Schöllkraut

Chelidonium majus

Chelidonium majus f1-1

Großes Schöllkraut

Chelidonium majus L., Chelukmium graruliflorum, C. haematotlen, C. japomcum, C. lacmumitn, C. luteum, C. minus, C. munde, C ruderale, G. umbelliferum;

Deutsch: Gemeines Schöllkraut, Gewöhnliches Schöllkraut, Gelbes Millkraut, Goldwurz, Gold-, Schäll-, Schellkraut, Schill-, Schind-, Blut-, Warzen-, Gelb-, Augen-, Wulstkraut, Schwalben­wurz, Schwinnwart, Tüfelsmilch,

Familie: Papaveraceae, Hahnenfußgewächse.

Vorkommen: In ganz Europa sowie in der gemäßigten, Nordamerika, Asien, zum Teil auch in der arkti­schen Zone Eurasiens.

Standort, Habitat: Wächst wild auf Schutthalden und Schuttplätzen mit steinigem Unter­grund, an oder auf alten Mauern und Felsen, neben Hecken, in Gräben, in Gärten und Parkanlagen, insbesondere an allen mit Stickstoff angereicherten Stellen.

Beschreibung: Kraut (bis 0,8 m). Rhizom, dick, mehrköpfig, innen orangefarben. Stängel aufrecht, hohl, oben wiederholt zweigeteilt. Blätter wie Stängel zart behaart, wechselständig, flach gefiedert, mit länglichen oder eiförmigen, gelappten und gekerbten Blättchenoben grün, unten blaugrün. Blüten in langgestielten Dolden, mit behaartem Stiel, zweiblättrigem, abfallendem Kelch und vier goldgelben, umgekehrt eiförmigen, abgerundeten Blumenblättern. Frucht: schotenförmige, zweiklappig, aufspringende Kapsel mit zahlreichen, zweireihig angeordneten, kleinen, schwarzen Samen. In allen Organen, besonders reichlich in Rhizom und Stängel, Milchsaftröhren mit leuchtend orangefarbenem Milchsaft.

Sammelgut: Kraut und Wurzeln, Blatt und Schoten mit Samen, seltener Blüte.

Sammelzeit: Kraut von April bis September. Wurzeln im Oktober und November oder im März und April (vor dem Austrieb).

Anmerkung: Die Pflanze ist in allen Teilen für Mensch und Tier giftig. Der gelbe Saft wirkt gegen Warzen. Da er jedoch krebserzeugende Inhaltsstoffe enthält, ist eine Daueranwendung nicht empfehlenswert.

chelidon. maj.4-2

Etymologie: Eines der charakteri­stischen Merkmale des Schöllkrautes, der gel­be Milchsaft, wurde ausdrücklich erst im frühen 8. Jh. bei Benedictus Crispus erwähnt. Vor Linnès Erfassung wurde das Schöllkraut oft mit anderen Pflanzen verwechselt, oder gemeinsam genannt, insbesondere mit dem Scharbockskraut (Ranunculus ficaria). Hildegard von Bingen nannte es Grint-wurz-Chelidonia. Zu diesen Namen vergleiche man noch das griechische  cheli-dönion als antikes Synonym für kykläminos, Alpenveilchen. Ein Herkunftsbezug des Lat. Namens würde sich zum einen durch einen Ver­gleich der schotenähnlichen, lang zugespitzten Früchte mit denen des Schwalbenschwanzes (chelidonäceus) beziehen, zum anderen im Vergleich der glänzend schwarzen oder braunen Samen, die einen weißen Anhang tragen, mit dem Bild einer sit­zenden Mehlschwalbe mit schwarzglänzendem Gefieder auf dem Rücken und weißer Bauchseite. Wurde der deutsche Name Schellkraut, Schöllkraut bis heute (Kluge) als bloße Umbildung des antiken Pflanzennamens gedeutet, so zeigen die Belege bei Hildegard v. Bingen, daß die Chelidonia, aber auch Scabiosa ge­nannte Sippe vor allem als Heilmittel gegen Hautausschläge verwendet wurde; dazu stim­men nicht nur der mhd. Name grintwurtz, der genau dem modernen Namen Grindkraut = Skabiose entspricht, sondern auch die mittelhochdeutschen Bezeichnungen scel-, scella-, scelli(n)-wurz, die unproblematisch zum althochdeutschen scala „Hülse, Schale“, dem mittelniederdeutschen. schelle, mittelniederländisch sehet „Hülse, Schuppe“ usw. gestellt werden können, so dass mit Müller durchaus ernsthaft erwogen werden darf, ob nicht schon im Altertum mit chelidönion die Gattung Scabiosa gemeint ist.

Dioskurides: Das grosse Chelidonion (Einige nennen es Paionia, andere Krataia, Aubios, Glaukios, die ganz göttliche Wurzel, Philomedeion, Othonion, die Römer Fabium, die Gallier Thona, die Aegypter Mothoth, die Dakier Kustane) entwickelt einen ellenhohen oder höheren dünnen Stängel, welcher reichbeblätterte Nebentriebe hat. Die Blätter sind denen des asiatischen Hahnenfusses ähnlich, die des Chelidonion sind jedoch weicher und bläulichgraufarben, bei jedem Blatte steht eine Blüthe wie die der Levkoje. Der Saft ist safranfarbig, scharf, beissend, etwas bitter und von schlechtem Geruch. Die Wurzel ist oben einfach, unten sind es mehrere. Die Frucht ist wie die des Hornmohns, zart, lang, wie ein Kegel, in ihr befinden sich die Samen, grösser als die des Mohns. Der mit Honig gemischte und in einem ehernen Geschirr über Kohlen gekochte Saft dient zur Schärfe des Gesichtes. Der Saft wird aus der Wurzel, aus den Blättern, aus dem Stengel und der Frucht im Anfange des Sommers gewonnen und im Schatten getrocknet und (in Pastillen) geformt. Die Pflanze scheint den Namen Chelidonium zu haben, weil sie zugleich mit dem Eintreffen der Schwalben blüht, mit dem Abzuge derselben welkt. Einige berichten, dass, wenn eine von den jungen Schwalben erblinde, die Mutter das Kraut herbeihole und den Schaden heile.“

