syn: Allium esculentum, Cepa escudenta, Cepa vulgaris, Kepa escudenta, Porrum cepa
Familie: Amaryllidaceae
Deutsch: Zwiebellauch, Bolle, Zipolle, Zippel, Küchenzwiebel, Gartenzwiebel, Sommerzwiebel, Hauszwiebel, Gemeine Zwiebel
Englisch: Onion
Französisch: Oignon
Sanskrit: Palandu
Ayurveda:
Rasa (Geschmack): Scharf,
Guna (Eigenschaft): Schwer, erwärmend
Virya (Kraft, Wirkung): Scharf
Dosa: Reguliert Wind (Vata), vermehrt Kapha, erregt frisch Galle (Pitta), senkt gekocht Galle (Pitta) etwas.
Beschreibung: Ausdauernde krautige Pflanze, aus der im zweiten Jahr aus der Zwiebelscheibe ein langer, hohler Infloreszenzschaft streckt. An seiner Spitze entwickelt sich eine fast kugelförmige Scheindolde aus bis zu 100 Einzelblüten, die vor dem Öffnen noch mit einem Hochblatt umhüllt sind. Die Blütenhüllblätter wind weißlich mit grünem Mittelnerv. Es gibt wenige Pflanze,, deren Anwendung so vielseitige Anwendung finden, wie die Zwiebel.
Vorkommen: Die Küchenzwiebel ist eine der ältesten und wichtigsten Kulturpflanzen der Welt und wird nachweislich seit mehr als 5000 Jahren weltweit kultiviert. Eine wildwachsende Variante ist heute nicht mehr bekannt.
Verwendete Teile: Die Zwiebelknolle Allii cepae bulbus.
Inhaltsstoffe: Alkyloysteinsulfoxide, (Allin und seine Derivate wie Cycloallin, und Cepaen), Zwiebel-Allinase (ein Enzym, das aus Vorstufen die tränenreizende Verbindung (Z)-Thiopropanal-S-oxid bildet) Kalium, Flavonoide, Calcium, Magnesium, Ätherisches Zwiebelöl, Vitamin C, Allicin, Asparagin, Kalziumoxalate, Carotin, Cholin, Zitronensäure, Essigsäure, Phosphor, Linolsäure, Fumarsäure, Gerbstoff, insulinähnliches Pflanzenhormon, Jod, Kaffeesäure, Lithium, Lutein, Oleanolsäure, Oxalsäure, Rutin, Salicylate, Senfölähnliches Glykosid, Schwefel, Trigonellin, Zink, Wasser und Kohlenhydrate.
Eigenschaften: Anregend, schleimlösend, durchblutungsfördernd, hustenlösend und harntreibend.
Verwendung und Rezepturen: Finder Verwendung bei Fieber, Wassersucht, Katarrh, Chronischer Bronchitis, Verstopfung, Gelbsucht, Hämorrhoiden, Analprolaps, Koliken, Skorbut, Blähungen und Heiserkeit.
Dinand, Innerlich: Wird die Zwiebel mäßig genossen, macht sie einen guten Magen und fördert die Verdauung, treibt Blähungen ab und wirft auf den Urin.
In Milch gekocht (früh morgens nüchtern und abends je 2 Liter) wirkt sie wurmtreibend.
Morgens und abends je eine halbe gebratene Zwiebel essen, oder in Scheiben geschnitten und in ¼ Liter Zuckerwasser gesotten und von dem Absud morgens und abends je eine Tasse getrunken, fördert den Auswurf. Kneipp empfahl folgendes Mittel gegen Würmer: „Man zerschneidet eine Zwiebel, übergießt sie mit ¼ Liter Wasser und lässt sie über Nacht stehen. Am anderen Morgen seiht man ab und trinkt das Wasser nüchtern 3 – 4 Tage lang. Dann sind die Würmer sicher getötet und abgetrieben.“
Mit Honig gekocht (2 – 3 mal täglich 3 – 4 Esslöffel) dient die Zwiebel bei Beschwerden des Harnlassens.
Gleiche Teile Zwiebel und Rosmarin in halb Wasser und halb Wein gekocht sind windtreibend und ein sicheres Mittel gegen Wassersucht.
