Urtica dioica

Urtica dioica

Deutsch: Große Brennnessel

Synonyme: Haarnessel, Scharfnessel, Tausendnessel,

Familie: Urticaceae

Blütezeit: Juni, Juli

Sammelzeit: April bis Oktober

Sammelteile: Blätter, Wurzeln, Stängel

Vorkommen: Zäune, Wegränder, Hecken, Gebüsche, Wälder, Ödland, Schutt.

Urtica major KBBesonderheit: Für die Raupen von rund 50 Schmetterlingsarten sind die Blätter der Brennnesseln eine lebenswichtige Futterpflanze. Da Wirkstoffe der Brennnessel die Vermehrung bestimmter Bakterien verhindert, war es lange üblich, Butter, Fisch und Fleisch in Brennnesseln zu wickeln um sie länger frisch zu halten. Wolle wird durch Färben mit Brennnesselblättern Graugrün und mit den Wurzeln wachsgelb (mit entsprechender Beizung)

Inhaltsstoffe: Im Sekret der Brennhaare Histamin, Acetycholin, Serotonin, Spuren von Ameisensäure und anderen flüchtigen Fettsäuren. Im Blatt auffallend viel Chlorophyll  und reichlich Xanthophyll, viel Vitamin-C , etwas Carotin, Fermente, außerdem Glucokinine. In der Wurzel zusätzlich ein spezifisches Lektin.

Eigenschaften: Der Nesselgiftstoff ist außerordentlich wirksam, weniger als 0,1 y ruft bereits auf der menschlichen Haut die typische Nesselwirkung hervor, die sich in sofort auftretendem brennendem Schmerz und in der Ausbildung einer blassen, später von starker Rötung umgebenen, heftig juckenden Quaddel äußert. Die winzige Menge Sekret eines winzigen Brennhaares genügt zur Erzeugung einer Nesselquaddel. An der Nesselwirkung dürfte neben dem eigentlichen Nesselgiftstoff in untergeordnetem Maße noch das Histamin des Sekrets beteiligt sein, während der früher als wesentlich angesehenen Ameisensäure höchstens hinsichtlich der Schmerzerzeugung eine gewisse Bedeutung zugeschrieben werden könnte.

Urtica dioica KopieVergiftungen durch den Genuss von Brennnesseln als Gemüse sind ausgeschlossen, wenn wie allgemein üblich, nur die jungen, noch nicht nesselnden verwendet und im übrigen gekocht genossen werden. Werden aber ältere Brennnesseln genommen und hat die Kochhitze nicht lang genug eingewirkt, so kann die Giftwirkung erhalten bleiben, wie eine Vergiftung nach Einnahme einer „Brennnesselabkochung” gezeigt hat, bei der (durch örtliche Einwirkung) Magenreizung und Brennen an der Haut des ganzen Körpers, Dermatitis, ferner Ödembildung und Versiegen der Harnsekre­tion (Nierenschädigung) beobachtet wurde.

Verwendung und Rezepturen: Die jungen Blätter ohne Brennhaare sind ein hervorragender Frühjahrssalat und Gemüse. Die Bastfasern der Stängel werden als Rohstoff zur Fadenherstellung benutzt.

Blutreinigungstee: 20 bis 25 Gramm der frischen, bezw. 3 bis 5 Gramm der getrockneten Blätter auf einen halben Liter Wasser. % Minuten kochen. Von den Wurzeln genügt die Hälfte der Menge.

Urtica romana KBHomöopathie: Es wird die aus frischem Kraut bereitete Essenz (D3 bis 0) vor allem bei Urticaria, Herpes, bei Ekzem, allgemein bei Überempfindlichkeitsreaktionen der Haut und Gelenke, bei Verbrennungen, Leukorrhoe, Galaktorrhoe, Dysmenorrhoe und zudem als Haarwuchsmittel benutzt

Tabernaemontanus:

 