Tabernaemontanus: Die Schellwurtz oder Schwalbenkraut/ hat seinen Teutschen Namen empfangen von den Schwalben/ wie hernach wirdt angezeigt werden: Und ist aber solch Kraut ein rechtes Sommer Gewächs/ hat eine Wurtzel Fingersdick/ die ist ausswendig schwartz/ mit vielen Nebenwürtzlein oder Zaseln/ anzusehen als wann sie unden abgebissen seye: So man die von einander bricht ist sie innwendig geel/ und giebt ein dicken/ zehen/ rotgeelen Safft von sich/ einer schönen satten Saffranfarben gleich/ der ist eines starcken geruchs und scharffen bittern Geschmacks auff der Zungen. Jm Anfang dess Frühlings wachsen von dieser Wurtzel herfür/ viel runder/ harechtiger/ knöpffechtiger/ mürber und weisser Stengel/ mit vielen Zincken unnd Nebenästlein/ die haben Bletter den Ackeleyen Blettern beynahe gleich/ doch ein wenig grösser/ linder unnd zärter/ welche so sie abgebrochen werden von dem Kraut/ vergleichen sie sich dem Eychenlaub/ von Farben Eschenfarb auff der letzten Seiten/ auff der andern bleich oder Schweitzer grün: Trägt in der höhe viel schöner geeler Blumen/ allerdings anzusehen wie die geelen Stein Violen: So diese abfallen/ wachsen an deren statt hernach/ lange/ runde Schötlein oder Hörnlein/ wie die Schötlein an den Nägel Violen/ darinn der schwartzgeel Samen verschlossen ist/ dem Magsamen sich vergleichend/ ist aber kleiner. Das Kraut/ Stengel und Blumen so man die verletzt/ geben sie ein zehen/ geelen Safft/ der ist uber die mass scharpff unnd bitter auff der Zungen. Es bedarff dieses Gewächs keines pflanzens/ dann es säet sich Jährlich selbst/ und wechst allenthalben hauffechtig bey andern Unkreutern/ in dürem magerm und und steinechtigem Grundt/ Sonderlich aber in den Zwingern/ an den Mauwren und alten Gebäuwen. (Das ander Schellwurtz so ich hieher gesetzt hab/ ist von dem ersten sonderlich mit seinen Blettern underscheiden/ weil an dieser die Bletter dem jungen Eichenlaub gleich sind: Die Blumen sind auch etwas anders/ dann sie etwas gelber/ und die Blätlein etwas zerkerfft/ wiewol es an der Figur verfälet ist. Dieses hab ich erstlich auss Herrn Philip Stephan Sprengers/ Churfürstlichen Hoffapoteckers zu Heidelberg Garten gehabt. Wann es in die spält der mawren gesäet wird/ behält es seine Gestalt/ so es aber in ein gut Erdreich fället/ so wirdt es allerding dem gemeinen gleich.)“

chelidon. maj.8-3

Inhaltsstoffe: Im Milchsaft (Rhizom) in stark wechselnden Mengen 10 Alka-loide: 0,66% (291), die zu den drei Typen gehören, dem Protopintypus mit dema- u. ß-Allocryptopin u. Protopin, dem Protoberberintyp mit Berberin (Chelidoxanthin), dem Benz-phenanthridintypus (Chelidonin, (wie Colchicin ein Mitosegift, aber ganz bedeutend weniger wirksam als Colchicin) Chelerythrin, Sanguinarin und (neuerdings festgestellt) auch Spartein). In der Wurzel Alkaloid Coptisin. Die ersten 6 Alkaloide sind untereinander verwandt und stehen den Isochinolinderivaten des Opiums nahe, Protopin und Allocrytopin gehören zum Cryptopintypus. Im Kraut – bei etwa halb so hohem Gesamt-alkaloidgehalt – bisher ermittelt: Chelidonin, Chelerythrin und Chelidoxanthin, im übrigen nimmt der Alkaloidgehalt des Krautes beim Trocknen sehr stark ab. In der Frucht fand sich der höchste Alkaloidgehalt, der reife Samen ist alkaloidfrei.

Pharmakologie: Chelidonin hat eine am Tier deutliche, beim Menschen nur schwache, keinesfalls an die Morphinwirkung heranreichende, zentral-beruhigende und analgetische Wirkung auf die Reflexerregbarkeit hat es im Gegensatz zu Morphin keinen Einfluß; es lähmt die motorischen und sensiblen Nervenenden, an glattmuskligen Organen wirkt es wie Papaverin, wenn auch bedeutend schwächer, spasmolytisch. Cheli­donin hat außerdem eine Kreislaufwirkung, die sich vor allem in Bradycardie und mäßiger Blutdrucksenkung äußert, nach neueren Untersuchungen aber auch schon in kleinen Dosen in Anregung, Verstärkung und Regularisierung der Herztätigkeit  zum Aus­druck kommen kann. Chelerythrin (in geringerer Menge als Chelidonin im Milchsaft vorkommend) gilt als das wirksamste Schöllkrautalkaloid, es hat örtlichreizende Wirkung, ruft innerlich Erbrechen und Gastroenteritis mit heftigen Durchfällen hervor, führt zur Ab­nahme der Reflexerregbarkeit und hat in größeren Dosen zentral-lähmende Wirkung, ins­besondere auf das Vasomotoren- und Atemzentrum, der Tod erfolgt durch Atemlähmung. — ot-Homochelidonin wirkt ähnlich wie Chelidonin, (3-Homochelidonin ist ein Krampfgift, bewirkt aber in größeren Dosen auch zentrale Lähmung und hat außerdem lokalanästhetische Wirkung, 7-Homochelidonin scheint ebenso wie Allocryptopin bisher nicht geprüft worden zu sein. Sanguinarin erzeugt zunächst schwache, schnell abklingende Narkose, der ein heftiges strychninartiges Krampf Stadium folgt; ferner regt es die Speichelsekretion und die Darmperistaltik an und wirkt örtlich als Anästhetikum dolorosum erst erregend, dann lähmend auf die sensiblen Nervenenden. Chelidonin, Chelerythrin, Sanguinarin und Protopin wirken (als Salze bei neutraler Reaktion) stark bakterizid, besonders gegen grampositive Bakterien.

Anwendung innerlich:

Dioskurides: „Die Wurzel mit Anis und Weisswein getrunken heilt die Gelbsucht (…)

Neuerdings wird das Schöll­kraut (auch Chelidonin (302)) wieder empfohlen, und zwar vor allem als Spasmolyticum bei mit Spasmen einhergehenden Erkrankungen des Magendarmkanals einschließlich Cho­lecystopathie und Cholelithiasis, ferner bei Angina pectoris und auch wieder (295) als Analgeticum.

Tabernaemontanus: „Das Schellkraut führet auss die geel Gallen/ beyde durch den Stulgang und den Harn/ auff alle weiss gebraucht.

Schellkrautwurtzel gesäubert/ unnd mit Anissamen in weissem Wein gesotten/ und darvon etliche Tag Morgens und Abendts jedesmal ein Mackelbecherlein voll warm getruncken treibet auss die Geelsucht/ unnd eröffnet die Verstopffung der Leber.

