Giersch

Aegopodium podagraria-2

Aegopodium podagraria

syn: Aegopodium angelicaefolium, Aegopodium latifolium, Aegopodium ternatum, Apium biternatum, Carum podagraria, Ligustrum podagraria, Pimpimella angelicaefolium, Pimpinella podagraria, Podagraria aegopodium, Podagraria errutica, Selium podagraria, Sium podagraria, Sium vulgare, Sison podagraria, Tragoselium angelica,

Familie: Apiaceae (Umbifelliferae)

Deutsch: Giersch, Dreiblatt, Dreiuß, Hinfuß, Podagrariakraut, Zipperleinkraut,

Beschreibung: Giersch ist eine ausdauernde krautige Pflanze, die bis zu einem Meter hoch wird. Die Verbreitung erfolgt vegetativ, also über die kräftigen Wurzeln (Rhizome). Die kleinen Blüten in den doldigen Blütenständen sind weiß und blühen von Juni bis Juli. Die Früchte, die aus den Blüten entstehen sind kümmelähnlich.

Vorkommen: Ganz Europa bis Eurasien.

Etymologie: Aegopodium leitet sich vom altgriechischen aigos „Ziege“ und podion„Füßchen“ ab, weil die Blätter an einen Ziegenfuß erinnern. Aus dem Lateinischen potus (Fuß) und agra (Fessel) entstand der Artname „fußgichtheilend“.

Volkstum: Wenngleich der Giersch insbesondere in Mangelzeiten der erste Frühlingssalat war und auch heute noch ist. Ist der Giersch als Unkraut gefürchtet, weil er sich nur schwierig bekämpfen lässt. Seit jeher ist der Giersch ein Volksheilmittel bei Gicht und Rheuma.

Verwendete Teile: Die jungen Blätter und Stängel.

Inhaltsstoffe: Ätherisches Öl mit noch nicht definierten Komponenten, Flavonolglykoside, (Hyperosid, Isoquercitrin), Phenolcarbonsäuren (Kaffeesäure, Chlorogensäure), Ascorbinsäure und Cumarine. In der Wurzel weiterhin Polyne(Falcarindiol) und ein Lektin.

Aegopodium podagraria 2-3

Eigenschaften: Zusammenziehend, erwärmend, durchblutungsfördernd.

Verwendung und Rezepturen: Als Badedroge eignet sich der Giersch bei Hämorrhoiden in Sitzbädern. Als Tee findet er Verwendung bei Gicht und Rheuma. Die Blätter werden auch zerstoßen als Umschläge der von Gicht und Rheuma geplagten Stellen verwendet.

Dosierung: 3 Teelöffel voll gehacktes Kraut auf 2 Glas kochendes Wasser. 10 Minuten ziehen lassen und tagsüber trinken

Aegopodium podagraria 1-1

Tabernaemontanus: Das Kraut so man Geyßfuß oder Geyßfüssel nennet DAS HAT MEHR Gemeinschafft mit der Meisterwurtz dann der schwartz Sanickel oder Astrentz. Wiewol sich die Bletter der Angelick mehr vergleichen es hat ein kleine weisse Wurtzel mit wenig Zaseln die kreucht in dem Erdreich hin und her unnd nimpt in kurtzer Zeit ein gantzen Garten eyn dann wo sie einmal eynwurtzelt ist sie nicht leichtlich mehr außzurotten. Die Stengel seynd rund mit Holkelen unnd gleychechtig die werden Elen lang von den Gleychen wachsen Nebenästlein herauß auß holen Säcklein wie auß der Angelick darauff wachsen wie auch an dem hauptstengel schöne Dolden oder Kronen mit weissen Blumen den Kronen der Meisterwurtzel gleich. Es wächst in den Graßgärten hinder den Zäunen und feuchten feysten Orten. Das Kraut hat ein ziemlich starcken Geruch doch viel schwacher als die Angelick und Meisterwurtzel am Geschmack räß unnd scharpffelecht.