Dr. Durodi in Paris erzielte bei starker Nierenwassersucht durch Zwiebeln Heilung. Er verordnete dreimal täglich eine Suppe aus ¼ Liter Milch und einer großen Zwiebel, dazwischen (vor- und nachmittags) eine geröstete oder in Schmalz gesottene Zwiebel mit etwas Brot (etwa 125 Gramm). Zur Löschung des Durstes gab er nur wenig Flüssigkeit. Nach 2 Wochen war der Kranke ganz gesund.
Pastor Schönfeld in Grasberg macht, mit Bitte um Veröffentlichung, über die Zwiebel folgende Mitteilung: „(…) In der Zwiebel haben wir ein erprobtes Gegenmittel bei Bekämpfung des lästigen katarrhalischen Hustens. Vornehmlich in England und dessen Kolonien wird dies einfache Mittel mit großem Erfolge angewendet. 500 Gramm abgehäutete, mehrfach eingeschnittene ganze Zwiebeln werden in einem Liter Wasser mit 80 Gramm Honig 400 Gramm Meliszucker langsam 3 – 4 Stunden gekocht; hierauf wird die Mischung abgekühlt, durch ein feines Sieb geschlagen und dann in Flaschen gefüllt. Bei Anwendung gibt man dem Erkrankten täglich 4 – 6 Esslöffel voll lauwarm ein. Dieses Mittel wirkt ganz vorzüglich bei allen Hals- und Brustleiden, welche durch Erkältung verursacht worden sind, bei Heiserkeit, Husten, Brustfellentzündung, Brustverschleimung, Blutspeien und dergleichen. Der Schleim löst sich sofort, die Entzündung und das Fieber hören in kürzester Zeit auf.“
Der Zwiebelsaft mit Zuckerzugaben in kleinen Dosen (20 – 30 Gramm pro Tag) ist heilsam bei Husten, Engbrüstigkeit, Atembeengung, Brustbeklemmungen, besonders bei veraltetem, chronischem Brustkatarrh und selbst Wassersucht.
Lässt man eine zerquetschte Zwiebel in einem Glas gutem Weinessig eine Stunde lang ziehen, seiht durch und mischt dann mit gleichem Teil Honig, so ist das ein wirksames Mittel gegen den Husten alter Leute. (Halbstündlich 1 Teelöffel voll)
Ein weiteres Hustenmittel sind gedämpfte Zwiebeln. Man bereitet daraus unter Zusatz von Kandiszucker einen Saft und nimmt davon alle zwei Stunden einen Teelöffel voll.
Die Tinktur ist verdauungsfördernd, appetitanregend, Blähung treibend und dient gegen Leibweh nach dem Genuss schwer verdaulicher Speisen (1 – 2 Tropfen). Bei „fließendem“ Husten mit scharfem Ausfluss, Ohrensausen, Stirnkopfschmerzen und Gesichtsschmerz nimmt man mehrmals täglich 3 – 4 Tropfen. Man kann die Tinktur ferner nehmen (3 – 5 mal täglich 2 – 3 Tropfen in einen Esslöffel Wasser) gegen Appetitlosigkeit, Leibschmerzen, Brustschmerzen, Blasenkrankheit, Kolik, Krämpfe infolge von Darmgasen oder Hämorrhoiden.
Zerquetschte Zwiebel, mit Alkohol angelegt ist auch ein vorzügliches Mittel bei schlechter Verdauung, gegen Blähungen und bei Verstopfung. (täglich 3 mal 10 Tropfen).
Äußerlich: Eine Mischung des Saftes mit warmem Mohn-, Olivenöl usw. dient als bewährtes Mittel bei rheumatischen Ohrenschmerzen (einige Tropfen vorsichtig ins Ohr träufeln)
Einige Tropfen Zwiebelsaft auf Watte getropft und letztere in Ohren gesteckt soll gut gegen Ohrensausen sein.
Umschläge von gebratenen Zwiebeln sind vorzüglich bei Halsweh, Halsgeschwüren, steifen Gelenken, erfrorenen Gliedern, ferner zum Erweichen von harten Geschwülsten (man kann auch Umschläge mit rohen, zerquetschten Zwiebeln anwenden). Auch bei rheumatischen Ohrenschmerzen kann man diese Auflagen machen (Möglichst heiß).