Oder nimb Schellwurtzel die wol geseubert ist/ Menwenkraut Wurtzel zam oder wildt/ Nesselwurtzel/ jedes drey Loth/ weissen firnen Wein ein halb Mass oder zwey Krämer Pfund/ frisch Brunnenwasser ein Krämer Pfund/ weisser Zucker viii.Loth. Alle diese Stück thu zusammen in ein Kannten/ doch dass die Wurtzeln zuvor klein geschnitten seynd/ unnd verkleyb den Ranfft mit einem Tüchlein in einem Teyglein von Eyerweiss gemacht/ wol bestrichen/ also dass nichts herauss riechen mag/ Setz in ein Kessel mit siedendem Wasser/ und lass zum wenigsten drey stunden mit stätigem Fewer sieden/ darnach lass erkalten/ und seihe es durch ein Tüchlein. Von diesem Tranck gieb dem Krancken allen morgen unnd abendt drey Untz warm zu trincken/ so lang der Tranck wehret: Es treibet die Geelsucht gewaltig durch den Harn unnd Schweiss/ man söll auch diese Artzney in einem Schweissbad eynnemmen.

Schellkraut frisch gestossen unnd den Safft aussgetruckt/ und darvon Morgens und Abendts jedesmal ein Loth mit vier Loth Nesselseiden Wasser getruncken/ und etlich Tag nacheinander also beharret/ hilfft wider die Geelsucht. Schellkraut Safft obgemeldter massen mit einem Trüncklein Meth vermischet/ unnd etliche tag nacheinander getruncken/ hat gleiche Wirckung.

Schellwurtz gepülvert/ und i.quintlein mit einem trüncklein Weinessig zertrieben unnd getruncken/ ist ein besondere gewisse Hülff/ die verstopffung des Miltzes zu eröffnen. Dieses mit Wasser getruncken/ dienet wider die rote ruhr: auch wider das Hüfftwehtum SCLATICAM.

Schellkrautwurtzel klein gehackt unnd also grün zerstossen/ und einer Welschen Nuss gross in warmem wein/ oder in einer Zisererbsen Brühen zertrieben/ und nüchtern getruncken/ darauff zum wenigsten vier stunden gefastet/ ist ein bewehrte Artzeney vor das Feber.

Schellwurtz gereyniget/ und mit Rettich jedes gleich viel klein zerschnitten/ in Wein gesotten/ darnach durchgesiegenunnd getruncken/ ist eine bewehrte Kunst den verstandenen Harn wider zubringen.
Schellkrautsafft frisch aussgetruckt/ und ii. oder iii.Loth getruncken/ dient wider die gerunnen Milch im Leib.

Schellkrautwurtzel gesäubert/ unnd klein geschnitten ein Handtvoll in einer halben Mass Rosenessig auff das halbe theil eingesotten/ darnach durchgesigen/ und in der Brühen zerrieben drey loth guten Alexandrinischen Theriack/ unnd dieses Trancks ein Pfenning Glässlein voll getruncken/ nidergelegen/ unnd biss in die drey Stunden geschwitzet/ den Schweiss darnach mit warmen Tüchern abgetrucknet/ ist eine bewehrte Artzeney/ so jemandts die Pestilentz hette angestossen.
Ein ander: Nimb Schellkraut mit den Wurtzeln fein saubeer gereyniget/ zwo guter Handvoll/ Salbeyen/ Weinrauthen/ Wermuth/ jedes eine Handtvoll. Lass diese stück mit einander in einer Mass weissen Weins den dritten theil einsieden/ darnach seihe es durch ein Tuch/ unnd nimm von der durchgesiegenen Brühe vier Loth/ unnd zertreibe darinnen ein Quintlein guten Alexandrinischen Theriack/ unnd gieb es dem Jnficierten Menschen/ unnd lasse jhnen wie obgemeldet darauff schwitzen.
Ein andere Artzeney: Nimb Schellkraut mit der Wurtzel anderthalb Handvoll/ Wermut/ Weinrauthen/ die öbersten Gipffel von Brombeer stauden/ jedes ein Handvoll: Thue solche stück zerschnitten in ein saubern Hafen/ geuss darüber ein halb Mass starcken Weinessig/ lass wol vermacht sieden dass kein Dampff herauss gehe/ trucks darnach wol auss/ unnd seihe es durch ein Tuch/ behalts folgendts in einem wolvermachten Glass zum Gebrauch. Wann einem Menschen diese Seucht anstiesse/ so nimb dess gemeldten Trancks vier Loth/ unnd zertreib darin ein quintlein guten Theriack/ gib es dem Krancken warm zu trincken/ und lass jhnen/ wie obgemeltdet/ darauff schwitzen.
Ein anders: Nimb Schellkrautwurtz fünff loth/ Taubenkropff drey loth/ Weinrauthen anderthalb loth/ Wechholterbeern zerquetscht ein loth/ guten weinessig ein Mass/ lass diese Stück in ein Kanten gethan wol sieden in einem Kessel mit wasser audd die drey stunden lang/ wie hieoben darvon gelehrt ist/ darnach lasse es kalt werden/ und seihe es durch/ folgendts verwahr es wolvermacht zu obgemeldtem gebrauch. Wa es nun die Noth erfordert/ so nim dess Trancks vier loth/ unnd zertreib darinn i.quintlein guten Theriack/ das brauch dann wie die vorigen Tränck.
Andere nemmen Schellkraut mit der Wurtzeln/ Weinrauten/ jedes ii.Handvoll/ guten weinessig ein Mass/ lassens in obgemelter massen sieden/ darnach wann es kalt worden/ seihen sie es durch ein Tuch/ und verwahrens in einem Violglass wol verstopfft/ und dem/ welchen die Pestilentz hat angestossen/ geben sie vier Löffel voll mit einem quintlein guten Theriack oder Metridat vermischt/ und lassen jhnen wol darauff schwitzen/ und ist solche Artzeney ein Augenscheinliche hülff.
Etliche nemmen der Wurtzeln von Schellkraut fein wol und sauber gereinigt ein Pfundt/ lebendigen schwebel klein gestossen/ Saffran/ Tormentillwurtzel/ jedes zwey Loth/ Entzian/ Bibernellenwurtzel/ jedes dritthalb loth/ Weinrauthen/ Meussöhrleinkraut mit den wurtzeln/ jedes ein Handtvoll. Diese Kreuter und wurtzeln zerschneiden sie klein/ vermischens durch einander/ thun sie in ein Wolgewässerten Hafen/ schütten darüber zwo Mass guten scharpffen weissen weinessig/ unnd lassens sieden in einem wol verlutierten Hafen/ biss der drittetheil eyngesotten ist/ darnach seihen sie es durch ein Seihetuch/ nemmen von diesem Tranck wann es die Nohtturfft erfordert/ auff drey oder vier Löffel voll/ unnd zertreiben darinn der Latwergen vom gülden Eye/ gutes Alexandrinischen Theriacks/ jedes ein halbes quintlein/ gebens also dem Jnficierten Menschen warm zu trincken/ unnd lassen jhnen biss in die drey stunden darauff schwitzen/ das treibt alle Pestilentzische Vergifftung gewaltig auss.
Ein ander wirdt von etlichen also gemacht: Sie nehmen dess grünen Schellkrauts mit den Wurtzeln drey Handtvoll/ dess besten Weinessigs drey ächtmass/ lassens also in einem verlutierten Hafen den halben theil eynsieden/ unnd geben dem Jnficierten Menschen ein Pfenning Glässlein voll dess durchgesiegenen Trancks/ darinn ein halbes quintlein folgender Latwergen zertrieben ist/ unnd lassen jhnen wo müglich darauff schwitzen/ unnd im fall der Krancke nicht schwitzen kann/ tödtet dieser Tranck doch alles Pestilentzisch Gifft/ unnd nimmet jhm seine kräffte/ also dass sie dem Menschen nicht schaden kann. Die Latwerg aber bereyten sie also: Sie nemmen dess besten unnd ausserlesen GUMMI EUPHORBII anderthalb Loth/ Mastix der schön unnd ausserlesen ist/ drey Quintlein/ Schaaffgarben Blüht ein halb Händtlein voll/ guten Saffran sechs Grän. Alle gemelde Stück stossen sie zu reinem Pulver/ vermischens darnach wol/ unnd feuchtens an mit gesottenem Küttensafft ohn Zucker/ stossens wol durcheinander/ biss dass es eine harte Latwerg wirdt/ unnd sich bören lässet wie das gülden Eye/ das heben sie auff zum Gebrauch.

