschmack adstringierend, bitter, erwärmend, reduziert Vata und Kapha, erregt Pitta

In den Texten von Tabernaemontanus und Fuchsius sind nur jene Texte aufgeführt, die das “Eisenkraut Weible” betreffen, weil das hier ebenfalls erwähnte  “Eisenkraut Männle” die Wegrauke beschreibt (Sisymbrium officinale). Fuchs´ Irrtum, es handle sich hierbei um die selbe Pflanze hat von Bergzabern gute 40 Jahre später übernommen. verbena-officinalis-flora-germania

Fuchsius: (Des weiblins) bletter unnd wurtzel in wein gesotten unnd getruncken / oder angestrichen / seind treffenlich gut wider allerley gifftige thier. Auff ein quintlin schwer mit weyrauch unnd alltem wein viertzig tag lang nüchter getruncken / heylen sie die geelsucht. In wasser gesotten / oder grün zerstossen unnd übergelegt / lindern sie die hitzigen geschwulst. Sie reynigen auch unnd seubern die unreynen schäden. Das gantz kraut in wein gesotten / heylet die mundfeule / und die geschwär des munds die umb sich fressen. Das Eisenkraut mennle ist gut zu den weetagen des haupts / so man ein krentzlin darauß macht und auffsetzt / oder so mans zerstoßt mit essig und rosenöl / und überlegt. Oder so mans mit rosenöl kocht und überschlecht. Sie verhüten auch das einem die har nit außfallen. Die wurtzel in wasser gesotten / und die brüe im mund gehallten / miltert die weetagen der zän / macht dieselbigen fest unnd steiff / unnd heylet die geschwär des munds. Gedachte wurtzel ein wenig zerstossen / und in wasser biß das halb teyl verzert würdt gesotten / unnd fünff tag getruncken / ist krefftig wider das grimmen der därm. Das weible in wasser gebeytzt unnd den saal oder das gemach darinn man isset darmit besprengt / sol die gest frölich machen. Ist gut denen so die roten rhur haben / in wasser oder wein gesotten und getruncken. Es treibt auch den stein. Ist nützlich denen so mit dem fallenden siechtagen beladen seind / und die newlich mit dem außsatz seind überfallen worden / in wasser gesotten unnd getruncken. Zerstossen und übergelegt / heylet es das Podagram / weetagen der hüfft / und die wunden.

Dioskurides: Das aufrechte Peristereon – Einige nennen es Peristerion, Andere Trygonion, Bunion, Hierabotane, Philtrodotes [die Aegypter Pempsemte, die Propheten Thräne der Hera, auch Marderblut, Blut des Hermes, die Römer - Crista gallincacea, auch Ferraria, Trixalis, Exsuperans, Herba sanguinalis] wächst an feuchten Plätzen; es scheint aber den Namen daher zu haben, dass die Tauben sich gern bei ihm aufhalten. Es ist ein Kraut von der Höhe einer Spanne oder grösser, hat eingeschnittene weissliche, aus dem Stengel hervorkommende Blätter und wird meist mit nur einem Stengel und einer Wurzel angetroffen. Es scheint, dass die Blätter mit Rosensalbe oder altem Schweinefett als Zäpfchen eingelegt die Schmerzen der Gebärmutter vertreiben. Mit Essig als Umschlag lindert es roseartige Entzündungen und heilt faulige Geschwüre; ferner verklebt es Wunden und bringt alte mit Honig zur Vernarbung.

Tabernaemontanus: Es haben die Alten mancherley Aberglauben und Zauberey mit dem Eisenkraut getrieben/ sonderlich aber in ihren Abgöttischen Tempeln/ auch ihre ausgesandte Botschafften etwas ernstliches zu werben darmit gekrönet/ wie solches weitläuffig bey dem PLINIO LIB. 25. C. 9 beschrieben wird. Dieses Kraut aber wird noch heutiges Tages von unseren Abergläubischen alten Weibern/ mehr zu der Zauberey dann zu der Artzeney in ihre Würtzwisch gesammlet und aufgehaben/ welches alles wir als ein thorechtige/ heidnische/ abergläubische Weiß/ und uns Christen als ein verbottenes und ein verführisches Fabelwerck wollen fahren lassen/ und den nützlichen Gebrauch dieses Krauts/ den wir aus täglicher langwieriger Erfahrung erlernt/ anzeigen.

