Acker-Winde

Convolvulus arvensis22-4Convolvulus arvensis

syn: Concolvolus minor,

Deutsch: Ackerwinde, Feldwinde, Windling, Teufelsdarm, Feldwinde, Muttergottesgläschen,

Familie: Convolvulaceae

Beschreibung: Eine mehrjährige Kletterpflanze, die ein Netzwerk von knotig verdickten „Wurzelsträngen“ ausbildet, die immer wieder neue Sprossen hervor treiben. Die zusammengewachsenen Blütenkelche sind durchgehend strahlend weiß.

Vorkommen: Ganz Europa.

Etymologie: der Gattungsname Convolvolus findet sich bereits bei Plinius und leitet sich ab von concolvere (zusammenwickeln), wegen der sich zusammenfaltenden Blüten. Die deutsche Namensgebung richtet sich nach den windenden Stängeln.

Volkstum: Aus den Kindermärchen der Gebrüder Grimm ist der Name Muttergottesgläschen abzuleiten. Der Inhalt ist wie folgt:Ein Fuhrmann steckt mit seinem schweren Weinkarren fest. Da kommt die Mutter Gottes und bietet ihre Hilfe an – für ein Glas Wein, denn sie ist müde und durstig. Der Fuhrmann gibt es ihr gern. Weil er aber kein Glas zur Hand hat, bedient sich die Mutter Gottes zum Trinken einer kelchförmige Blume namens Ackerwinde. Die heißt seitdem im Volksmund „Muttergottesgläschen“.“

Verwendete Teile: Die Wurzeln und das aus den Wurzeln gewonnene Harz.

Calystegia sepium,Zaunwinde2-5Inhaltsstoffe: Glycoretine in den Harzen, ferner Gerbstoffe und Flavonoide.

Eigenschaften: Drastisch wirkendes Abführmittel.

Homöopathie: Das frische blühende Kraut bei Rückenschmerzen.

Verwendung und Rezepturen: Früher wurde der eingetrocknete, von lebenden Wurzeln gewonnene weiße Milchsaft verwendet.

Tabernaemontanus: Der Winden werden etliche Geschlecht erzehlet:
I) Das erste Geschlecht wirdt genennt gross Winde welches ein lange weisse zasechte Wurtzel hat auss welcher seine vielfältige runde unnd schwartze Stengel oder Reisslein wachsen mit welchen es sich gleich wie Strick oder Räben umb die Bäum Zäun und alles was es erreichen kan umbwindet und umbwickelt. An seinen Reisslein uberkompt es lindere unnd weiche Bletter welche bey nahe wie ein Pfeil formirt seyen den Blettern dess Ephews fast gleich. Seine Blumen seyn schön weiss unnd rundt innwendig hol wie ein Glöcklein oder wie Lilienblumen anzusehen: Wenn die Blumen vergehen so folgen runde Bollen hernach mit dünnen Häutlein in welchen ein schwartzer ecketer Same liegt: Es ist diss Kraut gar ubel zu vertreiben dieweil die Wurtzel allzeit newe und junge Spargen herfür stosst wie an den Hopffen.
Convolvulus arvensis-2II) Das ander Geschlecht (Convolvolus scammonia) hat ein weisse zasechte Wurtzel auss welcher wie auss dem ersten Geschlecht viel runde unnd glatte schwancke Stenglein wachsen wie Strick anzusehen an denselbigen wachsen grüne gelinde oder weiche Bletter wie an den kleinen Ephew aussgenommen dass sie grösser seyn: Seine Blumen seyn den vorigen auch etwas gleich ohn das sie etwas zertheilet seyn von Farben schön blauw: Nach denselbigen erfolgen runde spitzige zertheilte Schöttlein in welchen der Samen verborgen liegt.
III) Das dritte Geschlecht ist dem ersten mit Wurtzeln Stricken oder Stenglein Blättern unnd Blumen gantz unnd gar gleich aussgenommen dass es in allen ermelten Stücken kleiner ist Seine Blume reuchet etwas lieblich von Farben weiss unnd auch leibfarb bissweilen auch mit rohten purpurbraunen Striemlein durchzogen die hol sindt wie kleine Glöcklein so die abfallen find man schwartzen Samen in runden Knöpfflein verscglossen ]auss den Stenglein kriechen etliche auff der Erden herumb andere aber umbwinden unnd wickeln sich umb alles was sie ergreiffen können [unnd rucken also andere Früchte und Kräuter zu Boden.]
Sie wachsen bey den Zäunen in Weingärten und Früchten (nemlich das erste und das dritte das ander aber ist ein frembdt Gewächs wirdt derohalben in Teutsch und Welschland in Gärten gezielet: wiewol etlich auch die erste für die Fenster pflantzen weil man sie sehr artlich in die höhe gewöhnen kan unnd sie dick in einander wächst anzusehen wie ein grüner Teppicht. Blüen im Sommer.

Von den Nahmen: Windt oder Zaunglocken Windenkraut und Baumwinde heist Lateinisch SIMILAX LAEUIS CONVOLVOLUS VOLUBILIS CAMPANELLA.
Das ander Geschlecht wirdt auff Latein CONVOLVULUS CAERULEUS und CAMPANA CAERULEA genannt. Das ist Nachtblumen weil sich dieselbige bey Tag welck erzeigen und zu Nacht offen stehendt.