Schellkraut mit der Wurtzel in rotem wein gesotten/ und darvon morgens unnd abendts getruncken/ stillet den unmässigen Fluss der gülden Adern.“

chelidon. maj.10-4

Anwendung äußerlich:

Dioskurides: „(…)und heilt mit Wein als Umschlag Bläschenausschlag.“

Tabernaemontanus: „Es haben die Alten ein köstliche Augen Artzeney von dem Schellkraut bereitet. Sie haben die geelen blümlein frisch gesamlet/ und den Safft darvon aussgepresst/ denselbigen darnach mit gutem Honig in einer küpfferen Pfannen zu ziemlicher dicke eines Syrups gesotten/ und zu mancherley Gebresten der Augen uber Jahr auffgehoben. Dann dieser Safft in die Augen gethan/ erläutert das dunckel Gesicht/ und benimpt alle Unsauberkeit derselbigen/ wie dann solches der Poet MACER auch gedenckt/ und diese Artzeney fleissig beschreibet LIBR.DE VIRTUTIBUS HERBARUM, da er also spricht:

 Floreniis succus cum melle coquatur in ore
Igne levi, spurnam donec proiecerit omnem,
Et quasi crassitiem mellis decoctio sumat.
Virilius nullum dicunt ocultis midi amen
Quos caligo nocet, si sinc ho saepe peruncti.

Gemeldte Artzeney heylet auch die Geschwer/ Fistel und alle Schädigung der Augenwinckel. Etliche gebrauchen diesen Safft mit gedistillirtem Schellwurtzwasser/ oder aber von andern nützlichen Blumen und Kreutern gedistillirten Wassern zertrieben/ je nach Gelegenheit der Mängel der Augen.

Etliche pflegen diesen Safft von den Schellkrautblumen ausszupressen/ unnd in flachen küpfferen Geschirrlein/ mit einem seidenen Tüchlein uberspannet/ an der Sonnen auffzutrucknen/ unnd uber Jahr oberzehlter massen nützlich zu gebrauchen. DIOSCORIDES aber lehret den safft auss dem Schellkraut also zu bereiten: Jm angehenden Sommer/ presst man einen Safft auss den Blettern/ Stengeln unnd Wurtzeln dieses Krauts/ unnd dörret den im Schatten/ unnd machet kleine Kügelein darauss. Solcher Safft wirdt nicht allein für sich selbst/ sondern auch in vielen andern heylsamen COLLYRIIS unnd Augen Artzeneyen vermischt/ unnd eusserlich als ein sehr kräfftige trucknende Artzeney/ von allen erfahrnen MEDICIS gebraucht.

Etliche bereyten das dunckel Gesicht zu scherpffen unnd zu erläutern ein solch COLLYRIUM: Sie nemmen ein theil aussgepresstes Schellkrautsaffts/ unnd vermischen darunter ii.theil wol verscheumpts Honigs/ unnd thun darvon zum offtermal drey oder vier Tröpfflein in die Augen/ unnd ist eine nützliche Artzeney.

 Andere machen vor die Dunckelheit und die Flecken in den Augen zu vertreiben ein COLLYRIUM wie folget: Sie nemmen dess frischen Saffts von dem Schellkraut das wol gereiniget ist ein Loth. Vermischen darunder frisch Fenchelkrautsafft/ der Gallen von einem Geyren/ und gutes sauberen Honigs/ jedes ein loth/ und vermischens/ brauchens darnach obgemeldter massen.

Frisch Schellkrautsafft mit gleichem theil gutes weins vermischt/ und darvon dess Tages etlich mal in die Augen etliche Tröpfflein gethan/ erläutert die Augen wol/ und kompt zu hülff dem dunckeln blöden Gesicht.

Vor das dunckel Gesicht und die Flecken in den Augen zu vertreiben/ mach folgendts köstliches Augenwasser: Nimm Schellkrautsafft frisch aussgetruckt zwey Pfundt/ Honig sechzehen loth/ zwo Gallen von Feldthünern. Vermisch solche Stück/ thue sie in ein distillir Zeug/ und distillier ein Wasser darvon/ das ist ein heylsam Artzeney/ dess Tages einmal oder vier in die Augen gethan. Oder mach nachfolgendt köstlich Augenwasser.

Nimm dess frischen aussgetruckten Schellwurtzsaffts zwey Pfundt/ Fenchelwurtzelsafft frisch aussgepresst/ gut lauter Honig/ jedes ein Pfundt. Eine Gall von einem Hasen. Vermisch es durcheinander/ und distillier ein Wasser davon/ das brauch wie das nechstgemeldte. Oder nim dess frischen aussgepressten Schellwurtzsaffts drey Pfundt/ frischen lauteren Honig ein Pfundt/ Wassereppichsafft/ Tausendtgüldenkrautsafft/ jedes ein halbes Pfundt. Vermische es durcheinander/ und distillirs fleissig durch ein küpfferen distillier Zeug/ darnach behalt es zu gemeldtem Gebrauch. Oder nimb frisch Schellwurtzel/ unnd wäsch die wol auss einem lautern guten weissen Wein/ stosse dieselben dieweil sie noch nass vom Wein seyn in einem messinen Mörser/ mit einem messinen Mörselstein/ biss sie zu Muss werden/ darnach trucks hart durch ein Tuch auss/ unnd was herauss gehet/ darvon thue dess Tags zweymal etliche Tröpfflein in die augen.