Eisenkraut ist ein fürtrefflich gut Haubtkraut/ wider alle Schmertzen und andere Gebrechen des Haubts/ von kalten Feuchten verursachet/ dienlich/ derowegen es in Curierung solcher Gebrechen billich gebrauchet/ und nimmermehr unterlassen werden soll.
Deßgleichen es zu allen innerlichen und äusserlichen Gebrechen und Mängeln der Augen/ fast nützlich und heilsam ist/ wie solches die tägliche Erfahrung gnugsam bezeuget.
Es ist auch allen innerlichen Gliedern des Eingeweids fast nutz und heilsam/ sonderlich aber der Brust/ Lungen und Seiten/ fürnemlich aber so man es in anfahender Lungensucht gebrauchet/ wie solches der fürtreffenliche Naturkündiger PLINIUS bezeuget.
Eisenkraut getrucknet und zu einem subtilen Pulver gestossen/ und davon 5. Quintlein schwär mit 5. Untzen gutes fürnen Weins/ oder so viel vonnöthen ist/ fünff Tage nacheinander getruncken/ soll eine wunderbarliche gewisse Artzney seyn/ wider langwierigen Husten/ wie solches MARCELLUS EMPIRICUS CAP. 16. bezeuget. Man soll aber denjenigen/ so das Fieber darbey haben/ das mit Wasser zu trincken geben.
Eisenkraut in Wein gesotten/ und von dem durchgesiegenen Tranck alle Morgen und Abend/ einen Becher voll warm getruncken/ dienet wider den Schmertzen oder Wehethum des Hertzens. In Wein oder Wasser/ je nach Gelegenheit der Kranckheit den dritten Theil eingesotten/ darnach durchgesigen/ und davon alle morgen und Abend auf die 4. Untzen warm getruncken/ ist eine treffenliche gute Artzney die Verstopffungen der Leber und des Miltzes zu eröffnen.
Eisenkraut also frisch gestossen/ den Safft außgepresset/ und davon 4. Loth mit Zucker oder aber mit Meth oder Honigwasser getruncken/ ist eine heilsame Artzney wider das Keichen und schwärlich athmen/ denen insonderheit nützlich und gut/ denen der Athem außbleiben und stätig ersticken wollen.
Eisenkraut um die Sonnenwend gesamlet/ darnach aufgedrucknet/ zu einem subtilen Pulver gestossen/ und davon 5. Quintlein schwär mit gutem weissen Wein zertrieben/ getruncken/ dient wider den Schmertzen der Leber. Einem blöden und jungen Menschen darff man über ein halb Loth oder 1. Quintlein des gemeldten Pulvers nicht geben.
Eisenkraut genommen 1. Quintlein/ Indianisch Spicanarden/ ein halbes Quintlein/ des Gummi LACCAE, ein Drittheil eines Quintleins/ und guten Myrrhen/ 10. Grän, zu einem subtilen Pulver gestossen/ und mit 4. Untzen frisch Brunnenwassers zertrieben/ und des Morgens nüchtern warm getruncken/ ist eine heilsame Artzney wider die Geelsucht. Deßgleichen auch ein quintlein Eisenkrauts/ mit einem halben Quintlein weissen Weyrauch zu reinem Pulver gestossen/ darnach mit einem Trüncklein Weins zertrieben/ und viertzig Tage nacheinander des Morgens nüchtern getruncken/ vertreibet die alte erstorbene Geelsucht. Man soll aber wahrnehmen/ wann der Krancke hitzig oder ein Fieber hätte/ soll man ihme das Pulver nicht mit Wein/ sondern mit Wasser zu trincken geben.
Oder nimm Eisenkraut 2. Handvoll/ Hirtzenzungenkraut/ Wegweißblumen oder die Wurtzeln/ jedes eine Handvoll/ Zucker/ 4. Untzen. Thue gemeldte Stück zuvor klein geschnitten in eine Kante/ und schütte darüber 1. Maß gute Weins/ (oder aber 1. Maß Wassers wann ein Fieber oder Hitz vorhanden ist) verlutier den Ranfft der Kante wol/ setze die in einen Kessel mit siedendem Wasser/ und laß vier Stunden in einem stäten Sud sieden/ darnach seihe den Tranck durch ein Tuch ab/ und gib dem Geelsüchtigen alle Morgen und Abend 4. Untzen davon zu trincken/ so lange der Tranck währet.
Eisenkrautwurtzel in Wein den dritten Theil eingesotten/ darnach durchgesiegen/ und Morgens und Abends/ jedesmal ein gemeines Tischbecherlein voll darvon getruncken/ treibt auch die Geelsucht gewaltig aus/ deßgleichen auch den Nierenstein.
Wider die hitzige Geelsucht: Nimm 3. Handvoll Eisenkraut mit der Wurtzeln/ seude die in einer Maß frisch Brunnenwassers den dritten Theil ein/ darnach seihe die Brühe durch ein sauber Tuch/ und zerlaß darinn ein Vierling weissen Zucker/ darvon trinck Morgens und Abends/ jedesmal 1. Becher voll.
Eisenkraut zu Pulver gestossen/ und 1. Quintlein davon des Morgens nüchtern mit einem Trüncklein Weins getruncken/ solches vier Morgen also nacheinander beharret/ ist auch eine gute Artzney wider die Geelsucht vor arme Leuthe. So aber eine Hitz oder Fieber darbey wäre/ soll man das Pulver mit frischem Brunnenwasser einnehmen.
Eisenkraut grün oder frisch gestossen/ den Safft davon ausgepreßt/ und 4. Loth mit gutem fürnen Wein eingetruncken/ leget den Schmertzen des Bauchs/ der Därm/ und alles Eingeweids. Solches thut auch die Wurtzel in Wein gesotten/ und Morgens und Abends/ darvon jedesmal ein gemein Tischbecherlein voll warm getruncken.
Eisenkraut zu Pulver gestossen/ und dessen 3. Quintlein schwär mit Wein/ so kein Fieber vorhanden ist/ oder aber mit Wasser/ so Fieber vorhanden/ zertrieben und getruncken/ vertreibet die Därmruhr/ DYSENTERIAM.
Eisenkrautsafft der frisch ausgedruckt ist/ genomen/ und davon abgewiegen 3. Untzen/ darzu gethan gestossenen Zucker/ 1. Loth/ und ein drittheil eines quintleins gepülverten Rhabarbaren/ solches alles wol durcheinander vermischet und warm getruncken/ ist eine treffenliche Artzney wider den verstandenen Harn/ oder nim des Saffts 2. Untzen mit 3. Untzen des besten fürnen Weins vermischt/ und gibs warm zu trincken.
Eisenkrautwurtzel aufgetrucknet/ und zu einem subtilen Pulver gestossen/ davon eines Quintleins schwär mit gutem weissen Wein zertrieben und warm getruncken/ treibet auch gewaltig fort den verstandenen Harn. Mit einem Trüncklein Meth oder Honigwasser getruncken/ vertreibet die Kaltseich oder Harnwinde/ mit gutem Honigwein warm getruncken/ kommt denen/ so mit dem Stein beladen sind/ wunderbahrlich zu Hülff/ und führet darneben alles das jenige/ was den Harn verhindern mag/ schnell aus.
Eisenkraut also frisch gesäubert mit seiner Wurtzel/ und eine gute Handvoll in einem steinern Mörser wol gestossen/ darnach 1. Becherlein voll guten alten Wein darzu geschüttet/ und folgends hart durch ein sauber Tuch außgedrucket/ 1. Loth Zucker damit vermischet und warm getruncken/ führet den Lenden- oder Nierenstein gewaltig aus.
Des Krauts mit der Wurtzel 3. Handvoll genommen/ klein geschnitten/ und darzu gethan 4. Untzen guten fein Zucker/ alles vermischt in ein Kante gethan/ darmit 1. Maß guten alten Wein darüber geschüttet/ folgends in ein Kessel mit Wasser zuvor verlutiert gesetzt/ und vier Stunden lang darinn gesotten/ darnach durchgesiegen/ und alle Morgen und Abend 4. Untzen davon getruncken/ solches also beharret so lange der Tranck währet/ das führet den Lendenstein ohne allen Schmertzen aus. Die Wurtzel zu einem subtilen Pulver gestossen/ un eins Gülden schwär mit einem Trüncklein Honigwein oder Weinmeth getruncken/ bricht den Nierenstein/ und treibet denselben aus.
Den Lendenstein allgemächlich zu brechen und außzuführen: Stosse Eisenkraut mit der Wurtzel zu einem Pulver/ und gib dem/ so mit dem Stein beladen dreissig Tag nach einander alle Morgen nüchtern/ eines halben Gülden schwär mit Meth- oder Honigwasser zu trincken/ so gehet der Stein hinweg ohne Schmertzen.
Wider den Blasenstein: Stosse Eisenkraut mit der Wurtzel/ presse den Safft davon aus/ und schritze mit einer Schritzen 4. Untzen warm auf einmal darein/ unt thue des Tages solches zweymal/ und beharre es eine Zeitlang/ das bricht und zermahlet den Stein in der Blasen.
