Malve

Malva sylvestris

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syn: Malva ambigua, Malva elata, Malva erecta, Malva glabra, Malva mauritiana, Malva obtusa, Malva ruderalis, Malva vulgaris,

Familie: Malvaceae

Deutsch: Käsepappel, Malve, Waldmalve, Hanfpappel, Johannispappel, Sigmarswurtz,

Beschreibung: Die zweijährige bis ausdauernde, 25-120 cm hohe Pflanze mit kreisrundlichen, drei- bis siebenlappigen Blättern und großen rosavioletten Blüten. Blätter und Blüten sind behaart. Die Blüten sind frisch rosarot, getrocknet blau. Die Käsepappel gedeiht auf Unterlagen jeder Art, bevorzugt jedoch ammoniakalische Böden, auf denen sie sich zu massigen Formen entwickelt.

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Vorkommen: Subtropische und gemäßigte Zonen der Welt.

Etymologie: Der lateinische Name Malva, der bei Virgil, Columella und Plinius vorkommt, entspricht dem griechischen μολ_χη (moloche) oder μαλ_χη (malache). Letztere Form wurde schon im Altertum mit griechisch μαλαχ_ς (malakos) = weich in Verbindung gebracht. Das deutsche Wort Malve ist aus dem lateinischen Wort entlehnt. Im Hoch- und Niederdeutschen findet sich das Wort Pappel, das vielleicht mit “Pap, Pappe” (Brei, Kinderbrei) zusammenzubringen ist mit Bezug auf den Schleimgehalt der zu Umschlägen verwendeten Blätter.

Verwendete Teile: Die Blüten samt Kelchen, Blätter. Die Wertschätzung der verschiedenen Teile ist nicht immer die gleiche. Mal werden die Blüten empfohlen (Geiger, Leclerc), mal werden Kraut und Wurzel erwähnt (Hl. Hildegard), mal nur das Kraut (Hecker, Kobert), meistens aber die blühende Pflanze (Bock, Dragendorff, Zörnig, Thoms, Kroeber, Schimpfky, Hager). Außer dem Kraut führt Dragendorff auch noch die Wurzel an und v. Haller Samen und Wurzel. Das HAB. nennt die frische, blühende Pflanze ohne Wurzel.

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Ernte: Sie blüht von Juni bis in den Oktober. Man sammelt die Blüten samt Kelchen im Juli und August und trocknet im Schatten, damit sie ihre schöne Farbe bewahren. Die Blätter pflückt man 3 bis 4 mal zum Teil ab.

Inhaltsstoffe: Die Blüten enthalten Schleimstoffe (bis 10%), Flavanoide (Ua. Anthocyan), Malvin und Gerbstoffe. Die getrockneten Blätter enthalten Schleimstoffe (bis 10%), aufgebaut auf Galactose, Glucose, Arabinose, Xylose und Rhamnose im Verhältnis 37:17:20:3:23 als Neutralzucker, sowie ca. 24% Galacturonsäure, außerdem Flavonoide (meist als Flavonosulfate vorliegend) sowie Gerbstoffe.

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Historie: Aus den Samenfunden bei Ostra in der Lausitz, aus der letzten Eiszeit, lässt sich schließen, dass die Malve schon frühzeitig Verwendung fand. Die Malven wurden schon von den griechischen und römischen Ärzten innerlich und äußerlich verwandt. In den hippokratischen Schriften werden außer den Blättern auch die Wurzeln erwähnt. Bei Verstopfung ließ man Malvenblätter als Gemüse essen. So erzählt Cicero in einem seiner Briefe von einem stark wirkenden Abführmittel, das er in Form von einem Ragout aus Malven und Mangold eingenommen habe. Die Samen rühmt Scribonius Largo bei Strangurie und Caelius Aurelianus bedient sich derselben zu Kataplasmen. Auch im Mittelalter kannte man die abführende Wirkung der Pflanze. J. J. Rousseau weiß von dem heilsamen Schleim, der in der Pflanze enthalten sei, zu berichten. – Nach Hübotter wird die Species Malva verticillata als heilend für Retentio urinae, Polydipsie (Vermehrung des Durstes) und Diarrhöe in der chinesischen Medizin gebraucht.