Ein ander Augenwasser vor das blöde Gesicht/ unnd Dunckelheit der Augen: Nimb frisch Schellkrautsafft/ Fenchelsafft/ Stabwurtzsafft/ jedes zwey Loth/ frisch lauter Jungfrawen Honig vier Loth/ vermisch es wol durcheinander/ unnd behalts zum Gebrauch. Darvon thue dem der den Mangel hat mit einem Federlein/ dess Morgens/ nach Mittag/ unnd dess Abendts/ jedesmal ein wenig in die Augen/ es hilfft wol. Oder nimb Schellwurtzkrautsafft/ Fenchelkrautsafft/ Jungfrawen Honig jedes zwey Loth/ vermischs wol in einem bequemen Geschirrlein/ und hebe es auff in einem küpfferin Fläschlein zum Gebrauch. Oder nimb Schellkrautsafft frisch aussgetruckt zwey Loth/ Rautensafft/ Fenchelsafft/ Eisenkrautsafft/ jedes ein Loth/ gepülverten Zucker Candit dritthalb quintlein/ vermische es wol durcheinander/ unnd behalte es in einem küpfferin Fleschlein/ und brauchs so es die Nohturfft erfordert/ wie oben gemeldet.

Schellkrautblumen in Rosenwasser mit ein wenig Honig gekocht/ biss die schier eyngesotten sind: Lass erkalten und trucks hart durch ein Tüchlein auss/ behalts unnd thu das dess Tages dreymal mit einem Federlein in die Augen/ es stercket unnd erläutert das dunckel Gesicht wunderbarlich.

KYRANNIS lobet sehr den Safft von Schellkraut mit einer Gallen von einem Hanen unnd Honig vermischt/ zu dem finstern und dunckeln Gesicht/ dasselbige zu scherpffen unnd zu erläutern.

Schellkrautwurtzel klein geschnitten/ unnd wol in Wasser gesotten/ darnach aussgetruckt und durchgesigen/ unnd die Augen offtermals darmit bestrichen/ nimpt hinweg die Flehmen und Fell der Augen.

Ein gut Wasser das dunckl Gesicht zu erklären unnd zu scherpffen: Nimm Schellkrautsafft/ Fenchelsafft/ guten weissen firnen Wein/ jedes ein Pfundt/ lass sittiglich uber einem linden Kolfewerlein in einer küpfferin Pfannen den drittentheil eynsieden/ darnach distillirs und behalts zu obgemeltem Gebrauch.

Schellkrautsafft ein theil/ guten firnen weissen Wein/ und Jungfrauwen Honig/ jedes ein halb theil durcheinander vermischet/ unnd obgemeldter massen gebrauchet/ hat gleiche Krafft.

Vor die Flecken und Fell der Augen ist nachfolgendt COLLYRIUM oder Augenwasser bewehrt erfunden/ dess Tages dreymal ein wenig darvon in die Augen gethan:Nimm frisches Schellkrautsafft/ vier Loth/ Frawenmilch anderthalbs Loth/ dess GUMMI SAGAPENI ein halbes Loth. Diese Ding vermische wol durcheinander/ und behalts zu obgemeldtem Gebrauch in einem Glässlein wol vermacht/ aber besser ist es in einem küpfferin Fleschlein.

Ein ander experiment: Nimm Schellkrautwurtzel die frisch und noch grün ist/ Zerstoss dieselbige unnd feuchte sie wol an mit Rosenwasser/ lass eine Nacht in einem küpfferin Geschirrlein stehen/ Morgens mischs wol durcheinander/ thu es in ein spitz leinen Säcklein/ henck es auff und setz ein Geschirrlein darunder/ was nun vor sich selbst herauss treufft das hebe auff und behalts in einem Glässlein/ damit bestreich die Flecken dess tags zweymal.

Vor die roten Augen und die Flecken darinn/ ein köstlich bewehrt Wasser/ das mach also: Nimb Schellkrautbletter/ Fenchelkraut/ Eisenkraut/ und Weinrauthen/ jedes gleichviel ein gut theil/ stoss diese stück in einem messinen Mörser mit einem messinen Stempffel zu Muss/ darnach truck das Safft auss/ und nim dessen xxiiii.untz/ thu darzu der frischen Rosenknöpfflein daran die Rosen gestanden viii.untz/ Zucker Candit vi.untz/ der besten bereyten Tutien/ Drachenblut zu Pulver gestossen/ jedes vier untz/ vermische diese stück wol durcheinander/ thu sie in ein distillier Zeug von Kupffer gemacht/ und distillier davon ein Wasser/ das behalt zu obgemeltem gebrauch.

Ein anders: Nim Schellkraut mit der Wurtzeln also grün unnd frisch/ vier Handvoll/ Fenchelkraut/ Eisenkraut/ Weinrauthen/ Bethonienkraut/ Augentrost/ deren jedes ii.Handvoll/ alle frisch/ und grün gesamlet: stoss diese alle wol in einem Mörser/ geuss ein halb ächtmass weissen Wein darüber/ darnach press den Safft auss mit einem Kälterlein/ vermisch darmit gestossen Jngber/ Fleischschleim SARCOCOLLA genandt/ Aloepatick/ Myrrhen/ alles gepülvert/ jedes ii.loth/ Saffran ein quintlein/ Jungfrauwen Honig ein pfundt: Alle gemeldte stück vermisch wol durcheinander/ unnd distillirs mit sanfftem Fewer durch ein Gläsinen distillirzeug/ das Wasser heb auff. Der Schellkrautsafft mit weissem Wein/ jedes gleichviel vermischt/ unnd darin ein wenig gepülverten Aloepatick zertrieben.

Schellkrautblumen ein Handvoll in Rosen Wasser gesotten ohngefehrlich auff ein Trinckbecherlein voll mit zwey Loth Honigs/ biss es halber eyngesotten ist/ unnd darnach durch ein Tüchlein getruckt/ unnd zum Gebrauch behalten/ ist ein heylsames Augenwasser/ das dunckel oder finster Gesicht damit zu stärcken/ dess Morgens/ nach Mittag umb zwo Uhren/ unnd dess Abendts/ jedesmal ein Tröpfflein oder drey in die Augen gethan.

Schellkraut mit der Wurtzel grün und frisch zerschnitten/ darnach in einem Mörser gestossen/ den Safft darnach durch ein leinin Tüchlein aussgetruckt/ unnd einem Gaul darvon in ein Aug gespritzet/ vertreibet jhnen die Fell so darin gewachsen seyndt.

2._Schellwurtz-7

Wann ein Gaul ein Fell im Aug vom schlagen uberkommen hette/ so nimb Schellkraut mit der Wurtzeln/ wäsche es sauber unnd stoss wol in einem Mörser/ truck den Safft auss durch ein Tuch/ nimb dessen vi.loth/ guten weinessig ii.loth/ Saltz ein Loth/ rein gestossenen Jngber ein halb Loth/ guten frischen Honig ii.Loth/ vermisch es wol durcheinander/ und spritz dem Gaul dess tags dreymal in das Aug/ es hilfft und ist offtermals pribiert.

Schellkrautwurtzel dienet wider alle Gebresten der Augen an den Gäulen/ sonderlich aber wider die Fell und das rinnen/ so man dieselbig den Gäulen anhenckt.