Eisenkraut mit der Wurtzel in Wein den dritten theil eingesotten/ und der durchgesigenen Brühe allen Morgen und Abend auff die 4. Untzen warm getruncken/ mildert und vertreibet den grossen Schmertzen vom Stein/ und führet denselben gewaltiglich aus. Solchen Tranck mit Honig süß gemacht/ würcket desto kräfftiger/ und dienet auch wider den anfahenden Aussatz/ eine Zeitlang gebrauchet.
Eisenkraut obgemelter massen in Wasser gesotten/ die durchgesiegene Brühe mit honig suß gemacht/ und eine Zeitlang obgemeldter massen getruncken/ dienet denen wol/ so mit der Fallendensucht beladen sind.
Eisenkrautsafft der frisch außgepresset worden ist/ auff 3. Untzen getrunckend/ ist ein erfahrne Artzney den jenigen/ so der natürliche Saamen im Schlaff entgehet: dienet auch denjenigen/ so mit unersättlicher Begierde zur Unkeuschheit beladen sind/ dann wann sie diese Artzney einmahl gebrauchen/ vertreibet es ihnen die unersättliche Lust und den Kützel sieben Tage lang.
So ein schwanger Weib ihre Monatblume bekäme/ so siede 1. Handvoll Eisenkraut in weissen Wein/ den dritten Theil ein/ und lasse sie alle Morgen und Abend/ auff die 3. Untzen warm trincken.
Die verhaltene Monatblume der Weiber wieder zubringen: Nim Eisenkrautsafft 2. Loth/ Katzenmüntzsafft/ Sevenbaumblättersafft/ jedes 1. Loth/ drey Blätlein fein Golds/ mische es alles durch einander/ und gibs dem Weib mit Wein zu trincken.
Eisenkraut zu einem reinen Pulver gestossen/ und 1. Quintlein mit Wasser vermischt/ und warm getruncken/ hilfft den Gebährenden leichtlich gebähren.
Eisenkrautsafft auff die 4. oder 5. Loth. mit Wein getruncken/ treibet auß die todte Frucht/ das thut auch das Kraut zu Pulver gestossen/ und eines Gülden schwär mit Wein getruncken.
Wider den Bruch macht man ein herrlich Bruchpulver/ wie folget: Nim Eisenkraut/ breiten Wegerich/ Pfersigbaum-Blätter/ Sauerkirschbaumsblätter/ jedes 1. Loth/ weniger oder mehr nach deinem gefallen: Alle gemeldte Stück stoß zu einem subtilen Pulver/ schlags durch ein härines Sieblein/ und gib dem gebrochenen 10. Tage lang alle Morgen nüchtern/ eines Gülden schwär mit einem Trüncklein Weins zu trincken.
Es soll auch das Eisenkraut das drittägige Fieber vertreiben/ aber hierzu muß man auch einen besondern Aberglauben gebrauchen/ also daß man nehme das dritt Gleichlein von der Erden übersich von diesem Kraut/ im viertägigen Fieber aber/ solle das vierdte Gleichlein genommen/ und dem Krancken zu trincken gegeben werden: dergleichen närrischen Fantaseyen und heidnischen Aberglauben/ haben die Alten viel mit diesem Kraut getrieben/ darneben ihme auch der Name HIERABOTANE, das ist/ SACRA HERBA worden/ ein heiliges oder gebenedeytes Kraut/ welches aber doch sonderlich vom Weiblein dieses Krauts soll verstanden werden.
Etliche sieden das Kraut mit der Wurtzel in Wein/ und geben denen die das drittägige Fieber haben/ des Morgens und Abends der durchgesiegenen Brühe/ ein Untz oder vier warm zu trincken.
Andere nehmen drey Blätter von dem Eisenkraut/ und auch drey Wurtzeln/ stossen die zu einem subtilen Pulver/ und gebens mit einem Trüncklein Weins zertrieben dem Krancken warm zu trincken/ zuvor ehe ihn das Fieber ankommt. Wider das viertägige Fieber/ nehmen sie vier Blätter und vier Wurtzeln/ und gebens obgemeldter massen ein.
Grüne oder frische Eisenkrautblätter des Morgens nüchtern vor sich selbst/ oder auf ein Bissen Brots und gesaltzenen Butter geessen/ ist ein herrlich Praeservativ/ vor der Pestilentz zu verhüten.
Eisenkraut 3. Untzen/ mit 2. Loth gutem Weinessig/ und einem quintlein guten Theriack oder Methridat/ zu einem Schweißtranck vermischt/ und denjenigen/ so die Pestilentz angestossen/ auf einmal zu trincken geben/ und ihnen zum wenigsten drey Stunden darauf schwitzen lassen/ ist ein gewiß Experiment wider die Pestilentz/ dann sie dieselbige gewaltig durch den Schweiß und Harn außtreibet.
Eisenkraut ist auch eine treffenliche Artzney wider alles Schlangen-Gifft/ den Safft vom Kraut/ Blumen und Wurtzel mit Wein eingenommen/ und das Kraut wie ein Pflaster übergelegt.
Eisenkraut in Wein gelegt und darinn gebeitzet: darnach denselben Wein getruncken/ dient wider aller gifftigen Thier Biß.
Das gemeldte Kraut zu einem subtilen Pulver gestossen/ und 1. quintlein schwär mit einem Trüncklein Weins zertrieben un getruncken/ dient wider die gifftigen Biß der Zißmäuß/ auch der gifftigen Scorpionen.
Eisenkraut in Wein gesotten/ und die durchgesiegene Brühe des Morgens und Abends/ jedesmal auf 4. Untzen getruncken/ ist eine treffenliche Artzney das Zipperlein/ Gliedsucht und Hüfftwehe zu miltern.
Eisenkrautsafft der frisch außgetruckt ist/ auf 4. oder 5. Loth mit Wein getruncken/ treibet aus alles eingenommen Gifft.
Eisenkraut ist auch ein herrliches heilsames Wundkraut/ derwegen es auch die rechtschaffene Wundärtzte die Wunden und Schäden zu heilen/ nicht allein äusserlich zu Pflastern/ Pulver und Salben gebrauchen/ sondern auch innerlich zu den Wundträncken dieselben von Grund heraus damit zu heilen/ unter welchen dieser nachfolgende sehr gebräuchlich ist: Nimm Eisenkraut/ 2. Handvoll/ Sanickel/ Sinnau/ Walwurtz/ Bibernellenkraut/ jedes 1. Handvoll/ weissen fein Zucker/ 4. Loth/ Myrrhen/ Mastix/ jedes 1. Loth. Die gemeldten Kräuter soll man klein zerschneiden/ den Myrrhen und Mastix zu Pulver stossen/ die Kräuter in eine Kante thun mit dem Zucker/ den Myrrhen und Mastix in ein Tüchlein binden und darzu werffen/ darnach darüber schütten 1. Maß frisch Brunnenwasser/ und ein halb Maß Wein/ den Ranfft der Kanten dann sauber verlutieren/ die Kante in ein Kessel mit Wasser setzen/ und sechs Stunden mit stäter Hitze darinn sieden lassen/ folgends heraus thun/ und wann der Tranck von sich selbst kalt worden/ soll man den durchseihen/ und wol vermacht an einem kühlen Ort zum Gebrauch verwahren. Von diesem Tranck soll man dem Verwundten alle Morgen und Abend/ jedesmal 4. Loth warm zu trincken geben.
Ein anderer: Nimm Eisenkraut/ 2. Handvoll/ Beerwinck/ Schadheil/ Sanickel/ der Edlengarben/ Heydnisch Wundkraut/ jedes 1. Handvoll/ der Rinden von der Wurtzel der wilden Eglentierrosen/ Feuchten oder Thannen MispelnK/ mit den Blättern oder Beeren/ Ackeleyenkraut/ Tausentgüldenkraut/ Natterwurtzblätter/ Aepffelblüht/ Steinlindenblätter/ Ochsenzungenkraut/ jedes eine halbe Handvoll. Alle gemeldte Kräuter soll man klein zerschneiden/ darnach in eine bequeme Kante thun/ und noch ferner darzu werffen/ 6. Untzen guten feinen Zucker/ und darüber schütten ein Maß frisch Brunnenwasser/ und eine Maß guten weissen Wein/ alsdann den Ranfft der Kanten sauber verlutieren/ und zum weinigsten sechs Stunden obgemeldter massen in einem Kessel mit Wasser sieden lassen/ darnach durchseihen/ und auch obgemeldter massen gebrauchen. Wann dich aber düncket/ daß dieses Trancks zu viel seyn würde/ oder in heisser Zeit/ daß es sich nicht halten könne/ magst du nur das halbe theil auf einmal machen/ und vier Stunden sieden lassen.
Eisenkraut dienet auch wider die vergiffte Contagion der Frantzosen-Kranckheit/ dann sie reutet aus alle Bößheit derselben/ derowegen soll sie billich zu den Träncken und anderen Artzneyen/ die man in dieser Kranckheit gebrauchet/ vermischt werden. Sie dienet auch sehr treffenlich wol in dem anfahenden Aussatz.
So ein Rindvieh das Fieber bekommt/ soll man drey guter Handvoll Eisenkraut in einer Maß Wein zum halben theil einsieden/ darnach durchseihen und dem Vieh die Brüh auf einmal warm eingiessen/ oder soll man 4. Loth des gestossenen Eisenkrautpulvers/ mit einer ächtmaß Weins zertrieben gleichfals gebrauchen.
Es ist das Eisenkraut sonst den Küniglein eine vast angenehme Speiß/ wie auch den Tauben/ daher es auch von den Tauben den Namen PERISTEREUM, oder COLUMBINA bekommen hat.