Anwendung: Malva silvestris wird als Unterstützungsmittel bei entzündlichen Affektionen der Mucosa mit starker schleimiger Sekretion angewandt, also bei Bronchialkatarrh, Tussis, Heiserkeit, Laryngitis, Angina tons., Lungenkatarrh und Emphysem. Nicht selten wird das Mittel auch als reizmilderndes Gurgelwasser und zu Spülungen bei Halsgeschwülsten und Mund- und Zahngeschwüren angewandt. Ebenso werden bei anderen Entzündungen (z. B. Augenentzündung, Arterienentzündung), Eiterungen und Tumoren Kataplasmen und Bähungen (auch bei Ohrenleiden) mit Malva empfohlen.

Malva wird meistens im Teegemisch, so z. B. mit Anisum, Verbascum thapsiforme, Foeniculum, verordnet.

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Eigenschaften: Schleimfördernd, daher Schleim auswerfend. Magen- und Darmschleimhaut schützend.

Wirkung: Die zu Heilzwecken benutzte Wirkung der Malva beruht auf ihrem Gehalt an Schleimstoffen, so dass sie in die Reihe der Mucilaginosa gestellt wird. Diese dämpfen und mildern – durch eine Schleimauflage auf den Schleimhäuten – die verschiedenen Nerveneindrücke, die Geschmacks- und Temperatureindrücke, Schmerzempfindungen, und hemmen die entzündungserregende Wirkung scharfer Stoffe, auch verzögern sie die Resorption ihnen zugesetzter Substanzen (…)

Von Paracelsus und der hl. Hildegard wird die Malve erwähnt. Bock verordnet sie gegen Epilepsie, Augengeschwür, als “ein sonderliche artznei für die Schwindsucht”, bei Milchmangel der Wöchnerinnen, zur Erweichung des Stuhlgangs, bei hitzigen Fiebern, äußerlich u. a. gegen Favus und Kopfschuppen, “in summa … zu allen schmertzlichen und hitzigen presten des gantzen leibs.”

Tabernaemontanus: Er widmet der Malve kein eigenes Kapitel, fügt sie jedoch etwa 30 Komplexmitteln hinzu. Z.B.: „Jn den truckenen und dürren Hüsten/ da man feuchtens bedarff/ damit der zehe Schleim oder Phlegma/ so sich umb die Lunge angehenckt/ nicht gar durch die zertheilenden Artzneyen möge aussgetrucknet werden/ soll man jederzeit die Veieln mit gebrauchen: Als zu bemeldem Husten/ neme man Violenwurtzel/ Alandtwurtzel jedes zwey loth/ Engelsüss ein loth/ Eysop/ Scabiosen/ Hüflattich jedes I Handtvoll/ Hasenpappeln ein halbe Handtvoll/ Veielnblumen drey Quintlein/ Aniss und Fenchel jedes ein halb loth/ acht frische Feigen/ kleine Rosinlein ein loth/ solche Stück soll man in einer Mass Honigwasser fast zweyer zwerch Finger breyd einsieden lassen/ darnach den Tranck abseigen/ und davon Morgens und Abends einen guten Trunck thun.“

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Dioskurides: Die Gartenmalve [die Römer nennen sie Malva hortensis, Pythagoras Anthema, Zoroaster Diadesma, die Aegypter Chokorte, die Propheten Ziegenmilz, Einige Mauseschwanz] ist besser für den Genuss als die Ackermalve. Sie ist nicht gut  für den Magen, aber gut für den Bauch und am besten die Stengel. Heilsam ist sie für die Eingeweide und die Blase. Die rohen Blätter, mit etwas Salz und Honig gekaut, haben als Umschlag die Kraft, die Thränenfistel zu heilen, zur Vernarbung dagegen werden sie ohne Salz angewandt. Aufgestrichen wirkt sie auch gegen die Stiche der Bienen und Wespen; wenn aber  Jemand sich mit ihr roh und mit Oel fein gerieben bestreicht, bleibt er von den Stichen verschont. Mit altem Oel eingerieben heilt sie Schorf und Kleingrind. Werden die gekochten fein gestossenen Blätter mit Oel aufgelegt, so heilen sie Feuerbrandwunden und roseartige Entzündungen. Ihre Abkochung als Sitzbad erweicht die Gebärmutter, zum Klystier dient sie gegen Beschädigungen der Eingeweide, der Gebärmutter und des Afters. Die Brühe, mit den Wurzeln gekocht, hilft gegen alle tödtlichen Gifte, die, welche sie geniessen, müssen aber anhaltend erbrechen. Sie hilft ferner gegen den Biss der Spinne  und befördert die Milchabsonderung. Die Frucht, wenn ihr der Same vom wilden Klee (Kuhhornklee) zugemischt wird, mit Wein getrunken, lindert die Schmerzen der Blase.