Fuchsius: Nessel bletter mit saltz zerstossen und übergelegt / heylen die biß der unsinnigen hünd / unn die grossen geschwer. Deßgleichen über faule schäden / als Krebs unnd dergleichen / gelegt / reynigen sie die selbigen / unnd heylens. In gleicher massen zerteylen sie auch allerley geschwulst / als ormützel / und dergleichen beülen. Sie seind auch gut zu dem geschwollen miltz / so man ein pflaster darauß macht / unnd überlegt. Gedachte bletter mit dem safft gestossen unnd über die stirn gelegt / stellen das schweyssen zu der nasen auß. So mans mit Myrrhen stoßt / und zäpfflin darauß macht / unn in die weiblichenscham thut / bringen sie den frawen jr blödigkeit. Wann sie aber frisch werden über die muter gelegt die herauß begert / so treiben sie dieselbigen wider hindersich. Der sam auß süssem wein getruncken / reitzet zur unkeüscheyt / unn eröffnet die muter. Gedachter sam mit honig vermengt / unnd ein latwerglin darauß gemacht / ist gut für das keichen / seiten oder rippen / unnd lungen geschwer. Er macht auch außwerffen / und reyniget die brust. Die bletter mit meerschnecken gesotten und getruncken / lindern den stulgang / und treiben den harn. So man das wasser von den gesotnen blettern / mit wenig Myrrhen vermischt / trinckt / so bringen sie den frawen jhr kranckheyt. Der safft von genanten blettern im mund gehalten unnd gurgelt / ist gut zu dem geschwollen zepfflin. Der sam ist auch gantz zuwider dem wutzerling / unn gifftigen schwammen. Diser sam macht leichtlich speyen / so er nach dem abend essen würdt mit Meth eins halben quintlins schwer jngenommen. Mit süssem wein getruncken / ist er gut zu dem auffbleen des magens. Nessel in die laug gelegt / vertreibt das har außfallen / unnd bösen grind / deßgleichen auch der sam. Die bletter mit Beeren schmaltz gestossen und übergelegt / ist gut zu dem podagra / und allerley weetagen der glider.

Urtica minor KBDioskurides: Die Akalyphe – Einige nennen sie Knide [Andere Adike, die Römer Urtica, die Aegypter Selepsion, die Dakier Dyn] – kommt in zwei Arten vor. Die eine nämlich ist wilder, hat rauhere, breitere und dunklere Blätter und eine dem Leinsamen ähnliche, nur kleinere Frucht. Die andere [Urtica mollis der Römer]- hat feinen Samen und ist nicht so rauh. Die Blätter beider, mit Salz als Kataplasma, heilen Hundsbisse und Gangrän, böse, krebsartige und schmutzige Geschwüre, sowie Verrenkungen, Skrofeln, Drüsen an den Ohren und an den Schamtheilen und Abscesse. Milzkranken werden sie mit Wachssalbe aufgelegt. Die Blätter mit dem Safte zerrieben und eingelegt helfen auch gegen Nasenbluten. Ferner befördern sie mit Myrrhe im Zäpfchen die Menstruation; die frischen Blätter, eingelegt, bringen Gebärmuttervorfall in Ordnung. Der Same, mit Rosinenwein getrunken, reizt zum Beischlaf und öffnet die Gebärmutter; mit Honig als Leckmittel hilft er bei Orthopnöe, Lungen- und Brustfellentzündung, führt die Unreinigkeiten aus der Brust und wird den fäulnisswidrigen Mitteln zugesetzt.   Mit Muscheln zusammengekocht erweichen die Blätter den Bauch, vertreiben Blähungen und treiben den Harn. Mit Ptisane gekocht reinigen sie die Brust. Die Abkochung der Blätter mit etwas Myrrhe getrunken befördert die Katamenien. Der Saft als Gurgelmittel beseitigt die Entzündung des Zäpfchens.

Bilbliografie:

 

Prof. Dr. Karl Hiller, Prof. Dr. M. F. Melzig, Die große Enzyklopädie der Arzneipflanzen und Drogen, 1999

Tabernaemontanus, ( Jakob Dietrich, Jacob Ditter/Diether bzw. Jacob Theodor), Neuw Kreuterbuch, 1588-91

August Paul Dinand,Handbuch der Heilpflanzenkunde, 1921

Pedainos Dioskurides, Materia Medica, 1. Jahrh.

Gessner-Orzechowski, Gift- und Arzneipflanzen von Mitteleuropa, 1974

Heilpflanzen-Lexikon für Ärzte und Apotheker, Dr. Hans Braun, 1968

Leonhardus Fuchsius, “New Kreuterbuch, in welchem nit allein die gantz histori, das ist namen, gestalt, statt und zeit der wachsung, natur, krafft und würckung…” von 1543.

“Köhlers Medizinal-Pflanzen” von 1883 bis 1887.

Dr. Friedrich Losch, Kräuterbuch, 1903

Stauffer: Klinische Homöopathie, Arzneimittellehre