Schellkraut mit der Wurtzel reyn geseubert und mit so viel frischem eisenkraut in einem Mörser wol gestossen/ unnd im stossen mit Rosenwasser wol befeuchtiget/ darnach aussgetruckt/ vertreibt die röte der Augen/ dess Tags ein mal oder drey in die Augen gethan.

Vor die trieffenden Augen/ mach nachfolgendes COLLYRIUM: Nimb Schellkraut zwey theil/ Eisenkraut ein theil oder ein Handvoll/ alles klein geschnitten/ gepülverten weissen Weyrauch ein Loth/ gestossenen Pfeffer ein halb Loth: Vermisch diese Stück wol durcheinander/ thue solche in ein bequemes Geschirrlein/ schüttdarüber ein guten weissen wein dass der ein wenig darüber gehe/ lass acht Tag verdeckt stehen/ darnach seihe es durch ein Tuch/ und behalts zum gebrauch: darvon alle Tag drey oder vier Tröpfflein/ drey oder viermal in die Augen gethan/ es hilfft.

Schellkraut in Wein und Wasser gesotten/ und den dampff davon in die Augen empfangen/ kompt denen zu hülff die dess Nachts nicht sehen können.

Schellkrautsafft frisch aussgetruckt/ und darinn ein wenig Eydechsen Kaat zertrieben/ und in die Augen gethan/ hilfft dessgleichen wider die Nachtblindheit.

Vor das Sternfähll oder starrblindtheit: Nimm Schellkrautsafft/ Dürrwurtzsafft/ jedes ii.loth/ Jungfrawen Honig vier loth/ vermischs/ und thu darvon dess Tags drey oder viermal/ jedes mal drey oder vier Tröpfflein in die Augen.

Vor die schwerende unnd Feuchte Augen: Nimb Schellkrautsafft iii.loth/ Fenchelsafft ii.loth/ Ochsengallen/ Wolffsgallen/ jedes anderthalb loth/ breyte Tutia i.loth/ vermischs wol durcheinander/ und thu es dess Tags zweymal in die Augen.

Vor den schmertzen der Augen: Nimb Schellwurtzkraut zwo Handvoll/ Fenchelkraut/ Mangoldt/ Eisenkraut/ jedes ein Handvoll: Stoss klein in einem Mörser/ und trucke den Safft auss durch ein Tuch/ davon thue dess tags drey oder vier Tröpfflein in die Augen.

Schellkraut mit wein gesotten/ und Pflastersweiss uber die zugethanen Augen ubergeschlagen/ leget die Geschwulst unnd schmertzen der Augen. Solches thut auch Schellkraut in wasser gesotten/ unnd die Augen darmit gebähet. Mit dieser Kochung auch die Augen gewäschen/ und jedertweilen ein Tröpfflein oder vier darein gethan/ stillet die rinnende trieffende Augen.
Vor der Schwindel: Nimb Schellkraut ii.theil/ Wegerichtkraut/ Ephew/ jedes i.theil: stosse diese Kreuter/ thue darzu ein wenig Essig und Chamillenöle so viel genug ist/ dass es werde wie ein Pflaster/ und legs uber das Haupt/ es hilfft wol/ doch sol man das Haar vorhin abscheren.

Schellkraut gestossen/ und den aussgetruckten Safft in die Nasen gesupt/ reiniget das Haupt von allem zähem schleim/ bringt also widerumb den verlornen Geruch. Gleicherweiss gebraucht/ vertreibt es den Hauptnagel HEMICRANIAM.

Schellkrautwurtzel gestossen unnd in weissem wein gesotten/ unnd den warmen Dampff davon in den Mund empfangen/ reiniget das Haupt von allen kalten Feuchtigkeiten. Diese Kochung auch offtermals warm gegurgelt/ thut dessgleichen/ und hebt widerumb auff das abgefallen Zäpfflein.

Schellwurtzkraut gestossen unnd in Wasser gesotten/ folgends ubergeschlagen wie ein Pflaster/ legt den schmertzen der Stirnen.

Schellwurtzsafft an die Ort zum offtermal mit Baumwollen gerieben/ da man nicht gern Haar hat/ vertreibt das Haar und reutet es auss.

Schön geel Haar zu machen: Nimb Schellkrautwurtzel sauber gereiniget/ und Ferberrötwurtzel/ jedes gleichviel/ nach deinem gefallen/ stosse sie zu einem subtilen Pulver/ und behalts. Darnach nimb Baumölen ein Becherlein voll/ thu darein frisch Schellkrautwurtzel/ geschaben Buxbaumenholtz/ jedes ein loth/ Römischen Kimmel ein halb loth/ Saffran ein quintlein/ guten weissen Wein zween Löffel voll: Lass diese Stück mit einander sieden/ biss der wein eingesotten ist/ alsdann seihe es durch ein Tüchlein. Mit diesem Oele temperier das obgemeldte Pulver/ dass ein Sälblein werde/ unnd schmiere oder salbe darmit die Haar wol/ lass es also ein Tag unnd Nacht bleiben: dess Morgens zwag das Haupt mit einer Laugen die von Kölkraut stengeln Eschen unnd Gerstenspreuwer gemacht seye. Oder nimb gesäubert Schellkrautwurtzel zwey theil/ Argemonerössleinwurtz/ geschaben Buxbaumenholtz/ jedes ein theil/ der Wurtzeln ANCHUSAE, ein halb theil/ thue solche stück in ein Laugen Zuber/ der unden wol mit Haberstroh beleget seye/ die wurtzeln lege darnach darauff/ unnd auff die wurtzeln Rebenäsch drey theil/ und Aschen von Haberstroh gebrannt ein theil/ so viel genug ist/ darüber giess dann ein heiss Wasser darinnen Haberstroh gesotten worden ist/ und lass etlich mal durchlauffen wie ein ander Laugen/ und zwag dich darmit/ unnd lass die Haar wider von sich selbst trucken werden.

Schellkrautsafft mit rein gepülvertem Pfeffer vermischet/ heylet die Geschwer der Zungen/ dieselbige offt darmit gesalbet.

Schellkraut gestossen/ unnd mit schweinenschmaltz unnd Honig temperiert/ vertreibet die Kröpff wie ein Pflaster ubergeleget.

Schellkrautwurtzel klein geschnitten ein handvoll mit einer halben handvoll dürrem Ysop/ unnd so viel klein geschnittener Violenwurtz in Wasser gesotten/ dass ohngefehrlich auff die anderthalb pfundt ubrig bleibe/ und darinn vi.loth dess sauren Honigsyrups von der Meerzwibel bereitet zertrieben/ und offt darmit warm gegurgelt/ ist ein gewisse Artzeney zu dem abfallenden Zäpfflein.