Eusserlicher Gebrauch des Eisenkrauts.
Es haben die Alten das Eisenkraut für ein kräfftige Hülff und Artzney gehalten/ das Haubtwehe damit zu vertreiben/ so man ein Kreutzlein darvon macht/ und dem Krancken auffsetztet. Es düncket mich aber besser seyn/ wann man das frisch Eisenkraut stosset in einem Mörser/ und darzu schütte ein Becherlein voll gutes Weinessigs/ und presset solches wol durch ein Tuch durch/ und thut 4. Loth Rosenöle darzu/ solches soll man wol vermischen und leinene zweyfache Tüchlein darinn netzen/ und dieselbige ein wenig außgedruckt/ daß sie nicht mehr trieffen/ über die Stirn und beyde Schläff laulechtig legen/ auch so offt sie trucken werden/ wieder erfrischen.
Etliche nehmen 3. Handvoll Eisenkraut klein geschnitten/ thun die in ein bequemes Säcklein/ reihens mit einem Faden/ daß das Kraut nicht zusammen lauffen kan/ siedens darnach in Wein und pressen es mit zwey Tellern hart aus/ legen darnach das Säcklein auf das Haubt/ so warm man es leiden kan/ das hilfft sehr wol wider das Haubtwehethum/ das von Kälte seinen Ursprung hat.
Eisenkraut gestossen und in Baumöle geröschet/ darnach wie ein Pflaster warm über das Haubt geschlagen/ oder das Haubt warm darmit gesalbet/ vertreibet allen Schmertzen des Haubts/ wann er schon lang gewähret hat. Die Artzney bevestiget auch die Wurtzeln des Haars/ daß solche nicht außfallen.
Ein herrlich gut Haubtwasser: Nimm Eisenkraut mit der Wurtzel zu einem subtilen Pulver gestossen/ 3. Loth/ Griechisch Pech/ 12. Untzen/ Wachs/ 2. Untzen/ Baumöl/ 3. Untzen. Zerlaß das Griechisch Pech/ Wachs und Baumöle/ laß darnach ein wenig sieden/ hebs dann vom Feuer/ und wann es kalt werden will/ so rühr das Eisenkrautpulver darein/ und böhre es darnach wol durch einander. Dieses Pflaster äusserlich aufgelegt/ dienet wider allen Schmertzen des Haubts/ wider den Haubtnagel und die Flüß die in die Augen fallen/ es stillet auch den Schmertzen der Zähn/ äusserlich auf die schmertzhafftige Seiten gelegt.
Wann ein Mensch nicht richtig im Haubt wäre/ und von der Melancholey herkäme/ der mach nachfolgende Lauge/ und lasse den Krancken alle Tage damit zwagen/ es wird ihm viel guts thun/ und die Sinn wol stärcken und wieder zu recht bringen: Nimm Eisenkraut/ zwo Handvoll/ Majeran/ Haselwurtz mit dem Kraut/ Wegwartenkraut/ Ochsenzung/ Beyfuß und Quendelkraut/ jedes ein Handvoll. Diese Stück soll man zerschneiden/ und in 3. Maß Laugen den dritten theil einsieden lassen/ darnach dieselbige wie gemeldet brauchen.
Etliche nehmen in gleichem Fall 2. Handvoll Eisenkraut und Chamillen/ 1. Handvoll/ sieden das den dritten Theil in einer alten Maß Laugen/ und gebrauchens obgemeldter massen/ das thut auch sehr wol.
Eisenkraut das noch frisch und grün ist/ in einem Mörser gestossen/ den Safft davon außgedruckt und mit Baumöle temperirt/ darnach das Haubt darmit gesalbet/ ist ein gute Artzney/ wider das Haar außfallen. Etliche stossen das Kraut und siedens in Baumöle/ biß sich der Safft verzehret/ darnach pressen sie es hart aus/ und salben das Haubt darmit/ und sind gemeldte Artzneyen beyde gut.
Etliche nehmen zu den gemeldten Gebrechen das Eisenkraut mit der Wurtzel/ stossens in einem Mörser/ thuns dann in ein Glaß/ schütten unzeitig Baumöl darüber/ und stellens ein zeitlang in die Sonn/ darnach seihen sie das Oel darvon/ und gebrauchens obgemeldter massen/ das außgefallen Haar wiederum machen zu wachsen.
Wider die hitzige/ eiterechte und flechtende Blätterlin des Haubts/ nimm rein gepulvert Eisenkraut/ des auffgetruckneten Saffts ACACIAE, jedes 2. Loth/ gepülverten Myrrhen/ ein halb Loth/ vermisch die gemeldte Stück mit genugsamen rauhen Wein wie ein Sälblein/ darmit salbe die gemelte Blätterlein/ sie heilen sehr bald.
Frischen außgepreßten Eisenkrautsafft mit zerklopfftem Eyerweiß vermischt/ und wol durcheinander temperirt/ darnach ein hanffin Werck darinn genetzet und über die Augen geleget/ dienet wider die Zähren und das Trieffen derselben. Das thut auch so man frische Blätter des Eisenkrauts wol im Munde keuet/ und darnach die Speichel darvon in die Augen streichet.
Oder nimm außgeprest Eisenkrautsafft/ Fenchelsafft/ jedes 2. Loth/ rein gepülverten Zuckercandit/ ein halb Loth/ zertreib es und vermischs durcheinander zu einem Augenwässerlein/ darvon thue des Tages drey oder viermal/ jedesmal 2. oder 3. Tröpfflein in die Augen. Oder/ nimm des außgepreßten Eisenkrautsaffts/ des außgepreßten Saffts von den Fenchelwurtzeln/ Schweinsgallen/ jedes gleichviel/ laß ein weinig sieden/ darnach seihe es durch ein Tüchlein und brauchs wie das vorgemeldte Augenwässerlein.
Eisenkrautsaamen zu einem sehr reinen Pülverlein gestossen/ mit geläutertem Fenchelsafft zu einem Augenwässerlein temperirt/ und obgemeldter massen in die Augen gethan/ erläutert das finstere Gesicht wunderbarlich. Das thut auch der außgepreßte Safft des Eisenkrauts/ ein paar Tröpfflein in die Augen getraufft.
Oder/ nimm Eisenkrautsafft/ Fenchelsafft/ jedes gleichviel/ vermische es und thue sie obgemeldter massen in die Augen/ oder ein leinin Tüchlein darinn/ und lege es über die Augen/ es benimmt den Augen die Dunckelheit und machet ein klar hell Gesicht.
Oder/ nimm Eisenkrautsafft/ 2. Loth/ Schellkrautsafft/ Mangoltsafft/ Fenchelsafft/ jedes 1. Loth/ gepülverten Canditzucker/ ein halb Loth/ vermische es durcheinander/ und thue jedertweilen ein paar Tröpfflein in die Augen/ oder netze ein leinin Tüchlein darinn/ und lege es über die Augen/ es benimmt die Hitz und Dunckelheit der Augen/ stillet auch darneben den Schmertzen.
Oder/ nimm frisch Eisenkraut/ stoß in einem Mörser und thu ein weinig Saltz darzu/ das binde über die Augen/ und laß es ein Tag und Nacht darüber ligen/ das erläutert das dunckel Gesicht sehr wol.
