Bärenklau

Heraclium sphondynium-aBotanisch: Heracleum sphondylium

Deutsch: Wiesen-Bärenklau

Synonyme: Gemeiner Bärenklau, Deutsche Bärenklau, Gemeines Heilkraut, Heracleum branca, Heracleum branca ursina, Heracleum protheiforme, Heracleum sibiricum, Sphondylium branca, Sphondylium branca-ursi, Sphondylium branca-ursina, 

Familie: Apiaceae

Blütezeit: Juni bis September

Sammelzeit: Die Wurzel im zweiten Frühjahr, das Kraut während der Blüte.

Sammelteile: Die Wurzel, seltener Blätter und Samen

Vorkommen: Fettwiesen, Ufer, Gräben, Hochstaudenfluren

Etymologie: Der deutsche Name kommt von den großen Bärentatzen-ähnlichen Blättern.

Inhaltsstoffe: Furanocumarine,

Eigenschaften: Jung ungiftig, Wildgemüse, schälen! Stark hautreizend! Rötung, Blasen, Juckreiz, Verbrennungen ersten bis zweiten Grades.

Homöopathie: Überfunktion der Talgdrüsen.

Fuchsius: Die wurtzeln von der rechten Bernklawen / seind nutzlich zum brand / und denen / welchen die gleych verruckt unnd außeinander seind / so mans überlegt. Gesotten in wasser / Heraclium sphondynium5-aunnd getruncken / treiben den harn / unnd stellen den stulgang. Dise wurtzel ist auch treffenlich gut den schwindsichtigen / und gebrochnen / so mans mit der speiß kochet / fürnemlich mit gersten. Man mag auch sölche wurtzel gestossen im podagra überschlagen. Unser Bernklaw vertreibt geschwulst / so sie gesotten würt und übergelegt. In summa / hat vast alle eygenschafft wie das recht Bernklaw. Fürnemlich aber so verzeret sie und trücknet auß alle überige feüchtigkeyten.

Tabernaemontanus: Innerlich: Beerenklauwe wann es im Frühling noch jung und zart ist/ kochen es unsere Weiber under die Müser mit anderen Kreutern/ als jungen Hopffen unnd süssem Hanenfuß/ jungen Nesseln unnd Wiesenköle/ also daß es seinen Platz neben der Artzeney auch in der Küchen funden hat/ deßgleichen auch die Wurtzeln darvon. So man aber ein solch Müßlein bereyten wil/ muß man deß Beerenklauwes nicht zu viel nemmen/ dann er sonst gewaltig treibet durch den Stulgang.

Heraclium sphondynium3-a     Jungen Beerenklauw eine Handtvoll genommen und mit Löffelein voll Habermeel klein gehackt/ darnach mit einer guten Fleischbrühen zum wenigsten eine halbe Stundt sieden lassen/ ziemlich gesaltzen unnd folgends warm ohne Brodt nüchtern gessen/ oder außgetruncken/ und ein Stundt oder vier darauff gefastet/ purgieret den zähen Schleim sampt der Gallen/ als wann einer ein Purgantz eyngenommen hette/ und das ohn einigen Schaden/ welche Artzeney nicht sol verachtet werden/ dann sie manchem zu gut kommen mag/ sonderlich aber denen die die Artzeney nicht allwegen haben können/ oder die Apotecken erreychen mögen.

Die Wurtzeln bey dem Fleisch gesotten/ schmäcken nicht ubel/ unnd machen die Brühe wolgeschmack. Solche Brühe nüchtern eine gute Schüssel voll getruncken/ erweychet den Bauch und machet Stulgäng.

Die Wurtzel oder Samen deß Beerenklauwes in Wein oder Wasser gesotten/ unnd die durchgesiegene Brühe getruncken/ treibet die phlegmatischen zähen Feuchten durch den stulgang. Jst dienlich den Lebersüchtigen/ und denen so mit der Geelsucht beladen seyndt/ deßgleichen die ein kurtzen unnd schweren Athem haben/ und nicht äthmen mögen sie seihen dann auffgericht. Auch ist diß Kraut gut wider die fallende Sucht und wider das auffsteigen der Beermutter.

Die Wurtzel oder der Samen zu einem subtielen Pulver gemacht/ unnd darvon ein quintlein mit Wein getruncken/ hat zu den gemeldten gebrechen geiche Wirckung wie der obgemeldte Tranck.

Heracleum sphondylium_g Etliche geben deß gemeldten Pulvers ein quintlein schwer eyn/ mit einem Trunck guten Baumölen zertrieben/ das sol eine sonderliche Artzeney seyn/ wieder das keichen und schwerlich äthmen.