Von den Namen deß Geyßfuß: Das Geyßfüssel wirdt von etlichen vor ein VITIUM ANGELICAE gehalten dieweil die Bletter derselben gleich seynd. Es wirdt von den Kreutlern und Simplicisten AEGOPODIUM, PES CAPRAE, PODAGRARIA und HERBA GERHARDI genannt. Hochteutsch Geyßfuß oder Geyßfüssel Zipperleinskraut Podagramskraut Hinfuß Hinlauff und Witscherlenwetsch dieweil es also in der Erden hin und her fladert wie die Quecken. [Baumtropff.]

Aegopodium podagraria, Giersch

Jnnerlicher Gebrauch deß Geyßfuß: Wiewol der Geyßfuß ein veracht unnd unachtsam Kraut ist so hat es doch auch seinen gebrauch in der Artzeney uberkommen und wird insonderheit höchlich gelobt zu dem Zipperlein Gliedsucht und Hüfftwehe. Deßgleichen zu den faulen Fiebern in Wein gesotten unnd morgens und abendts darvon getruncken oder sonst zun Geträncken gebraucht.
Wider die faulen Fiebern sol man die Wurtzel zu Pulver stossen und darvon Iquintlein mit Wein darinn Geyßfüsselkraut gesotten worden etliche tag nacheinander warm trincken und darauff schwitzen.

Eusserlicher Gebrauch deß Geyßfüssels: Das Geyßfüssel eusserlich Pflastersweiß ubergelegt oder damit gebähet ist ein gute Artzeney wider das Zipperlein Gliedtsucht und die schmertzen der Hüfft.
Schweißbäder darvon gemacht unnd deß Pulvers ein quintlein mit Wein getruncken wann man in ein Schweiß wil gehen und wolgeschwitzt verhütet den Menschen vor dem Zipperlein und Gliedsucht vertreibt das kalt und lauffende Gegicht in den Gliedern.
Es ist auch der Geyßfüssel den Wundärtzten bekannt worden dann sie es zu heylung der Wunden und allen Schäden gebrauchen wie es dann in der Warheit ein fürtreffentlich Wundkraut ist.

Gegenanzeigen: Beim Sammeln ist darauf zu achten, eine Verwechslung mit ungenießbaren und sogar giftigen Arten von Doldenblütlern zu vermeiden.

Madaus: „Die jungen Blätter, Blattstiele und Stengel, die einen schwachen Möhrengeruch besitzen, geben, wie Spinat zubereitet, ein zartes und schmackhaftes Wildgemüse bzw. Salat, der schon im 14. Jahrhundert am polnischen Königshofe sehr geschätzt worden sein soll. Noch heute bildet der Geißfuß vielerorts in Nordwestdeutschland einen der Hauptbestandteile des früher allgemein bekannten Frühjahrsgerichtes, der sog. “Neunstärke”. Um Osnabrück auch unter dem Namen “Kott-Moos” bekannt, welche besonders am “Grünkräutertag” (Gründonnerstag) gegessen und “Grüne Suppe” genannt wird.“

Bilbliografie: Prof. Dr. Karl Hiller, Prof. Dr. M. F. Melzig, Die große Enzyklopädie der Arzneipflanzen und Drogen, 1999

Tabernaemontanus, ( Jakob Dietrich, Jacob Ditter/Diether bzw. Jacob Theodor), Neuw Kreuterbuch, 1588-91

Gessner-Orzechowski, Gift- und Arzneipflanzen von Mitteleuropa, 1974

Heilpflanzen-Lexikon für Ärzte und Apotheker, Dr. Hans Braun, 1968

Leonhardus Fuchsius, “New Kreuterbuch, in welchem nit allein die gantz histori, das ist namen, gestalt, statt und zeit der wachsung, natur, krafft und würckung…” von 1543.

“Köhlers Medizinal-Pflanzen” von 1883 bis 1887.

Dr. Friedrich Losch, Kräuterbuch, 1903

Stauffer: Klinische Homöopathie, Arzneimittellehre

 
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