Eisenkrautblätter und Blumen frisch gestossen/ und mit einem Eyerweiß vermischet/ folgends wie ein Pflaster über die Augen gelegt/ vertreibet die Geschwulst und blutigen Augen/ verzehret auch die weissen Flehmen derselbigen.
Eisenkraut in frischem Brunnenwasser gesotten/ biß das dritte Theil verzehret ist/ darnach durchgesigen/ und die Augen darmit drey Tage nacheinander gewäschen und gebähet/ wehret den zufallenden Flüssen/ die in die Augen fallen.
Wider die Flecken der Augen: Nimm Eisenkraut und nähe das in ein lang Tuch/ also daß du es um die Keelen winden magst/ das trage also eine Zeitlang biß der Flecken vergehet.
Eisenkrautblätter in Schweinenschmaltz gestossen/ und wie ein Pflaster über die Augen des Abends gebunden/ wann man will zu Beth gehen/ und die Nacht also darüber gelassen/ das säubert die Augen vor aller Unreinigkeit/ und machet ein klar und hell Gesicht.
Eisenkrautsafft und Wermuthsafft/ jedes gleichviel durcheinander vermischt/ heilet die grindigen und hitzigen Augen/ Tüchlein darein genetzt und übergelegt.
Eisenkraut in die Ohren getrauffet/ vertreibet den Schmertzen derselben.
Eisenkraut und Wegerichkraut gleichviel im Mund wol gekeuet/ darnach wie ein Pflaster über die Ohrmützel oder Ohrklam geleget/ zertheilet dieselbigen wunderbahrlich oder hilft ihnen daß sie außgehen/ wann das geschicht/ soll man Eisenkraut mit Saltz stossen/ und so lang darüber leben biß die heilet/ so darff man keiner weiteren Artzney.
Eisenkraut mit Schweinenschmaltz gestossen vertreibet die Geschwulst hinter den Ohren/ die Ohrmützel genannt/ wie ein Pflaster darüber gelegt.
Eisenkrautwurtzel in Wein gesotten/ und die durchgesigene Brüh warm im Mund gehalten/ benimmt den unleidelichen Schmertzen des Zahnwehs/ Andere sieden die gemeldte Wurtzel in guten Weinessig/ und brauchens gleicher gestalt.
Oder nimm Eisenkraut mit der Wurtzel/ 2. Handvoll/ Wolgemuhtblumen/ Poleyenkraut/ Salbeyen/ jedes 1. Handvoll. Seud diese Stück miteinander in einer Maß Weins den halben Theil ein/ seihe es dann durch ein Tuch/ und halt dieselbe so warm du kanst im Mund/ so offt es kalt wird/ so nimm wieder andere Brühe wie zuvor/ der Schmertzen wird bald nachlassen.
Frisch Eisenkraut mit Brunnenwasser wol gestossen/ darnach durch ein Tuch außgedrückt/ vertreibet die Schwärtze und alle Unreinigkeit der Zähn/ so man dieselbigen offtmals damit wäschet.
Eisenkraut in der Hand gehalten und stätig angeschauet/ stillet den Blutfluß der Nasen.
Wider die flüssige Flechten und Blätterlein des Kinns und Angesichts: Nimm rein gepülvert Eisenkraut/ des auffgetruckneten Saffts ACACIAE, jedes ein Loth/ rein gepülverten Myrrhen/ 1. quintlein/ zertreibe diese Dinge mit genugsamen Wein wie ein Sälblein/ und salbe die Flechten des Tages etlichemal darmit/ sie heilen bald.
Eisenkraut mit der Wurtzel klein zerschnitten und in Wein gesotten/ darnach durchgesigen/ den Mund damit gewäschen und gespühlet/ heilet die Mundfäul und alle Geschwär/ und Auffbruch des Zahnfleisches und des Hals/ den Hals offtermals warm damit gegurgelt.
Eisenkraut frisch gestossen/ und wie ein Pflaster um die Keel gebunden/ vertreibet die Heisserigkeit. Deßgleichen warm übergelegt/ vertreibet das Halsgeschwär/ SQUINANTIAM von den gemeinen Aertzten genennet.
Eisenkraut in Wein gesotten/ und mit der durchgesigenen Brühe den Hals warm gegurgelt/ vertreibet die Flüß/ die in den Hals fallen/ mit der Wurtzel gesotten zertheilet die Geschwulst der Mandeln.
Verbena officinalis_g    Eisenkrautwurtzel am Hals getragen/ soll die Kröpf vertreiben/ MARCELLUS EMPIRICUS aber spricht CAP. 15. Man soll die Eisenkrautwurtzel überzwerch entzwey schneiden/ und soll dem Kröpffigen das unterste theil darvon an den Hals hencken/ und so dasselbige dürr wird/ soll der Kropff sich außtrucknen und verzehren. Wann solches ohne Aberglaub zugehet/ mag man es versuchen. Es meldet auch der gemeldte MARCELLUS, so du einen auf solche Weiß curiert hättest/ und er undanckbar seyn wolte/ solt du beyde Theil der Wurtzeln/ die der Kröpffig am Hals getragen/ und die im Rauch gehangen/ in ein fliessend Wasser werffen/ so soll der Kropff wieder auff ein neues wachsen.
Es haben die Alten darfür gehalten/ wann man Eisenkraut in Wasser wol erbeitzet/ und die Gemach darinn man Gastung halten wil/ wol damit besprenge/ sollen die Gäst davon leichtsinnig und frölich werden/ welches ich offt probiret und erfahren habe wahr seyn/ wann man guten rothen und weissen Wein darbey hat/ und denselben den Gästen vorsetzet/ aber ohn demselbigen hilfft diese Kunst gar nicht/ wann man gleich die Gemache mit dem gemeldeten Wasser überschwemmet.
Eisenkraut mit altem Schweineschmaltz gestossen/ und wie ein Pflaster über das Miltz geleget/ vertreibet den Schmertzen desselbigen/ und ist ein sonderliches bewährtes Experiment.
Eisenkraut das frisch oder grün ist mit Schweinenschmaltz wol gestossen/ und ein gut Theil gepülvert Weyrauchbröcklein darzu gethan/ und wol wie ein Pflaster durcheinander temperirt/ auf ein Tuch aufgestrichen und über das Miltz geleget/ vertreibet die veraltete Erhartung des Miltzes.
Wider den Nieren und Lendenstein: Nim Eisenkraut mit den Wurtzeln/ Betonienkraut mit den Wurtzeln/ jedes 2. Handvoll/ schneide sie klein/ thue sie in eine Kante/ schütte ein Maß guten weissen Wein darüber/ verlutier den Ranfft der Kanten/ und laß darnach vier Stunden in einem Kessel mit Wasser sieden/ darnach seihe den Tranck darvon und gib dem Krancken alle Morgen und Abend/ jedesmal 4. Untzen davon warm zu trincken.