Wider das Krimmen von phlegmatischem Schleim: Nimb Beerenklauwe zwo Handtvoll/ Bengelkraut/ Pappellen/ Eybischkraut Kleyen in ein Tüchlein gebunden/ Leinsamen ein wenig zerknitscht/ jedes eine Handtvoll/ Griechischhewsamen auch ein wenig zerquetschet drey loth/ Dillsamen zwey loth. Seude diese Stück in einer Maß Wassers zum halben theil ein/ seihe es durch ein Tuch/ nimb darvon zwölff Untz/ Sesamölen/ Dillölen/ jedes drey loth/ Rosenhonig drey loth/ der Latwergen HIERAE PICRAE außgezogener CASSIAE Fistel/ jedes anderthalb loth/ Steinsaltz ein halb loth. Vermisch solche Stücke durcheinander zu einer Clistier/ und thue die durch einen bequemen Zeug zu dem Krancken/ laß jnen zum wenigsten ein stund beharren/ es thut gute hülff.

Die Polen unnd Littauwer machen einen Tranck von dem Kraut und Samen deß Beerenklawes mit Wasser/ thun darzu Sauwerteig oder Hösel/ das pflegt das gemeine Volck vor Bier zu trincken.

Äußerlich: Beerenklauw gestossen/ und den Safft davon außgeprest/ reinigt das Haupt von dem zähen phlegmatischen schleim/ vertreibet das alt und langwirig Heuptwehthumb deßgleichen den Hauptnagel HEMICRANIAM, von gemeldter Feuchten verursachet/ so man den Safft Morgens nüchtern ein gut theil durch die Nasen eynsuppet/ unnd ein Tag oder drey nach Heracleum sphondylium_geinander verharret. Es sol aber der Leib zuvor durch ein bequeme Purgation gereynigt werden. Diese Artzeney dient auch denen so zu der fallenden Sucht geneigt seind.

Der Dampff deß angezündten Samens von der Beerenklauwen in die Nasen entpfangen/ erwecket die Schlaffsüchtigen. Solches thut auch der Samen in Baumöle gekocht/ so man mit diesem Oele das Haupt warm salbet. Dieses Oele gleicher gestalt gebraucht/ dient wieder das Hirnwüten PHRENESIM, und wieder den wehthumb deß Haupts.

Das Kraut und Wurtzel der Beerenklauwen zerschnitten/ und in einem Mörser klein gestossen/ darnach warm wie ein Pflaster uber das Haupt geschlagen/ erwecket die/ so in die Schlaffsucht gefallen seindt. Man mag auch das obgemeldte Kraut zuvor ehe mans uberlegt/ in ein wenig Baumölen röschten/ so wircket es desto besser.

Der Safft auß den frischen Blumen deß gemelten Krauts geprest/ ist gut wieder die eyterigen unnd schwerende Ohren/ warm dareyn getraufft. Die gemeldten Blumen gedörret/ zu Pulver gestossen/ unnd mit Rosenölen zertrieben/ folgendts warm in die Ohren getraufft/ hat gleiche Wirckung.

Diesen Safft haben die Alten zu diesen und dergleichen Gebrechen außgeprest/ denselben in der Sonnen lassen trucken werden/ und uber Jahr behalten.

Beerenklauwensamen mit gutem Wein und Baumölen so lange gesotten biß der Wein sich verzehret/ das Oele darnach durchgesiegen/ ein Filtz darinn genetzt/ und warm uber den Magen geleget/ vertreibet den Wehthumb desselbigen. Uber den gantzen Bauch gelegt/ miltert den Schmertzen deß Krimmen und deß Därmgegicht.

Der angezündet Dampff deß Beerenklauwensamens in die Nasen entpfangen/ erwecket die Weiber die von dem auffstossen der Beermutter hin gefallen seindt. Solches thut auch das Kraut wann man dasselbige sampt der Wurtzel klein zerschneidet/ darnach in Essig kocht/ und dasselbige vor die Nasen haltet/ oder den Dampff darvon in die Nasen entpfähet.

Wider die verhaltene Monatblumen der Weiber: Nimb Beerenklauwenkraut und Wurtzeln drey Handtvoll/ Beyfuß/ Pappellen mit den Wurtzeln/ Eybischkraut/ Chamillenblumen/ Seuenbaum/ Lavanderblumen/ Roßmarin/ Holderblüth/ jedes eine Handtvoll/ Haselwurtzkraut unnd Wurtzeln eine halbe Handtvoll/ Peterleinsamen/ Fenchelsamen/ Dillsamen/ Anißsamen/ Leinsamen ein wenig zerquetscht/ Griechischhewsamen/ jedes zweyer loth. thue alle Stück durcheinander vermischet in ein leininen Sack/ laß den wol sieden in genugsamem Bachwasser/ unnd mach darvon ein Lendenbad laß das Weib Morgens nüchtern zum wenigsten zwey Stunden darinn baden/ unnd Nachmittag umb zwey oder drey Uhren anderthalb Stundt/ unnd dieweil sie im Bad ist/ sol sie auff dem warmen Sack sitzen.