Eine in Asche halb gebratene Zwiebel wird von manchen Leuten zur „Reifmachung“ von Geschwüren verwendet. Die noch heiße Zwiebel bindet man auf das zu zeitigende Geschwür.
Gegen Frostbeulen verwendet man rohe Zwiebeln. Man schneidet sie fein, streut etwas feines Kochsalz darauf und lässt sie mehrere Stunden in einer Tasse ziehen, bis sich ein Saft gebildet hat, mit dem man die Frostbeulen vor dem Schlafengehen tüchtig einreibt und den Saft eintrocknen lässt. Man kann mit dem Saft aber auch einen Umschlag machen und aufbinden.
Bei Nasenkatarrh wird die Tinktur empfohlen. Man verdünnt 4 Tropfen der Tinktur mit etwas Wasser und schnauft davon 2 – 4mal täglich in die Nase ein. Man darf aber nicht zu stark einziehen, da sonst leicht Kopfschmerzen auftreten.
Zwiebeln in Milch und Honig gekocht geben ein vorzügliches Mittel gegen geschwollene und triefende Augen. (Täglich 3 – 5mal die Augen auswaschen)
Der Absud von Zwiebeln wird auch häufig angewandt bei Kopfausschlag der Kinder, wie überhaupt bei allen eiternden und faulenden Geschwüren.
Auch zur Schmerzlinderung bei Quetschungen verwendet man den Zwiebelsaft als Einreibungsmittel. Einreibungen verhärteten Drüsen und Geschwülste mit Zwiebelsaft oder Auflagen mit rohen Zwiebeln zollen diese zum Zerteilen bringen.
Man verwendet die Zwiebel ferner zur Vertreibung von Warzen und Hühneraugen. Zu diesem Zwecke legt man eine Zwiebel etwa 24 Stunden lang in Essig, schneidet sie mitten durch, löst die einzelnen Häute ab und bindet eine davon fest anliegend auf das Hühnerauge. Dies wiederholt man 3mal täglich, und man kann nach einigen Tagen das Hühnerauge mittels eines Messers herausheben.
Warzen sollen verschwinden, wenn man sie mehrmals täglich mit Zwiebelsaft einreibt und über Nacht ein Zwiebelstück aufbindet. Ein Erfolg tritt aber nicht immer ein.
Ein schnell wirkendes Mittel gegen Stiche von Bienen, Wespen usw. ist das Einreiben der gestochenen Stelle mit Zwiebelsaft.
Auch als Haarmittel wird die Zwiebel häufig benutzt, wenn das Haar stellenweise ausfällt. Man reibt dann die erkrankte Stelle der Kopfhaut mit einer durchschnittenen Zwiebel ein, so dass der Saft auf die betreffende Stelle gelangt.
Gegen Haarausfall wendet man gewöhnlich ein Haarwasser an, das wie folgt hergestellt wird: Man nimmt 1 Liter Franzbranntwein, ¼ Liter Klettenwurzelabkochung, gibt in diese Mischung 3 große zerschnittene Zwiebeln und lässt sie 1 – 2 Tage in der Wärme stehen. Dann gießt man die Flüssigkeit ab und reibt mit diesem Haarwasser täglich 2mal die Kopfhaut ein.
Zweibelsaft allein oder mit Essig vermischt und dann vorsichtig in die Nase eingezogen stillt Nasenbluten.
Zwiebelsirup: 500 Gramm abgehäutete, zerschnittene Zwiebeln lässt man in 1 Liter Wasser mit 80 g Honig und 400 g Meliszucker 3 – 4 Stunden langsam kochen, läßt abkühlen, seiht es ab und füllt in Flaschen. Oder man bereitet ihn aus 15 Teilen geriebenen Zwiebeln, 60 Teilen Wasser, 15 Teilen Weingeist und 150 Teilen Zucker.
Zwiebel-Haarwuchsmittel: Man zerschneidet drei große Zwiebeln, gießt 1 Liter Korn- oder Fruchtbranntwein darauf und lässt 4 Tage an einem warmen Orte ziehen, dann filtert man. Ferner kocht man 2 Esslöffel voll Eichenrinde in ½ Liter Wasser bis auf eine Tasse ein, seiht ab und gibt diese Flüssigkeit zu dem anderen Extrakt.