Schellwurtzsafft mit Wein und Oele jedes gleichviel durch einander vermischet/ vertreibet den Erbgrindt/ das Haupt zum offtermal darmit gesalbet. Oder nimm Schellwurtzsafft/ Mangoldtsafft/ jedes vier Loth/ weiss Niesswurtz gepülvert dritthalb Loth/ Schweinenschmaltz sechs Loth/ solches temperier durcheinander/ dass es ein Sälblein werde/ unnd salbe dich darmit. Ein anders: Nimm Schellkrautwurtzel drey Loth/ weiss Niesswurtzel ein Loth/ stoss sie zu reinem Pulver/ und thu darzu ii.Loth Essig/ und vier Loth Schweinen Schmaltz/ temperiers durcheinander zu einer Salben/ und brauch es wie gemeldet.

Schellkrautwurtzel gepülvert und mit Essig temperiert wie ein Sälblein/ vertreibt das Zahnwethumb/ die Zähn und Biller damit zum offtermal gesalbet. Oder siede die Wurtzeln klein zerschnitten in Essig/ und behalt denselben so warm du es leiden kanst im Mundt/ es hilfft gleichwol. Du musst es aber offt thun dann so baldt es kalt worden/ unnd ein wenig schleim gezogen/ musst du es erfrischen. Solche Artzeney tödtet auch die Würm in den Zähnen. Das Pulver von der Schellwurtz in den Zahn gethan/ tödtet gleichfalls die Würm.

Den aussgepressten auffgetrückneten safft in ein holen Zahn gethan/ macht denselben ohne schmertzen aussfallen.

Schellkrautwurtzel in Essig gesotten/ darnach durchgesiegen/ vertreibt das Halssgeschwer ANGINAM, so man den Halss offtermals warm damit gurgelt/ so trucknet es die zufliessende Feucht auss/ und reinigt auch also genützt das Haupt.

Frisch aussgepresst Schellkrautsafft/ heylet die abschewliche schädigung und gifftige Zitterschen dess Kinns (MENTAGRAM) damit offtermals bestrichen.

Schellkraut mit der Wurtzel zerschnitten/ unnd in Wasser gesotten/ vertreibet das Zittern der Händt/ die Hände darmit gebadet.

Schellkraut mit der Wurtzel zu Pulver gestossen/ und dess Pulvers genommen sechs Loth/ gemeines Saltz zwey Loth/ Essig drey Loth/ und Schweinenschmaltz sechzehen Loth: Solches alles wol durcheinander zu einer Salben temperirt/ heylet allen Grindt/ die beschädigten Ort dess Tags zweymal darmit gesalbet.

Ein köstliche Salbe/ die allen Grindt in kurtzer Zeit heylet: Nimm Schellwurtzsafft vier Loth/ Menwenwurtzelsafft/ starcken Weinessig/ jedes zwey Loth/ Schweinenschmaltz vier Loth/ Rosenöl zwey Loth: Lass diese Stück mit einander uber einem linden Kolfewrlein sieden/ biss die Säfft und der Essig verzehret sind/ darnach seihe es durch ein Tuch/ und lass ferner darinn zergehen Lerchenhartz/ oder gemeinen Terpentin zwey Loth/ Wachs ein halb Loth/ und rührs sittiglich biss es kalt wird/ darnach thue weiter darzu gepülvert Cristallin saltz ein halb Loth/ lebendigen Schwebel reyn gepülvert/ Quecksilber/ jedes zwey drittentheil eines quintleins/ gepülvert Christwurtzel ein halb quintlein/ vermische solches wol in einem Mörser durch einander/ und brauchs wie oben gemeldet.

Schellkraut klein gehackt und gestossen/ heylet die Zitterschen und schwartzen Flecken dess Angesichts/ Pflastersweiss darüber gelegt/ und dess Tags solches zweymal erfrischet.

Schellkrautsafft heylet alle Zitterschen/ dieselben offtermals damit bestrichen/ dessgleichen auch die Muselsucht.

Schellkraut 4 Handtvoll/ gestossener Lorbeeren ii.Handtvoll/ unnd ein loth klein geschnitten Bibergeyl inn ein Leinin Säcklein eyngerigen/ unnd in wein gesotten/ darnach mit zweyen Tellern aussgetruckt/ und warm uber den Bauch gelegt/ stillet das Grimmen gewaltiglich.

Schellkraut uber die Brust gelegt/ stillet den unmässigen Fluss der Weiber.

1._Schellwurtz-6

Ein Schweissbad von Schellkraut gemacht/ fürdert den Schweiss gewaltiglich/ unnd führet viel kalter Feuchtigkeit auss/ ist derowegen den Wassersüchtigen ein gute Artzeney.

Schellkraut gestossen unnd mit altem Schweinenschmaltz vermischt/ und zu einem Pflaster temperirt/ reyniget und heylet die alten faulen Schäden/ auff ein Tuch gestrichen und ubergelegt. Die Wurtzel auch von Schellkraut zu Pulver gestossen/ und dareyn gezedelt/ thut dessgleichen/ und heylet alle kriechende/ umb sich fressende Schäden/ Ja auch die/ die zuf Fistel worden seynd. Andere legens mit Honig wolgestossen uber/ zu gemeldten Schäden und Fisteln/ welches dann auch der alte Artzet und Poet QUINCUS SERENUS mit nachvolgenden Versen confirmirt/ da er spricht:

 At si tam veteri succedit fistula morbo, Herba Chelidonia fertur cum melle mederi.

 Der frisch aussgepresst Safft dess Schellkrauts dess Tags zweymal in die Fistel gespritzt/ und das gestossen Kraut wie ein Pflaster darauff gelegt/ heylet die Fistel. Dessgleichen thut auch wann man die Wurtzel von diesem Kraut mit roten Rosen in Wein seudet/ und die Fistel dess Tages zweymal mit der durchgesigenen Brühen ausswäschet.

Die Wartzen und Kreenaugen dess Tags offtermal mit frischem Safft von Schellkraut angestrichen und gesalbet/ vertreibt sie in kurtzer zeit.

Schellwurtz mit Wein gesotten/ und wie ein Pflaster ubergeschlagen/ heylet die Ameyssen Bläterlein unnd den Haarwurm. Trucknet auch also genützet die alten flüssigen Schäden/ und heylet sie.

Schellwurtz mit Rauthen/ Saltz und Essig gestossen/ und damit die Solen unden an Füssen gerieben/ ist sehr ein gute Artzeney wider die Geelsucht. Man soll auch den Krancken Schellwurtz in die Schuch legen/ unnd jhn den gantzen Tag darauff gehen lassen/ und soll alle Tag wiederumb frisch kraut nehmen. Es hilfft in solchem fall auch sehr wol wann man Schwalbenkraut in Essig stösset/ und solches wie ein Pflaster unden auff die Solen bindet.

