Geranium robertianum

Botanisch: Geranium robertianum

Geranium robertianum_gDeutsch: Ruprechtskraut

Synonyme: Geranium foetidum, Geranium Graveolens, Geranium robertiella robertianum, Geranium robertium vulgare, Geranium rupertianum, Stinkender Storchenschnabel, Bockskraut, Gottesgnadenkraut, Robertskraut, Rotlaufkraut.

Familie: Geraniaceae

Blütezeit: Mai bis Okober

Sammelzeit: Mai bis Okober

Sammelteile: Kraut und Wurzel

Vorkommen: Gärten, Geröllstellen, an schattigen Stellen

Inhaltsstoffe: Flavonoide wie Rutosid, Hyperosid, Isoquercitrin, Astragalin und Spiraeosid.  Gerbstoffe (5 bis 14%) wie Galloylglycose-Derivate und Ellagitannine, Citronensäure, Äpfelsäure, Maltol, Vitamin C, Geraniin und ätreisches Öl

 

Etymologie: Wie aus den folgenden Texten von Fuchsius und Tabernaemontanus entnommen werden kann, ist die Namensnennung wahrscheinlich entweder der Verwendung bei Rotlauf oder der rötlichen Färbung entlehnt. Zudem hat der Heilige Robert oder Ruprecht die Verwendung der Pflanze gelehrt. Der Lateinische Name kommt aus dem Griechischen Wort Geranion (Diminutiv von geranos, Kranich).

Besonderheiten: Die frische Pflanze riecht bockartig.

Verwendung und Rezepturen: Innerlich gegen Durchfall, Nieren- und Blasenentzündungen, bei Steinleiden. Äußerlich wird die Droge bei Hautausschlägen, schlecht heilenden Wunden, sowie Entzündungen in der Mundhöhle eingesetzt.

Homöopathie: Adstringens bei chronischen Entzündungen

Fuchsius: Der Storcken oder Kranchschnäbel seind sechserley geschlecht. (…) Das dritt / welchs bletter dem Muterkraut / oder Kerbelkraut gleich seind / würdt herba Roberti / oder Robertiana / das ist Ruprechtßkraut genent. (…) Das dritt geschlecht hat auch gantz rot unn harig stengel / mit seinen gleychen / unnd ist eines unlieblichen geruchs. Die bletter seind Geranium robertianum KBdem Muter oder Kerbelkraut gleich. Die blumen seind presilgenbraun/ die werden zu kleinen harigen köpfflin mit schnäbelin geziert. Die wurtzel ist inwendig grün / und zeücht zusamen. (…) Das dritt (wechst) an dunckeln ungebawten stetten / unnd fast allenthalben in den hecken. (…)  Das ander / dritt / unn vierdt geschlecht blüen im Meyen am allermeysten. (…)Aller Storckenschnäbel bletter und wurtzel / das erst außgenommen / welchs verzert und zerteylt / ziehen zusamen und trücknen. (…)Das dritt geschlecht würt in sonderheyt gelobt dienstlich zu sein dem rotlauff / so man das kraut zerknütschet unnd darüber legt. Es heylet auch die mundfeule / unnd geschwär an den brüsten / heimlichen orten unnd glidern / so man das pulver darinn strewet / oder das kraut grün zerknütschet darüber schlecht.

Tabernaemontanus: Der Storckenschnäbel Kreuter haben wir auff die dreyzehen underschiedliche Geschlecht/ under denen auch etliche auss frembden Landen/ zu uns gebracht worden seynd/ die wir in den Lustgärten pflantzen müssen. DIOSCORIDES, PLINIUS und PAULUS AEGINETA, gedencken aber nur zweyer Geschlecht.