Zwiebel-Tinktur: Gleiche Teile Zwiebelsaft und Weingeist lässt man 8 – 14 Tage an einem warmen Orte stehen und filtert dann ab.
Gegenanzeigen: Beim Umgang mit Zwiebeln können niedermolekulare organische Schwefelverbindungen allergische Kontaktekzeme hervorrufen. Zudem können drei weitere Zwiebelproteine Allergien auslösen.
Homöopathie: Allium cepa HAB1, Typische Potenz: D6 – D12.
Die frische Zwiebelknolle bei akutem Schnupfen, Entzündungen der Luftwege, Blähungskoliken, brennenden und fließenden Augen, Neuralgien und Phantomschmerz.
Dioskurides: Die Zwiebel [die Einen nennen sie Polyeidos, die Propheten Kalabotis, die Römer Cepa], die lange ist scharfer als die runde, die gelbe mehr als die weiße, die trockene mehr als die graue, und die rohe mehr als die gekochte und die eingemachte. Sämtlich sind sie aber beißend und blähend, sie reizen den Appetit, verdünnen, erregen Durst, verursachen bei Magenüberfüllung Ekel, reinigen, sind gut für den Bauch, eröffnen den Weg zur Ausscheidung der übrigen Auswurfstoffe und für die Hämorrhoiden. Abgehäutet und in Oel getaucht werden sie als Zäpfchen eingelegt. Der Saft mit Honig eingesalbt hilft gegen Stumpfsichtigkeit, gegen Flimmern, auch gegen entstehende Flecken auf den Augen und eingestrichen gegen Entzündung der Schlundmuskeln. Er befördert und treibt die Menstruation, eingespritzt reinigt er durch die Nase den Kopf. Bei Hundsbiss hilft er als Umschlag mit Salz, Raute und Honig. Mit Essig in der Sonne eingerieben entfernt er weiße Flecken. Mit gleichviel Spodium heilt er Augenkrätze und mit Salz Finnen. Mit Hühnerfett wird er gegen Druck der Sandalen gebraucht, auch gegen Bauchfluss, Schwerhörigkeit, Ohrenklingen und eiterflüssige Ohren; er dient gegen Anhalten der Feuchtigkeit (des Wassers) in den Ohren und eingerieben gegen Fuchskrankheit, denn rascher als Alkyonium ruft er Haare hervor. Im Übermaß genossen verursacht die Zwiebel Kopfschmerzen, gekocht wird sie harntreibender. Bei krankem Zustande bewirkt ihr reichlicher Genuss Schlafsucht. Endlich reift und öffnet sie mit Rosinen und Feigen gekocht als Umschlag Geschwüre.
Bilbliografie:
ASTANGA HRDAYAM (Vol. 1-6) von Srimad Vagbhaţa in der Übersetzung von Hendrik Wiethase
Gesamtregister des ASTANGA HRDAYAM, H. Wiethase, ISBN 978393763240-9
Uday Chand Dutt, Materia medica of the Hindus, Calcutta 1922
J.F. Dastur, Medicinal Plants of India and Pakistan, Bombay
Prof. Dr. Karl Hiller, Prof. Dr. M. F. Melzig, Die große Enzyklopädie der Arzneipflanzen und Drogen, 1999
Tabernaemontanus, ( Jakob Dietrich, Jacob Ditter/Diether bzw. Jacob Theodor), Neuw Kreuterbuch, 1588
August Paul Dinand, Handbuch der Heilpflanzenkunde, 1921
Thampman PK (ed.). 1993. Trees and tree farming. Peekay Tree Crops Development Foundation. Kerala, India.
Dioskurides, Materia medica
S. H. Kao, C. H. Hsu u. a.: Identification and immunologic characterization of an allergen, alliin lyase, from garlic (Allium sativum). In: The Journal of allergy and clinical immunology. Band 113, Nummer 1, Januar 2004, S. 161–168,
Indian Medical Plants, C.P.Khare, 2007
Materia Medica of the Hindus, Uday Chand Dutt, 1922
The Indian Materia Medica, Dr. K. M. Nadkarni, Volume 1 und 2, 1908, rev1954, rev1976, rev1982,