Oder/ nim frisch Eisenkraut mit den Wurtzeln/ zerschneidts wol un stoß klein in einem steinernen Mörser/ drucke den Safft davon aus/ und gib dem Krancken so offt ihn der Stein anstösset/ 4. oder 5. Loth des Saffts mit einem Trüncklein guten weissen Wein zu trincken.
Eisenkraut bey sich getragen/ oder des Nachts unter das Küssen gelegt/ benimt und vertreibet die unersättliche Begierd oder Lust zur Unkeuschheit.
Eisenkraut gestossen und warm übergelegt oder mit Wein gesotten/ ist ein treffenliche Milderung wider das wüten des Zipperleins/ Gliedsucht und Hüfftwehs.
Es haben etliche gelehrte DOCTORES folgendes Sälblein/ als ein besonders SECRET wider den unleidlichen Schmertzen des Zipperleins und der Gliedsucht/ derowegen sie es auch mit einem verborgenen Namen/ UNGUENTUM JOVIS genennet haben/ so es doch billicher UNGUENTUM DE VERBENA heissen solte/ das wird auff folgende weiß bereitet: Nimm des frischen abgepflückten Eisenkrauts/ 4. Handvoll/ stoß die in einem Mörser fast klein wie ein Muß/ vermisch damit 16. Untzen frischen Mäyenbutter/ lasse etliche Tag in einem bequemen Geschirr in einem Keller wol erbeitzen/ dann thue es in ein Kesselein/ und setze es auf ein Kohlfeurlein/ laß gemählich sieden biß der Safft verzehret ist/ darnach druck es durch ein starck hänffin Tuch hart und wol aus/ und behalts zum Gebrauch. Wo aber grosse Hitz in dem Zipperlein wäre/ und Gesücht der Glieder/ so nimt man 1. Händlein voll frisch Bilsenkrautblätter darzu/ und bereitet die Salb allerdings wie oben gemeldet. Mit diesem Sälblein kan man viel ausrichten in allerley Art des Zipperleins/ deßgleichen in dem hefftigen und leidlichen Schmertzen der Hüfft und Gesücht der Glieder.
Eisenkraut grün und frisch um die podagranische Glieder gewickelt/ und die abgestreifften Blätter in den Schuhen getragen und darauf gegangen/ thut den podagramischen grosse Hülff und gibt gute Milderung.
Eisenkraut frisch gestossen und wie ein Pflaster über die frischen Wunden gelegt/ haftet dieselben zusammen/ heilet die alten Schäden und schleusset sie.
Eisenkraut zu einem reinem Pulver gestossen/ dasselbe mit genugsamen Honig temperirt wie ein Pflaster/ heilet alle frische Wunden und die alten Schäden/ mit Butter gestossen und wie ein Pflaster übergelegt/ heilet Wunden und alte Schäden.
Eisenkraut gestossen/ und wie ein Pflaster übergeleget/ mildert und leget nieder die Entzündung und hitzige Geschwulst der Wunden.
Eisenkrautsafft heilet die Fisteln/ den darein gethan und das Kraut wie ein Pflaster darüber gelegt.
Welcher sich mit Eisenkraut samt den Wurtzeln umgurtet/ und das Kraut auch bey ihm trägt/ der soll vor den schlangen sicher seyn/ daß er nicht geletzt werde.
Eisenkraut gestossen/ heilet die unsinnigen Hundsbiß/ dasselbe wie ein Pflaster über die Wunde gebunden/ heilet auch die gifftigen Biß der Zißmäuß/ zertheilt oder macht auffgehen die Geschwulsten und Apostemen.
Eisenkraut obgemeldter massen Pflastersweiß übergeleget/ und auch 1. quintl. des gepülverten Krauts mit Wein eingetruncken/ heilet die Biß der Scorpionen.
Eisenkrautblätter in Eßig gebeitzet/ löschen das Rotlauffen oder Wildfeuer/ über den Schaden gelegt.
Mit Schweinenschmaltz wol gestossen und temperiret wie ein Pflaster/ heilet die Schäden von der Kälte und Winterfrost entstanden/ übergeleget: Leget nieder und vertreibt die Geschwulst an heimlichen Enden der Weiber/ auf ein Tuch gestrichen und über den Schaden gelegt/ nimmt auch hinweg die harten Riffen oder Zinnblattern oder Carbunckeln/ und verhüten den Zufluß und stillen denselbigen.
Eisenkraut in Wasser gesotten und ein Lendenbad davon gemacht/ mildert den schmertzen der Feigblattern/ und dienet wider den Außgang des Affterns/ oder aber das Kraut gesotten und den Afftern damit wol gebähet.
So einem der Afftern heraus gehet/ so siede Eisenkraut in Wein/ und bähe den Afftern wol darmit/ darnach soll er ihn mit weichem Pech bestreichen/ und wieder hinweg thun/ es hilfft wol.
Eisenkraut mit ein wenig Wein in Oele geröschet/ leget nieder und vertreibet die Geschwulst der Hoden/ wie ein Pflaster warm übergeleget/ und ein Lamwolle darauff gebunden.
Eisenkraut gestossen/ heilet die Verwundung der Feigblattern/ wie ein Pflaster darüber gelegt.
Eisenkraut heilet allen Grind/ Schebigkeit/ Flechten/ Zittermal/ Malatzey und böse Blattern/ in Wasser gesotten und darin gebadet: oder aber so man das kraut mit Taubenkropff in Wasser und Eßig sieden lässet/ damit folgends die geschädigten Glieder daraus bähet.
Wann man Eisenkraut in ein Taubhauß leget/ sollen sich die Tauben darinn gern halten/ und andere fremde Tauben sich daselbst versamlen/ dann sie haben ein besondere Liebe zu dem Kraut.
Wann einem ein Roß zu rehe wird/ der soll ihm Eisenkraut mit Wermuth und Entzian zu Pulver gestossen/ mit Saltz vermischen und dem Roß zu lecken geben.
Wann ein Roß grindig oder schebig ist/ so stoß frisch Eisenkraut mit Böckenunschlit wol durcheinander/ darnach laß sieden biß sich das Safft im Kraut verzehret/ alsdann seihe es durch ein Tuch und drucks hart aus/ damit schmier das Roß/ so heilet der Grind.
Wan einem ein Roß aufstosset und maßleidig wird/ und ihme die Zung und das Maul trucken wird/ so nim Eisenkraut mit der Wurtzel an ein Häselenstab mit einer schwelcken Wied/ darmit reibe ihm die Zahn biß daß sie weiß werden/ und lasse ihn darinn kyffen/ so wird es wieder lustig.
Was wir biß daher von dem Eisenkraut geschrieben haben/ das ist nun viel Jahr her an unserm gemeinen Eisenkraut dem Männlein wahrhafftig befunden worden/ wiewol von den alten Lehrern auch etliche Stück dem fremden und kleinen Eisenkraut zugeschrieben werden/ sintemal aber diese beyde Geschlechte eine Natur/ Krafft/ Würckung und Eigenschafft haben/ so mag im Fall der Noth/ je eines vor das ander ohn einigen Schaden oder Nachtheil gebrauchet werden.