l. Das erste Geschlecht hat ein dünne/ lange Wurtzel/ mit wenig Zaseln oder Nebenwürtzlein/ von Farben Leberfarb/ die Bletter vergleichen sich den Blettern der Anemonerösslein/ oder dem gemeinen Korbelkraut/ ein wenig haarechtig/ unnd zum theil rotlechtig/ die Stengel seyndt rundt/ unnd braunrot/ haarechtig/ mit gleichechtigen Knöpfflein/ darauss die Bletter unnd Nebenästlein wachsen/ Elenlang unnd auch bissweilen lenger. Oben am End der Stengel und Nebenästlein bringt es im Aprillen herfür/ schöne purpurrote Blümlein/ von fünff Blätlein/ die findet man schier den gantzen Sommer blüendt. Wann die aber abfallen unnd vergehen/ folget einem jeden Blümlein ein langes kleines Schötlein/ oben aussgespitzt/ mit ein Kranchschnäblein. Dieses gantze Gewächs hat ein starcken doch nicht unlieblichen Geruch. Es wächst gern auff alten Mauren/ in den Zwingern/ dessgleichen auff den Dächern/ unnd den Stammblöchern der abgehauwenen Bäum/ an schattechtigen/ feuchten und külen Orten. (…) Die Gelehrten unnd Kreutler zu unserer Zeit nennens GERANIUM RUPERTIANUM, GERANIUM VULNERARIUM, GRATIAM DEI, HERBAM RUBEAM, RUBEAM MUSCHATAM, ROPERTINAM, RUPERTIANAM, HERBAM ROBERTI oder RUPERTI. Ich halte darvor dass es fast alle diese Namen von wegen der roten Stengel unnd Blettern empfangen habe. (…)  Das erst Geschlecht/ Ruprechtskraut genannt/ hat ein mittelmässige wärmende und kühlende/ unnd auch ein trucknende krafft unnd wirckung mit einer Astriction/ neben dem es abstergiert und consolidirt. Jst ein berühmbdes Wundtkraut/ das nicht allein zu Wunden/ sonder auch zu alten Schäden nützlich mag gebraucht werden/ nicht allein die blutenden Wunden zu stillen/ dieselben zuhefften unnd zuheylen/ sondern auch die alten Schäden zu seubern/ zureynigen unnd zuheylen/ sie seyen wie sie wöllen/ dann dieses Kraut von Natur also temperirt dass es den hitzigen Schäden und Rotlauffen hilfft/ und den kalten nicht allein kein schaden thut/ sonder sie zur heylung treffentlich fürdert.
Jnnerlicher Gebrauch der Gottsgenad oder Ruprechtskraut
Der Namen dieses Krauts Gottsgenad/ darmit es sonderlich bey dem gemeynen Mann bekant/ gibt genugsam Anzeigung dass es solchen von wegen seiner vielfaltigen krafft/ wirckung und tugenthalben/ damit es von Gott dem Allmechtigen begabet ist/ empfangen hat/ wiewol es sehr wenig von den Aertzten unserer zeit innerlich in Leib gebraucht ist worden/ als die seine wirckung/ und eygenschafft nicht gewusst/ und jhnen dieselbigen unbekant gewesen seynd/ sintemal in jhren Schrifften/ die innerlichen wirckungen dieses heylsamen Gewächs sie gar nicht mit dem geringsten gedacht haben. Aber es haben die Bawersleuth uns erstlich müssen anzeigen dass es auch wol und one gefahr nützlich in Leib möge gebraucht werden/ ohnangesehen/ dass es biss daher allein zu vilen eusserlichen Schäden gebraucht worden ist. Dann dieses Kraut wie die tägliche erfahrung bezeugt dem Rindvieh ein fast nützlich Kraut ist/ vornemlich aber wann demselben der Harn verstanden ist/ gibt man jhme das Ruprechtskraut zu Pulver gestossen mit Wein zertrieben/ und geusset es jhme warm eyn. Etlich sieden das kraut mit wasser oder Wein und geben es dem Vieh zu trincken. Die andern stossens zu Pulver und gebens mit Saltz zu lecken. Daher ist auch von fleissigen Hausvättern diesem nachgedacht worden/ dass man dieses Kraut auch in die Wiesen pflantzet/ darvon dann das Heuw ein solche Krafft bekommen sol/ dass es dem Rindvieh viel gutes thut/ unnd es von dem Nierenstein erledigen/ so der vorhanden/ und auch darvon bewahren soll.
Jch hab von CAROLI QUINTI dess hochlöblichen Römischen Keysers Wundartzet VINCENTINO SERRAS das Ruprechtskraut innerlich zu Wundträncken unnd eusserlich in Pflastern mit grossem nutz unnd wolfahrt der Krancken sehen gebrauchen/ auch der zeit hero erfahren dass es so wol innerlich als eusserlich ein heylsam Kraut ist nicht allein zu allen Wunden und Schäden/ sondern auch den Griess unnd Nierenstein ausszuführen/ derwegen solch Kraut hinfürter zum innerlichen gebrauch nit mehr soll verachtet werden.