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Dinand: Innerlich werden die schleimreichen Blätter und Blüten als reizmilderndes Mittel (Blüten 6–12 g auf ½ l, Blätter 10-15 g auf ½ l Wasser) und in Teemischungen  gegen Lungen- und Bronchialkatarrh, Mandelentzündungen, Entzündungen der Schleimhäute, Masern, überhaupt bei allen entzündlichen Krankheiten gebraucht.

In Milch gekocht leistet das Mittel gute Dienste gegen Zehrung. Äußerlich dient der Absud zu erweichenden Umschlägen sowie zu Klistieren gegen Darmkolik.

Gurgeltee (erweichend) bei Mandel- und Schleimhautentzündung nach Dr. Walser: Man mische gleiche Teile Malve, Eibisch, Wollblumen und Holunder. Auch Huflattich oder Veilchenblätter können noch zugesetzt werden.

Brusttee (nach Dr. Walser): Je 30 g Anis, Malve, Wollblume, je 10 Gramm Spitzwegerich, Huflattich, Brennessel und Süßholz, 8 g Frauenhaar und 120 g Eibuischwurzel.

Verwandte im Ayurveda: Balā, Sida cordifolia, schleimig, reduziert Wind und Galle, erhitzend.

Verwandte in der TCM: Die Mongolische Traditionelle Medizin benutzt die getrockneten Samen der Malva verticillata (Dongkuiguo) um Hitze zu vertreiben, Stuhlgang zu fördern (Verstopfung lösen) und Ödeme zu verringern (besonders im Uro-genitalbereich)

Dosierung: 3 bis 9 Gramm.

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Auswurffördernder Tee: Je ein Teil Bockshornkleesamen, Blätter der Kleinen Brennessel, Wollkrautblüten, je 5 Teile Schachtelhalmkraut, Fenchelsamen, je 10 Teile Wacholderbeeren, Huflattichblätter, Lindenblüten,  und 15 Teile Malvenblüten. Davon 4 Teelöffel voll auf 2 Glas Wasser.

Entzündungen und Geschwülsten: Kamillenblüten,  Eibischkraut,  Malvenkraut, Blühendes Kraut vom Honigklee und Leinsamenmehl aufbrühen und als Breiumschlag auflegen.

Bei Mandel- und Schleimhautentzündung als Gurgeltee: Zu gleichen Teilen Malvenblüten, Eibischblüten,  Wollkrautblumen und Holunderblüten. Davon 1 Teelöffel auf 1 Glas Wasser zum heißen Aufguss. Zweistündlich gurgeln.

Aus "Köhler´s Arzneipflanzen 1882"
Aus “Köhler´s Arzneipflanzen 1882″

Dosierung:

2-3 Teelöffel voll (= 3,2-4,8 g) der Blätter zum kalten Auszug täglich.

Bilbliografie:

ASTANGA HRDAYAM (Vol 1-6) von Srimad Vagbhata in der Übersetzung von Hendrik Wiethase

Prof. Dr. Karl Hiller, Prof. Dr. M. F. Melzig, Die große Enzyklopädie der Arzneipflanzen und Drogen, 1999

Tabernaemontanus, ( Jakob Dietrich, Jacob Ditter/Diether bzw. Jacob Theodor), Neuw Kreuterbuch, 1588-91

August Paul Dinand,Handbuch der Heilpflanzenkunde, 1921

A coloured atlas of the chinese Materia Medica, specified in Pharmacopoeia of the People´s Republic of China (1995 Edition). Guangdong science and technology press.

Pedainos Dioskurides, Materia Medica, 1. Jahrh.

Materia Medica of the Hindus, Uday Chand Dutt, 1922

The Indian Materia Medica, Dr. K. M. Nadkarni, Volume 1 und 2, 1908, rev1954, rev1976, rev1982,

Gessner-Orzechowski, Gift- und Arzneipflanzen von Mitteleuropa, 1974

Heilpflanzen-Lexikon für Ärzte und Apotheker, Dr. Hans Braun, 1968

Leonhardus Fuchsius, “New Kreuterbuch, in welchem nit allein die gantz histori, das ist namen, gestalt, statt und zeit der wachsung, natur, krafft und würckung…” von 1543.

“Köhlers Medizinal-Pflanzen” von 1883 bis 1887.

Dr. Friedrich Losch, Kräuterbuch, 1903

Stauffer: Klinische Homöopathie, Arzneimittellehre

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