Schellkraut mit seiner Wurtzel gestossen/ und darnach in Chamillenölen geröschet/ und wie ein Pflaster warm uber den Nabel gelegt/ ist ein wunderbarliche hülff wider das Därmgegicht/ dess Tags etlich mal erfrischet. Diese Artzeney dient auch gleichfalls wider den Schmertzen der Mutter/ auff den understen Bauch gelegt wie ein Pflaster. Gleicher gestalt gebraucht/ legt es auch den Weibern die schmertzen nach der Geburt.

Schellkrautwurtzeln gestossen und gekocht/ darnach Pflastersweiss uber die Wartzen und Brüst gelegt/ macht den Seugerinnen die ubrige Milch verschwinden.

Schellwurtzkraut mit Rauthen/ Knobloch und gebranten Wein in einem steininen Mörser wol gestossen/ unnd den Safft darnach hart durch ein Tuch aussgetruckt/ unnd in einem Glass auff gehaben/ ist ein Edel Präservatiff vor die Pestilentz/ dess morgens nüchtern ein Löffel voll darvon eingenommen.

Schellkrautwurtzeln drey oder vier mit einem halben händlein voll Pappelen/ ein wenig Saltz und Schweinenschmaltz gestossen und zu einem Pflaster temperirt/ unnd uber die Pestilentzbeulen gelegt/ zuvor auff ein Tuch gestrichen/ verzehret dieselben in sieben stunden.

Schellkrautwurtzeln zwey loth klein zerschnitten mit einem loth Alaun/ in einer mass Essig/ und einer quart frisch Brunnenwasser zween zwerch Finger eingesotten und durchgesigen/ ist ein herrliche gute Artzeney vor die innerliche Geschwer der heymlichen Glieder der Männer unnd der weiber/ mit einer Spritzen etliche mal dess Tages hineyn gespritzt. Es dient auch zu den eusserlichen Geschweren der Mannsruten.

Schellkraut zwo Handvoll mit den öbersten Gipffeln dess Wegerichskrauts wann es Blümlein oder Samen hat einer Handvoll und ein wenig Weinessig gestossen/ dient wider die Geschwulst der Beyn und Schenckel der Rossz oder Pferdt/ dess Tages zweymal wie ein Pflaster ubergelegt/ biss die Geschwulst gar vergehet.

Schellkraut groblecht gepülvert zwey theil/ mit einem theil weissen Weyrauch/ der auch ein wenig zerstossen sey/ vermischt/ dienet wider den Aussgang dess Afftern/ so man von dem Pulver auff ein Glut wirfft/ und empfahet den Rauch durch ein heimlich Gemachstuel in den Hindern.

Schellwurtzel safft trücknet die verborgenenunnd innerlichen Feygblatern/ so sie offtermal damit gesalbet werden.“

Und zur Zubereitung zu Schellkrautsalz: „Auss dem Schellkraut macht man auch ein nützliches Saltz/ das Kraut mit der Wurtzeln und seiner gantzen substantz gedörrt unnd zu Aschen gebrand/ darnach das Saltz wie eben vom Beyfuss und Wermuth gelehrt worden ist/ fein künstlich aussgezogen. Solch Saltz wird heylsamlich vor die Wassersucht und andere mehr Gebresten/ mit wein gebraucht. Solches werden auch erfahrne Medici mit andern Artzeneyen nützlich zu vermischen wissen.“

Tabernaemontanus: „Wann ein Rossz eine Feder gessen hat/ so gib jhm ein handvoll Schellkraut klein zerschnitten mit dem Futer vermischt/ zu essen. Das Futer aber sol Gersten seyn/ die sol zuvor eine halbe stundt in einem kalten Wasser erquellt seyn/ unnd ist solches vielmals probirt worden. Und ist solches mittel auch gut/ wann das Pferdt den Husten hat.“ und weiter: „Wann ein Pferd gebrochen ist/ so zedel reyn gepülvert Schellkraut in den Schaden/ es heylet bald.“

Nebenwirkungen: Wegen schnellem Verfall als Tropfen verabreichen. Nicht zusammen mit Leberschädigenden Mitteln verabreichen. Warzen, Augenentzündung, Schuppenflechte, Kopfgrind, bösartige Geschwülste. VERGIFTUNGEN: Selten, aber durchaus möglich. Nach subkutaner Injektion von Extr. Chelidonii (gegen Krebs) ist ein Todesfall beobachtet worden, neuerdings ein weiterer Todesfall bei einem 4jährigen Kind, zwei Tage nach der Aufnahme des Schöllkrautes vorge­kommen. Bei dieser letzten Vergiftung stand hämorrhagische Gastroenteritis mit nach­folgendem Kreislaufkollaps im Vordergrunde. Im übrigen sind beobachtet worden: bei äußerlicher Einwirkung auf der Haut Blasen-, auch nachfolgender Geschwürsbildung; innerlich heftige Reizwirkung auf den gesamten Verdauungskanal (Brennen, Schmerzen, Blasenbildung in Mund und Schlund, Magenschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, heftige, mit Koliken einhergehende, blutige Diarrhöen), Harndrang, blutiger Irin, ferner Schwindel, Benommenheit, Kreislaufstörungen, in tödlichen Fällen Tod im Kollaps.

Ayurveda: Verringert Galle und Schleim, harmonisiert Wind. Gallensteine.

Homöopathie: Chelidonium majus HAB1, der fri­sche, vor Beginn der Blüte gesammelte Wurzelstock mit anhängenden Wurzeln. Anwendung: Entzündungen, Steinbildungen und chronische Störungen des Leber-Galle-Systems; Entzündungen der Atemorgane und des Rippen­fells; Rheumatismus. 2. Chelidonium majus e floribus, äthanol. Digestio HAB1, Vergärung der Wurzel nach Kalt-Warm-Rhythmus.

Bilbliografie:

ASTANGA HRDAYAM (Vol. 1-6) von Srimad Vagbhata in der Übersetzung von Hendrik Wiethase

Gesamtregister des ASTANGA HRDAYAM, H. Wiethase, ISBN 978393763240-9

Uday Chand Dutt, Materia medica of the Hindus, Calcutta 1922

J.F. Dastur, Medicinal Plants of India and Pakistan, Bombay

(1) Prof. Dr. Karl Hiller, Prof. Dr. M. F. Melzig, Die große Enzyklopädie der Arzneipflanzen und Drogen, 1999

Thampman PK (ed.). 1993. Trees and tree farming. Peekay Tree Crops Development Foundation. Kerala, India.

Tabernaemontanus, ( Jakob Dietrich, Jacob Ditter/Diether bzw. Jacob Theodor), Neuw Kreuterbuch, 1588

August Paul Dinand,Handbuch der Heilpflanzenkunde, 1921

A coloured atlas of the chinese Materia Medica, specified in Pharmacopoeia of the People´s Republic of China (1995 Edition). Guangdong science and technology press.

Pedainos Dioskurides, Materia Medica, 1. Jahrh.

Indian Medical Plants, C.P.Khare, 2007

Materia Medica oft he Hindus, Uday Chand Dutt, 1922