Eusserlicher Gebrauch dess Ruprechtkraut oder Gottesgenad
Das Ruprechtskraut uber die entzündten und geschwollenen Brüst der seugenden Weiber/ oder der Kindtbetterin gelegt/ legt die Geschwulst unnd stillet den schmertzen.So man das Winterszeit nicht gehaben kan/ soll man es dürr nemmen/ unnd mit seinem gedistillirten Wasser ein wenig anfeuchten/ unnd warm uberschlagen. Gleicher Gestalt gebraucht dient es wider die Geschwulst der Hoden oder Hochbelg.
Gottesgenad gestossen/ legt nider alle Geschwulst/ zertheilet die Knolen in den Brüsten/ unnd auch die Geschwulst der zerstossenen Glieder wie ein Pflaster ubergelegt.
Vor die Hoden Geschwulst: Nimb Ruprechtskraut ein Handvoll/ Pappelkraut/ Mawerpfeffer/ jedes Ihalb Handvoll. Stoss diese Stück/ seude die mit Wein/ unnd schlags uber so warm es zu leiden ist wie ein Pflaster.
Vor die Geschwulst der Mannsruthen oder heymligkeit der Weiber nach der Geburt: Nimb ein gut Handvoll Ruprechtskraut/ thu die in ein saubern wolgewässerten Hafen/ schütte darüber ein Mass gutes Weins/ lass sittiglich bey einem Fewerlein biss zum halben theil eynsieden/ seihe darnach die Brühe darvon/ leg das gesotten Kraut Warm umb und auff den geschwollenen Gebresten/ das thu dess Tags zum wenigsten zweymal/ bähe auch den Schaden wol mit dem gemeldten durchgesiegenen Wein/ und spritz auch mit einem Spritzlein in das Gemächt/ es ist ein Experiment. Solche Artzeney hilfft auch den geschwollenen Wunden und Schäden.
Ruprechtskraut zwey theil/ und breyten Wegrich ein theil grün und also frisch in einem Mörser gestossen/ den Safft aussgetruckt durch ein Tuch/ ist ein edel Artzeney vor die Geschwulst der heymligkeit der Weiber/ so man leinen Tüchlein darinn netzet/ und in den Schaden legt/ oder lass die Gemeldten Kreuter in halb Wein unnd Wasser sieden/ unnd das geschädigte Ort wol mit der Brühen bähen/ darnach die Kreuter warm wie ein Pflaster darüber schlagen.
Ruprechtskraut ist ein sehr löbliche Artzeney in den hitzigen Febern/ so man das stosset mit Essig und ein wenig Saltz/ und legts oder binsd also kül auff die Fusssolen/ zeucht die Hitz gewaltig auss.
Ruprechtskraut ist ein fürtreffentliche Artzeney das Blut der Wunden zu stillen/ es werde gleich grün oder dürr gebraucht. Welche krafft unnd wirckung dann jhm DIOSCORIDES LI.4.CAP.27. auch zuschreibt/ als er von dem SIDERITIDE oder Wundtkraut CRATEVAE redet/ da er also spricht: Diss Kraut hat auch die Krafft/ dass wann es uber die frischen Wunden gelegt wirdt/ das Blut darinnen stopffet/ unnd dieselbigen zuhefftet unnd heylet.
Ruprechtskraut in die Nasen gesteckt/ stillet das Nasenbluten/ oder eyn Meyssel von leinen Tuch gemacht in Wein genetzet und das Pulver von diesem Kraut darauff gesehet/ wircket dessgleichen.
Ein Schweissbad von zwey theil Ruprechtskraut/ und einem theil Attichkraut gemacht/ und geranium robertianum-1darin trucken geschwitzt/ hilfft gewaltig wider den Schmertzen dess lauffenden Gegichts in gliedern. Man muss aber die gemeldten Kreuter auff die schmertzhafftigen Ort im Bad legen/ und ehe man auss dem Bad geht die Glieder mit dem Wasser darinn die Kreuter gesotten worden seynd/ wol abwäschen.