Eisenkraut gedistilliert Wasser.
VERBENAE AQUA STILLATITIA.

Das Eisenkraut soll im Sommer/ wann es in seiner besten Blüht ist/ mit Stengeln und Wurtzeln klein gehackt/ und sänfftiglich in BALNEO MARIAE gedistilliert und abgezogen werden/ darnach nimmt man zu einer jeden Maß des gemeldten abgezogenen Wassers/ vier Untzen des aufgetruckneten Eisenkrauts mit der Wurtzel zu einem groblechtigen Pulver gestossen/ lasset es vier und zwantzig Stunden beitzen/ und distillierts darnach wiederum sänfftiglich zum andernmal ab/ wie wir solches vielmal angezeiget haben/ und wann es in der Sonnen rectificirt worden ist/ behaltet mans darnach zu folgendem Gebrauch.

Innerlicher Gebrauch des Eisenkraut-Wassers.
Eisenkrautwasser löset auf die Verstopffung der Leber und des Miltzes/ führet aus die Geelsucht/ bekommt wol den Lungensüchtigen/ dann es heilet alle innerlliche Versehrungen der Lungen/ öffnet die Nieren/ Harngäng und die Blasen/ vertreibet das Grieß und den Stein. Es vertreibt die bleiche tödliche Farb/ und das drittägige und viertägige Fieber/ benimmt innerlichen Schmertzen und Grimmen im Leib/ und dienet wider das Blutharnen/ alle Morgen und Abend/ jedesmal 4. oder 5. Loth getruncken/ und auch jederweilen den Wein damit gemischet.
Wo sich einer besorget/ daß er etwas gifftiges geessen oder getruncken hätte/ der nehme 3. Untzen Eisenkrautwasser/ und zertreibe darinn 1. Quintlein guten Alexandrinischen Theriack oder Methridat/ und trincke das ein/ es wird ihme das Gifft nicht schaden.
Eisenkrautwasser auff die 4. Untzen mit einer Untzen Zucker vermischt und getruncken/ führet aus den Lendenstein und stillet den Schmertzen.
Wider den Schmertzen und Wehethum der Lenden: Nim Eisenkraut nach deinem Gefallen/ legs vier und zwantzig Stunden in Wein/ darnach nims heraus/ und distillirs also feucht in einem gläsinen Kolben/ und behalte das Wasser wol vermacht. So du nun Schmertzen in Lenden fühlest/ so trinck des Wassers 4. Untzen warm mit fein Zucker vermischet/ du wirst gute Hülff und Besserung davon befinden.
Es soll auch das Eisenkrautwasser den Säugmüttern viel Milch machen/ so sie Morgens und Abends/ jedesmal 4. oder 5. Loth trincken/ wie solches glaubhafftige Leut bezeugen.