Von der Natur Krafft und Eygenschafft der Winden:  Die Winden seyn etwas warmer Natur wie man auss dem bittern Geschmack abnemen kan.

Convolvulus arvensis1-1Jnnerlicher Gebrauch: DIOSCORIDES schreibt wenn man den Samen dieser Winden mit dem Samen DORYCNII einnehme ein jedes eines halben Quintlein schwer so mache er viel unnd mancherley Träum im Schlaff.
MATTHIOLUS schreibet dass zwölff oder sechzehen Körner dess Samens (zerstossen unnd in weissem) Wein getruncken die Harnwinde vertreiben.
Es schreiben auch etliche von der grossen Winden dass sie ein Krafft habe das Melancholische Geblüth ausszuführen sonderlich so man sie mit NiesswurtzEPITHYMO Senet unnd dergleichen gebraucht.
Baumwinde mit Alant Veielwurtz Süssholtz unnd Frauwenhaarkraut gebraucht reiniget die Brust von grobem Schleim.

Eusserlicher Gebrauch:  Mit Zaunglockenkraut Chamillenkraut Dosten unnd Batonien wie auch mit Pappeln unnd S.Peterskraut ein Badt zugericht ist gut wider den reissenden Stein.
Bemeldte Kräuter in ein Säcklein gethan in Wasser gesotten und ubergelegt ist gut wider die Harnwinde unnd den reissenden Stein so man das Kraut zu Bädern gebraucht.]
Etliche loben diss Kraut in PARALYSI dass man ein Fussbadt darauss mache und für dem Essen gebrauche.

Von dem Safft und seinem jnnerlichen Gebrauch: Man kan auch auss dem Kraut einen Safft pressen wie bey dem Wermuthsafft ist gelehret worden.
Von diesem Safft wirdt geschrieben dass er ein Krafft habe den Stulgang zu bewegen wenn er getruncken wirdt dann es halten etliche darfür unnd seyn der Meinung dass die Winden fürnemlich aber das erste Geschlecht ein wilder Geschlecht seyen der Scammonien davon in den nachfolgenden Capiteln soll gehandelt werden.
[Weil nich allein die Wurtzel sondern auch das Kraut einen Milchfarben Safft geben so eines ecklen Geruchs unnd Geschmacks ist.]

Eusserlicher Gebrauch dess Saffts: Diesen Safft mit Essig und Rosenöl vermischt und an die Stirn unnd Schläff gestrichen oder mit Leinen Tüchlein darüber gelegt ist gut wider das Hauptwehe.
Es wird auch dieser Safft wider das Hüfftwehe gebrauchet wenn man Weinessig unnd Gerstenmeel darunder vermengt solches mit einander kochet und darnach wie ein Pflaster uberlegt.
Der Windensafft hat auch ein Art zu säubern und zu reinigen derhalben wenn man jhn mit Saltz und Essig vermenget und anstreicht heylet er und reiniget die grindige und räudige Haut.
[Der Safft auss dem Kraut mit weissen Senffkraut vermischet die Leinzeichen darmit geschmieret macht ein Haut der ander gleich.
So jemandt verletzt were von viel gehen der stoss diese Blumen und streiche dess Saffts an den Schaden er geneisst.]

Convolvulus scammonia altVon dem gebranndten Zaunglockenwasser: Auss den Glocken kan man mitten im Sommer ein Wasser brennen und zum Gebrauch verwaren [dann es ein köstliche Artzney ist zu den rohten hitzigen Augen darein gethan und ubergeschlagen.]
Diss Wasser sol viel thun wider die Harnwinde Abends und Morgends einen guten Trunck darvon gethan.
Zaunglockenwasser mit Hysopsyrup vermischt und darvon getruncken ist gut den Lungensüchtigen dann es eröffnet die verstopffte Lung und macht ausswerffen.

Dioskurides: Die Helxine [Einige nennen sie Heleitis, Andere Kanochersaia, Amelxine, Eusine, Amorgine, Sukotachos, Psychuakos, Melampolos, Kissampelos, Kissanthemon, Anatetamenon, die Römer Volutu laparu, die Aegypter Hapap] hat Blätter wie der Epheu, aber kleiner, und lange Zweige, welche slles umschlingt, was sie treffen. Sie wächst in Hecken, Weinbergen und unter dem Getreide. Der Saft der Blätter hat, getrunken, den Bauch lösende Kraft.

Bilbliografie:
Prof. Dr. Karl Hiller, Prof. Dr. M. F. Melzig, Die große Enzyklopädie der Arzneipflanzen und Drogen, 1999
Tabernaemontanus, ( Jakob Dietrich, Jacob Ditter/Diether bzw. Jacob Theodor), Neuw Kreuterbuch, 1588-91
Pedainos Dioskurides, Materia Medica, 1. Jahrh.
Gessner-Orzechowski, Gift- und Arzneipflanzen von Mitteleuropa, 1974
Heilpflanzen-Lexikon für Ärzte und Apotheker, Dr. Hans Braun, 1968
Leonhardus Fuchsius, “New Kreuterbuch, in welchem nit allein die gantz histori, das ist namen, gestalt, statt und zeit der wachsung, natur, krafft und würckung…” von 1543.
“Köhlers Medizinal-Pflanzen” von 1883 bis 1887.
Dr. Friedrich Losch, Kräuterbuch, 1903
Stauffer: Klinische Homöopathie, Arzneimittellehre
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