Wieder die tieffe Erhartung der Weiber brüst: Nimb Beerenklauwenkraut/ unnd Affodillwurtzel/ jedes gleich viel/ zerschneidts und stosse sie klein in einem Mörser/ seud sie darnach in Wein mit ein wenig Baumölen/ unnd legs deß Tags zweymal warm uber die Brüst.

Beerenklauw mit Weinrauthen vermischet/ jedes gleich viel/ unnd obgemeldter massen gestossen unnd ubergelegt/ heylet die umbsich fressende Schäden.

Beerenklauwkraut unnd Wurtzeln gestossen und gesotten/ erweychet alle harte Geschwülsten/ sonderlich aber die Geschwulst der Leber/ Miltz unnd der Mutter/ warm wie ein Pflaster uber gelegt.

Die harten Geschwer/ Schlier/ Eyssen unnd Beulen erweychen/ unnd deren schmertzen zu stillen: Nimb Beerenklauw zwei handtvoll/ Windenkraut/ Pappellen/ Eybischkraut/ Mertzenveielnkraut/ Tag und Nacht/ Bilsenkraut jedes ein Handtvoll. Zerschneid sie klein/ und stoß sie wol in einem Mörser/ thu darnach darzu Weytzenmeel iIIIloth/ Gerstenmeel IIIloth/ Leinsamenmeel/ gepülverten Foenigrec/ jedes zwey loth/ misch es durch einander/ seuds in genugsamem Wasser/ unnd thue darzu vi.Untzen alt Schweinenschmaltz/ unnd lass es mit einander sieden zu einem Pflaster/ darvon streich auff ein Tuch und legs deß Tages zweymal uber.

Wann man das Haar nach dem man das Haupt gezwagen hat/ mit dem Safft von Beerenklauwen offtermal bestreichet/ darnach allwegen von sich selbst lässet trucken werden/ so wirdt das Haar krauß.

Die Wurtzel von Beerenklauwen umbher von dem eussersten Häutlein abgeschaben/ verzehret die hartigkeit der Fisteln/ darein gesteckt.

Wiltu ein dicken roten Wein/ oder aber einen weissen trüben Wein lauter machen/ daß er schön unnd klar werde: So nimb Beerenklauwenkraut unnd Wurtzel fein gewäschen und gesäubert/ darnach wieder getrucknet/ unnd hencke eines Menschen Haupt groß darvon in ein Fuder/ lasse es ein Tag oder drey darinn hangen/ darnach thue es wieder herauß/ lasse es trucken werden/ darnach hencks wiederumb dareyn/ unnd uber drey Tag ziechs wieder herauß/ unnd wann es trucken worden ist/ so hencks abermal wie zuvor in den Wein/ unnd lasse es darinn hangen/ biß vierzehen Tag von anfang sich verlauffen haben/ als dann thue das Kraut gar hinweg/ so hast du ein schönen hellen Wein so klar wie eine Cristall. Jst es aber ein roter Wein/ so wird er hell und klar wie ein schöner Claretwein oder Schieler.

Beerenklauwenwein: Wiewol ich bey den alten oder newen Lehrern nichts von dem Beerenklauwenwein je gefunden oder gelesen hab/ so hab ich doch nicht underlassen wöllen/ nachfolgenden Wein den ich von der Beerenklauwen zu machen/ unnd in dem grossen Leibwehe/ Krimmen und Därmgegicht/ offtermals zu gebrauchen pfleg/ und den allwegen heylsam befunden/ an diesem Ort zu offenbaren/ den bereyte also: Nimb auffgetruckneter Beerenklauwenwurtzeln/ Beerenklauwsamen/ jedes sechs loth/ frischer außerlesener Senatsbletter xvi.loth/ deß gemeinen Römischen Wermuths drey Handtvoll/ Bergwermuth/ Venushaar/ dürren Ysop/ jedes zwey Handtvoll/ weissen Jngber/ Kalmuswurtzel/ Dillsamen/ jedes zwey Loth/ weissen Lerchenschwamm drei Loth. Alle gemeldte Stück soll man in acht oder neun mässiges Fäßlein mit Häselen Spähnen einschlagen/ unnd darnach einen guten Most darüber füllen/ unnd also verzehren lassen. Von diesem Wein sol man allen Tag zum Morgenjmbiß einen guten Becher voll gleich im anfang deß essens zu dem ersten trunck ein gemeinen Tischbecher voll trincken/ den Durst darnach mit einem andern weissen Trinckwein nach Notturfft leschen/ das wirdt sanffte Stulgäng bringen/ unnd viel wüsten Schleim unnd Gallen außführen. Jm fall es aber nicht genugsam wircken würde/ so sol man deß Nachts zum Jmbiß noch einmal deß gemeldten Weins trincken/ so wirdt es genugsam unnd kräfftiglich die gemeldten Feuchten außführen. Wann aber dieser Tranck dir zu streng werden wolte/ magst du je uber den andern Tag zween Becher voll/ oder aber auch nur einen trincken/ unnd soll derowegen ein jeder nach seiner Natur/ vermögen unnd kräfften diesen Wein mehren unnd mindern. Den Wein aber soll man/ wann man darvon trincket/ allen Abendt wiederumb füllen/ unnd kann solcher wol leiden/ daß man noch ein Maß oder acht nachfüllet. Wann aber einer dieses Weins nottürfftig were/ unnd deß Herbst nicht erwarten könne/ daß er denselbigen von newem Moste bereyten möchte/ der mag jhn gleicher gestalt wie gemeldtet von gutem firnem Wein machen lassen.

