Wegwarte

Botanisch: Cichorium intybus

Cichorium intybus_gDeutsch: Gewöhnliche Wegwarte,

Synonyme: Wilde Zichorie, Zichorie, Arme-Sünder-Blume, Wegelungen, Rauer Heinrich, Wegleuchte, Hasenmilch, Wegeleuchte, Wasserwarte, Sonnenwende, Sonnenwedel, blauer Sonnenwirbel, Sonnenkraut, Hundsläufte, Hindläufte, die verfluchte Jungfer

Familie: Asteraceae

Blütezeit: Juli bis September

Sammelzeit: August

Besonderheiten: Im Mittelalter wurde die Wegwarte aus Zauberkraut verwendet und unter Zigeunern wendet sie bis heute körperlichen Schaden ab.

Diabetes: Wegen des hohen Inulingehaltes der Wegwartenwurzel ist eine Abkochung der Wurzel als Getränk nach dem Essen zu empfehlen. Auch die eingeweichten Stücke selbst IMG_0443-akönnen gegessen werden.

Zichorienkaffe bereitet man derart zu: Man röstet die getrockneten Wurzelstücke ohne Fett, mahlt sie dann und brüht sie wie Bohnenkaffee auf.

Sammelteile: Kraut, Wurzel, Blüten

Vorkommen: Wegränder, Felder , Halde

Etymologie: Der Name Wegwarte deutet auf den bevorzugten Standort hin

Inhaltsstoffe: Inulin, Zimtsäurederivate, Gerbstoffe, Phytosterole, Flavonoide (Kämpferolglycoside) und Sesquiterpenlactone

Eigenschaften: Bittermittel und Galle treibend. Bestandteil entsprechender Teemischungen und Phytopharmaka. Volkstümlich bei Lebererkrankungen, Gelbsucht und als mildes Cichorium intybus.3-aAbführmittel. Die Wurzel wird auch als Ersatzkaffee verwendet.

Dinands Rezepturen: Die jungen Wurzelblätter werden, nachdem sie gebleicht sind, in manchen Gegenden als Salat genossen der blutreinigende Wirkung hat. Stängel und Blüten geben einen heilsamen Tee, (10 bis 20 g auf 1l Wasser). Dieser wirkt appetitanregend, reinigt Leber, Milz und Nieren, behebt die Verschleimung des Magens, nimmt die überschüssige Galle, treibt den Urin ab (3 bis 4 Tage lang täglichmorgens und abends 1 Tasse) dient gegen Gelbsucht, Hypochondrie und Hysterie. Gleiche Wirkung hat die Abkochung der Wurzel (15 bis 25 g auf 1/2 l Wasser, zur Hälfte einkochen lassen)2stündlich 1 Esslöffel voll genommen.

Der Saft aus Kraut und Wurzeln im Frühjaht gepresst, dient in Gaben von 30 bis 90 g, über Tag in kleinen Portionen (löffelweise) genossen, als gutes Mittel die Verdauungsschwäche und auf Vereiterung innerer Organe beruhende Abzehrungskrankheiten wie Skorbut. Er wirkt auflösend, schweiß- und harntreibend.

3 bis 4 Esslöffel voll Milchsaft der Wurzel in einer Tasse Milch genossen, wirkt blutreinigend und ist als Frühjahrskur zu empfehlen als Heilmittel bei manchen Leber- und Hämorrhoidalleiden.

Wegwarte-Spiritus leitet gute Dienste bei Atropie, wenn man die Glieder 2mal täglich damit einreibt.

Homöopathie: Erkrankungen der Leber, der Galle und der Bauspeicheldrüse.

Fuchsius: Allerley Wegwarten ziehen zusamen / unnd stercken den magen. Wann sie gesotten und mit essig gessen werden / stellen sie den stulgang. Die wilden seind dem magen besser und angenemer. Mit gersten maltz vermengt unnd übergelegt / seind sie gut denen so weetagen haben im magenschlund. Deßgleichen gebraucht / dienen sie wol zu Cichorium intybus-adem hitzigen Podagra / rotlauffen / und hitzigen geschwulsten der augen. Der safft von Wegwarten bletter mit rosenöl und essig vermischt unnd übergelegt / miltert den schmertzen des haupts. Mit wein vermischt und getruncken / bekompt er wol den lebersüchtigen / unn der blasen. Darumb nimpt er hinweg allerley verstopffung der leber. Wegwarten gesotten unn getruncken helffen denen so die geelsucht haben. Sie machen zimlich schlaffen. Bringen den frawen jhre zeit / und treiben auß die todten frucht. Pfaffenrhörlin gesotten und getruncken / stopffen den bauchfluß. Mit Linsen gesotten / seind sie gut getruncken denen so die roten rhur haben. Wann einem der mennlich same entgeet / so soll er von den Pfaffenrhörlin trincken. Sie seind auch treffenlich gut denen so blut außspeien.

Dioskurides: Die Seris [die gebaute Einge nennen sie Pikris, die Aegypter Agon, die Römer Intybus agrestis] kommt in zwei Arten vor, von denen wird die wilde Pikris, anch Cichorie genannt; die zahme dagegen ist breitblätteriger und wohlschmeckender. Voll dieser Gartencichorie gibt es wieder zwei Sorten, die eine nämlich ist mehr lattichartig und breitblätterig, die andere hat schmalere Blätter und ist etwas bitter; alle sind sie adstringirend, kühlend und gut für den Magen. Gekocht stellen sie den Durchfall, wenn sie mit Essig genommen werden, am meisten die wilden, welche dem Magen bekömmlicher sind; denn genossen sind sie ein vorzügliches Mittel für einen schwachen und erhitzten Magen. Mit Grütze und für sich allein als Umschlag sind sie von guter Wirkung bei Herzleiden; sie helfen bei Podagra und Augenentzündungen; das Kraut und die Wurzel als Umschlag leisten gegen Skorpionsbiss Hülfe und heilen mit Graupen zusammen die Rose; mit Bleiweiß und Essig dient ihr Saft als Salbe in Fällen, welche Abkühlung erheischen.

Dinand:

Bilbliografie:

Prof. Dr. Karl Hiller, Prof. Dr. M. F. Melzig, Die große Enzyklopädie der Arzneipflanzen und Drogen, 1999

Tabernaemontanus, ( Jakob Dietrich, Jacob Ditter/Diether bzw. Jacob Theodor), Neuw Kreuterbuch, 1588-91

August Paul Dinand,Handbuch der Heilpflanzenkunde, 1921

Pedainos Dioskurides, Materia Medica, 1. Jahrh.

Gessner-Orzechowski, Gift- und Arzneipflanzen von Mitteleuropa, 1974

Heilpflanzen-Lexikon für Ärzte und Apotheker, Dr. Hans Braun, 1968

Leonhardus Fuchsius, “New Kreuterbuch, in welchem nit allein die gantz histori, das ist namen, gestalt, statt und zeit der wachsung, natur, krafft und würckung…” von 1543.

“Köhlers Medizinal-Pflanzen” von 1883 bis 1887.

Dr. Friedrich Losch, Kräuterbuch, 1903

Stauffer: Klinische Homöopathie, Arzneimittellehre