Es wirdt auch dieses heylsam Kraut in bädern und sonst vor den Grindt nützlich gebraucht/ beyde Jungen und alten Menschen/ und ist darneben zu den frischen Wunden/ Stichen und andern versehrungen ein edel Artzeney.
Von der Gottes genad macht man ein köstliches Wundpflaster/ zu allen frischen Wunden fast nützlich/ dann es heylet gewaltig/ unnd verhütet die Wunden vor der Wundsucht und allen andern sorglichen zufällen: Nimb Gottesgenad oder Ruprechtskraut das grün unnd frisch ist/ x.Handvoll/ breyt Wegrichkraut IIIHandvoll/ Fünffingerkraut/ Ackeleyenkraut/ Benedictenkraut/ Beyfuss/ rot Kölkraut/ jedes IIHandvoll. Die gemelten Kreuter soll man klein hacken/ unnd darzu thun IIPfundt guten Meybuttern/ solches wol durch einander stossen/ darnach in eim steininen Krug vierzehen Tag an die Sonn setzen. Darnach soll mans in ein küpfferen Kesslein thun/ und gemächlich uber einem linden Kolfewerlein sieden lassen/ biss sich aller Safft in den Kreutern verzehret/ als dann soll mans durchseihen unnd hart ausspressen/ folgends darinn zergehen lassen guts verscheumpts Honig/ Kübelhartz/ Terpentin/ jedes xIIloth/ Jungfrauwen Wachs xvi.loth/ wann ads zergangen ist/ unnd es schier kalt worden ist/ soll man dareyn thun vi.loth Fussmeel oder Staubmeel auss einer Mülen von dem Boden oder Wenden gesammlet/ unnd wol durchgebeutelt/ iIIIloth gestossenen Weyrauch/ IIloth gepülverten Mastix/ dess Gummi SARCOCOLLAE Mumien/ Aloepatick/ alles reyn gepülvert/ jedes ein Loth/ rührs wol durch einander biss es kalt wird/ darnach böre es unnd mach Zapffen darauss/ so hastu ein edel und heylsam Wundpflaster/ darauff du dich in einer jeden Wunden zu verlassen ist.
Ruprechtskraut ist ein bewehrte Artzeney wider das Rotlauffen unnd Wildtfewer/ frisch zerstossen und wie ein Pflaster ubergelegt.
Ruprechtskraut zwey theyl sampt einem theil Aron mit Kraut und Wurtzel in Wasser gesotten/ vertreibt die Milwen im Haar/ dieselbigen wol damit gerieben unnd gewäschen darnach auch das Kraut darüber geschlagen.
Mit dem Safft dess Ruprechtskraut wird ein jede newe oder alte tieffe Fistel gedörrt/ gereynigt unnd zu der heylung gefürdert/ dessgleichen auch alle feuchte umb sich fressende schäden/ es seye gleich von bösen Blatern/ Franzosen unnd dergleichen verursacht.
Gemeldter Safft reyniget auch ein jede frische Wund/ und bringt sie baldt zur heylung. Es heylet auch dieser Safft alle verletzung an heymlichen Orten beyde der Manns unnd Weibs Personen/ darmit gewäschen unnd leinen Tüchlein darinn genetzt und ubergelegt. Jtem zu der anfahenden Geschwulst und entzündung gemeldter Ort gleichfalls mit darinn genetzten leininen Tüchlein umbwunden/ unnd zum offtermal ubergelegt/ vertheilet unnd vertreibt sie schnell. Also auch uber das Rotlauffen unnd Wildfewer gelegt/ hilfft es sehr bald/ legt die entzündung unnd stillet den schmertzen.
Gottesgenad heylet auch die Mundfeul/ Geschwer an de Weiber Brüsten und heymlichen Orten/ das gepülvert Kraut darein gestrewet/ oder die frischen Bletter gestossen darauff geleget.
Der Safft von gemeldtem Kraut reynigt auch die Feygwartzen/ und fürdert sie zur heylung/ so man dieselbigen offt darmit wäschet/ unnd leinine Tüchlein darinn netzet und uberleget.