Dioskurides: Das Sphondylion [Einige nennen es Arange, Andere Phalangion, Asterion, Nisyris, Sphondylis, Chorodanon, Oinanthe, die Römer Herba rutinalis, die Aegypter Apsapher, die Propheten Osiris] hat Blätter in etwa denen der Platane ähnlich, denen des Steckenkrauts sich nähernd, Stängel von der Höhe einer Elle und auch grösser, dem Fenchel ähnlich, mit Dolden an der Spitze, in denen der dem Sesel gleichende doppelte Samen sitzt, der aber breiter, weißer, mehr spreuartig ist und durchdringend riecht. Es hat gelbe oder weiße Blüten, eine weiße rettigähnlich Wurzel und wächst in Sümpfen und an feuchten Stellen. Seine Frucht scheidet, getrunken, den Schleim durch den Stuhlgang aus; weiter heilt sie, getrunken, Leberleiden, Gelbsucht, Orthopnöe, Epilepsie und Mutterkrämpfe. In der Räucherung weckt sie die von Schlafsucht Befallenen auf. Mit Oel auf den Kopf gestrichen ist sie ein gutes Mittel für solche, die an Gehirnkrankheit, Lethargie und Kopfschmerzen leiden; mit Raute als Umschlag heilt sie Schlangenbisse. Auch die Wurzel wird Gelbsüchtigen und Leberleidenden gegeben. Ringsum abgeschabt und eingelegt bringt sie Wulste in Fisteln zum Verschwinden. Der Saft der frischen Blüten ist ein gutes Mittel gegen geschwürige und eiterflüssige Ohren. Nach seiner Darstellung wird er aufbewahrt wie die übrigen Säfte.

Dinand: Der Deutsche Bärenklau ist ein Ersatz für Liebstöckel. Die Wurzel hat einen süßlichen, gewürzhaften Geschmack und dient in gepulvertem Zustande bei Verdauungsbeschwerden, Unterleibsstockungen, nervösen Leiden und Eplepsie (über tags 8 g Pulver). Der Absud hilft bei Durchfall und Ruhr. Die Abkochung der Samen wird gegen Bauchschmerzen und zur Vertreibung von Würmern verwendet, wird auch (mit der Wurzel zusammen) als Mittel gegen hysterische Krämpfe empfohlen und gerühmt.

Bilbliografie:

Prof. Dr. Karl Hiller, Prof. Dr. M. F. Melzig, Die große Enzyklopädie der Arzneipflanzen und Drogen, 1999

Tabernaemontanus, ( Jakob Dietrich, Jacob Ditter/Diether bzw. Jacob Theodor), Neuw Kreuterbuch, 1588-91

August Paul Dinand,Handbuch der Heilpflanzenkunde, 1921

Pedainos Dioskurides, Materia Medica, 1. Jahrh.

Gessner-Orzechowski, Gift- und Arzneipflanzen von Mitteleuropa, 1974

Heilpflanzen-Lexikon für Ärzte und Apotheker, Dr. Hans Braun, 1968

Leonhardus Fuchsius, “New Kreuterbuch, in welchem nit allein die gantz histori, das ist namen, gestalt, statt und zeit der wachsung, natur, krafft und würckung…” von 1543.

“Köhlers Medizinal-Pflanzen” von 1883 bis 1887.

Dr. Friedrich Losch, Kräuterbuch, 1903

Stauffer: Klinische Homöopathie, Arzneimittellehre

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