Eusserlicher Gebrauch des Eisenkraut Wassers.
Eisenkrautwasser ist ein edel gut Wasser wider das Gaubtwehethum/ leinine Tüchlein darinn genetzet und über die Stirn und beyde Schläff geleget/ und so offt solche trucken werden wieder erfrischet. So man aber solches Wasser kräfftiger und besser zu diesem Gebrechen haben wolte/ soll man zu einem Bechervoll Wassers zwölff Pfersingkernen oder bittere Mandeln nehmen/ selbige schellen/ darnach klein stossen und mit dem gedistillierten Wasser durchstreichen wie ein Mandelmilch/ und darnach obgemldter massen Tücher darinn netzen und überschlagen.
Dieses Wasser ist auch ein gut Augenwasser/ die flüßige Augen zu trucknen/ die dunckele trüben Augen zu erläutern/ des Abends die Augen damit gewäschen/ und reine leinen Tüchlein darinn genetzt und übergelegt.
Eisenkrautwasser heilet auch die Mundfäule und alle Versehrung und Geschwär des Halß/ den Mund offt damit gewäschen und ausgespühlet/ den Halß auch warm damit gegurgelt.
Es dienet auch zu der Versehrung und Geschwär der heimlichen Oerter der Männer und Weiber/ dieselbigen offtermals damit gewäschen/ und auch leinine Tüchlein darinn genetzt und übergelegt.
Wider die beissende Hitzblattern und Stechen der Augen: Nimm Eisenkrautwasser/ 3. Loth/ Schellkrautwasser/ Fenchelwasser und Augentrostwasser/ jedes anderthalb Loth/ vermisch es durcheinander/ damit wäsche die Augen/ und netze zarte leinine Tüchlein darinn und leggs darüber.
Ein edel gut Augenwasser/ wird auf folgende Weiß gemacht: Nimm Eisenkraut/ Fenchelkraut/ Agrimonien/ Weinrauten/ rothe Rosen/ eines so viel als des andern oder gleich viel/ stosse oder quetsche es in einem Mörselstein/ und besprengs mit gutem starcken Wein/ laß es also drey Tage und Nacht in BALNEO MARIAE purificiren/ darnach distillier es zu folgendem Gebrauch.
Es ist dieses Wasser gut wider die trieffende Augen/ und nimmt hineweg alle Wehethum derselben/ die da von Kälte herkommen/ trücknet und verzehret die Träher der Augen/ und vertreibet die Flecken. Wil man aber daß es die Flecken besser hinweg nehme/ so soll man weiter zu der vorigen Distillation thun/ Andorn und Gochheil mit dem rothen Blümlein/ jedes halber so viel als der andern Kräuter eins/ und es mit den vorigen Stücken distillieren. Darnach soll man weiter nehmen Myrrhen/ Ganffer und Aloepatick/ soll sie klein reiben/ in ein sauber Tüchlein binden und in das Wasser hencken/ so ist es gerecht zu dem obgemeldten Gebrauch.
Wider den schmertzen der Ohren: Nim Eisenkraut/ Weinrauten/ Salbeyenkraut/ jedes gleichviel/ distilliers in BALNEO MARIAE, und wann man es brauchen wil/ soll man allwegen ein wenig warm in die Ohren thun.
Ein edel Augenwasser wider die Dunckelheit der Augen: Nim des frischen ausgepreßten Eisenkrautsaffts/ 12. Untzen/ Betonienkrautsafft/ 4. Untzen/ eine Gall von einem Iltis/ Jungfrauenhonig/ Eyerweiß zu Wasser geklopfft/ jedes 8. Untzen/ gepülverten Myrrhen/ 1. Loth/ vermischs wol durcheinander/ und distillier es sänfftiglich durch einen küpfferin Distillierzeug/ und verwahr das Wasser zum Gebrauch. Wann man es brauchen wil/ soll man alle morgen und Abend/ jedesmal 2. oder 3. Tröpfflein in die Augen thun/ es erkläret das Gesicht wunderbarlich.
Wider das dunckel Gesicht ein ander treffliches Augenwasser/ mache also: Nim frisches ausgepreßtes Eisenkrautsafft/ 16. Untzen/ Fenchelwurzsafft/ 8. Untzen/ eine Gall von einem Rind/ gepülverten Aloepatick/ ein Loth. Vermisch es alles durcheinander/ und distilliere es durch ein küpfferin Disitillierzeug/ behalts wol vermacht zu dem Gebrauch/ und brauchs wie das vorige.
Ein ander gut Augenwasser/ daß das Gesicht/ welches schier vergangen ist/ wieder zu recht bringt/ das mache also: Nimm Eisenkraut/ Weinrauten/ Fenchelkraut/ Schellwurtzkraut/ Salbeyen/ Roßmarin/ jedes ein gut Theil/ doch daß eines so viel sey als des andern: Hacke diese Kräuter klein/ und distillir sie mit sanfftem Feuer in BALNEO MARIAE, und behalts zum Gebrauch. Davon thue des Morgens und Abends jedesmal 1. Tröpfflein oder drey in die Augen/ und mische deinen Wein mit diesem Wasser.
Wider das blöd und dunckel Gesicht/ das schier verlohren oder vergangen ist: Nim Eisenkraut/ Salbeyen/ Peterlenkraut/ Garafelkraut mit der Wurtzel/ Fenchelkraut/ Weinrauten/ heidnisch Wundkraut/ Erdbeerkraut/ Agrimonien/ Gamänderlein mit den braunen und auch blauen Blumen/ weiß Bibernellenkraut/ Augentrost/ jedes gleichviel/ und sollen alle diese Kräuter frisch und grün seyn/ die soll man klein hacken/ un sieben Pfefferkörner groblechtig zerstossen darzu thun/ un ein wenig weissen Honig/ nach dem du der Kräuter viel oder wenig nimst. Alle diese Stück vermisch wol durch einander/ und schütte eines jungen unbefleckten Knäbleins Harn darüber/ biß er die Kräuter bedeckt/ darnach distilliers mit sanfftem Feuer in BALNEO MARIAE, und behalts zum Gebrauch. Darvon thue alle Morgen ein paar Tröpfflein in die Augen/ dann es ist zu gemeldten Gebrechen erfahren.

Bilbliografie:

Prof. Dr. Karl Hiller, Prof. Dr. M. F. Melzig, Die große Enzyklopädie der Arzneipflanzen und Drogen, 1999

Tabernaemontanus, ( Jakob Dietrich, Jacob Ditter/Diether bzw. Jacob Theodor), Neuw Kreuterbuch, 1588-91

August Paul Dinand,Handbuch der Heilpflanzenkunde, 1921

Pedainos Dioskurides, Materia Medica, 1. Jahrh.

Gessner-Orzechowski, Gift- und Arzneipflanzen von Mitteleuropa, 1974

Heilpflanzen-Lexikon für Ärzte und Apotheker, Dr. Hans Braun, 1968

Leonhardus Fuchsius, “New Kreuterbuch, in welchem nit allein die gantz histori, das ist namen, gestalt, statt und zeit der wachsung, natur, krafft und würckung…” von 1543.

“Köhlers Medizinal-Pflanzen” von 1883 bis 1887.

Dr. Friedrich Losch, Kräuterbuch, 1903

Stauffer: Klinische Homöopathie, Arzneimittellehre