Gottesgenad oder Ruprechtskraut Wasser

Auss dem Ruprechtskraut pflegt man auch ein nützlichs Wasser zu distilliren/ zu vielen dess Leibs Gebresten dienlich. Die beste zeit solches zu distilliren ist im end dess Aprillen/ wann es in seiner vollkomenen Blüth ist/ die Bletter/ stengel unnd Blumen klein gehackt/ unnd dann fleissig in BALNEO MARIAE mit sanfftem Fewer abgezogen.

Jnnerlicher Gebrauch dess Ruprechtskrautwassers
Ruprechtskrautwasser täglich dreymal/ jedesmal vier oder fünff Loth getruncken/ zertheilet das gerunnen Blut im Leib von fallen oder stossen und führt es auss.
Gottesgenadwasser in obgemeldter massen getruncken/ treibet gewaltig den Harn/ führet auss Griess/ Sand/ und den Lendenstein/ reynigt die Harngeng/ unnd vertreibet den Schmertzen der Nieren und Lenden.

Eusserlicher Gebrauch dess Gottesgenad Wassers
Gottesgenadwasser ist ein besondere heymliche und gewisse Artzeney wider die Breun/ grosse hitz unnd entzündung dess Munds und Kelen/ in den hitzigen und brennenden Febern. So auch die Zung von hitz auffgerissen unnd voller Schrunden were/ soll man ein wenig Küttenkernen in diesem Wasser weychen/ wird es zu einem dünnen zarten Schleimlein dass soll offtermals mit einem Federlein in die Schrunden und auff die Zung streichen/ es leschet gewaltig und heylet.
Zu der Mundtfeule ist gemeldt Wasser auch treffentlich gut/ den Mund offt darmit geseubert. Gleicher Gestalt genützt/ heylet es auch das essen der jungen Kinder im Mundt/ sonderlich aber so man das geschädigt Ort wol mit einem Tüchlein in diesem Wasser genetzt abreibet. Und hilfft aber solche Artzeney dester mehr/ wann man das grün Kraut neben gemeldter Artzeney dem Kindt uber sein Häuptlein bindet.
Ruprechtskrautwasser heylet die hitzige versehrung der Kinder under den Armen und zwischen den beinen/ von der schärpff dess Harns verursacht/ damit gewäschen/ und Tüchlein darinn genetzt unnd ubergelegt. Solche Artzeney heylet auch die fratte und geschädigte Hälsslein der jungen Kinder.
Dieses Wasser obgemeldtermassen gebraucht/ heylet unnd reyniget alle schädigung und versehrung der heymlichen Oerter der Mannen und Frawen.
Gottesgenadwasser darinn ein wenig Galitzenstein oder weisser Vitriol zertrieben ist/ heylet die Flechten unnd Zitterschen/ offtermals damit bestrichen/ oder leinine Tüchlein darinn genetzt unnd darauff gelegt.
Gottesgenadwasser mit leinine Tüchern uber die Brüst der Weiber gelegt/ vertreibet die uberflüssige Milch/ dessgleichen die Knollen und roten Strämen.
Wann einer Frawen die Brüst geschwellen/ unnd von Geschwulst rot werden dass die glitzend: so nimb Gottesgenadwasser/ Liebstöckelwasser/ deren jedes ein pfund/ grün Baumnüsswasser ein halb pfundt/ vermische es durcheinander/ unnd netz darinn ein vierfach leinin Tuch/ unnd legs warm uber die geschwollene Brüst/ unnd so offt es trucken wirdt/ so erfrischs wider/ es hilfft und ist ein gewisse Artzeney.

Dinand: Die abgekochte Pflanze kann man zu Umschlägen auf die Blasengegend verwenden. Bestehende Schmerzen werden dadurch beseitigt oder abgemildert und das Wasserlassen erleichtert. Dient auch zu Umschlägen oder Auflagen (heiß) bei Fisteln, geschwollenen Brüsten und Drüsen. Den Aufguss benutzt man auch als Gurgelwasser gegen Rachenentzündung und Halsschmerzen. Den Tee (10 bis 15 g auf 1/2 l kochendes Wasser) verwendet man bei Gelbsucht und Steinleiden, wurde früher auch bei Nierenentzündung verwendet. Bewährt hat er sich bei Wassersucht, Ruhr, Durchfall, Blutflüssen, Kolik (täglich 1 bis 2 Tassen). Träufelt man den Saft der Pflanze auf Wundfisteln, soll dies zur baldigen Heilung beitragen.

Bilbliografie:

Prof. Dr. Karl Hiller, Prof. Dr. M. F. Melzig, Die große Enzyklopädie der Arzneipflanzen und Drogen, 1999

Tabernaemontanus, ( Jakob Dietrich, Jacob Ditter/Diether bzw. Jacob Theodor), Neuw Kreuterbuch, 1588-91

August Paul Dinand,Handbuch der Heilpflanzenkunde, 1921

Pedainos Dioskurides, Materia Medica, 1. Jahrh.

Gessner-Orzechowski, Gift- und Arzneipflanzen von Mitteleuropa, 1974

Heilpflanzen-Lexikon für Ärzte und Apotheker, Dr. Hans Braun, 1968

Leonhardus Fuchsius, “New Kreuterbuch, in welchem nit allein die gantz histori, das ist namen, gestalt, statt und zeit der wachsung, natur, krafft und würckung…” von 1543.

“Köhlers Medizinal-Pflanzen” von 1883 bis 1887.

Dr. Friedrich Losch, Kräuterbuch, 1903

Stauffer: Klinische Homöopathie, Arzneimittellehre