Botanisch: Sempervivum tectorum
Deutsch: Echte Hauswurz
Synonyme: Sempervivum glaucum, Sempervivum alpinum, Sempervivum murale. Hauslauch, Dach-Hauswurz
Familie: Grassulaceae
Blütezeit: Juli bis September
Sammelzeit: In Europa geschützt!
Sammelteile: In Europa geschützt!
Vorkommen: Berge West-, Mittel- und Südeuropas
Etymologie: Der Gattungsname Sempervivum setzt sieh aus semper (lat., immer) und vivum von vvvere (lat., leben) zusammen; ein Hinweis, daß die Pflanze auch unter sehr trockenen Bedingungen zu leben vermag. Der Artname tectorum (lat.) geht auf die römische Sitte zurück, die Hauswurz auf den Dächern zu kultivieren.
Inhaltsstoffe: L-Apfelsäure und deren Calciumsalze, Isocitronensäure, Gerbstoffe, Harz, Schleimstoffe.
Eigenschaften: Kühlend, wundheilend
Verwendung und Rezepturen: In der Volksheilkunde zur Wundbehandlung, bei Verbrennungen, bei Augenentzündungen, gegen Hühneraugen, Insektenstiche, Geschwüre derMundschleimhaut. Die Blätter und jungen Sprosse werden als Salat gegessen. Im Engadin werden sie dem Trinkwasser zugesetzt, dadurch wird ein erfrischender Geschmack erzielt.
Der Saft der frischen, zerquetschten Blätter (früher waren die Blätter als Fol. Sedi magni gebräuchlich) wird äußerlich bei Verbrennungen, Wunden, Augenentzündungen, Sommersprossen, Hühneraugen und Warzen, in Salben auch bei Kropf, innerlich (Mazerat der frischen Blätter) als kühlendes Fiebergetränk, Diureticum und Anthelminthicum angewendet.
Die Blätter des Hauswurzes können als Ersatz von Aloe Vera verwendet werden.
Homöopathie: Bei destruktiven Prozessen und knotigen Verhärtungen in der Haut, der Zunge, der Brust sowie bei Warzen.
Tabernaemontanus erwähnt nur die große Schwester, die Aloe.
Fuchsius kritisiert: Mich wundert aber seer das die gemeynen kreütler / ja auch ettlich der gelerten ärtzt / disem kraut die würckung der andern haußwurtzen zuschreiben / dieweil es doch scharpff und räß auff der zungen ist / wie oben angezeygt / und derhalben jhre krafft unnwürckung zu külen nit haben mag. Und schreibt zum Hauswurz: Der safft mit gersten maltz und rosen öl vermengt und angestrichen / benimbt das hauptwee. Der safft getruncken / stellet die rot rhur / unnd den durchlauff oder bauchfluß. Mit wein jngenomen / treibt er auß die runden langen würm. Stellet den frawen jhre kranckheyt / an den heymlichen orten zusich genomen.
Dioskurides: Das grosse Aeizoon hat seinen Namen daher, dass die Blätter immergrün sind. [Einige nennen es Aeithales, Andere Ambrosion, Chrysispermon, Zoophthalmos, Buphthalmos, Stergethron, Aionion, Aeichryson, Holochryson, Chrysanthemon, Protogonon, Boros, Notios, die Propheten Paronychia, Chrysitis, die Römer Ceriocussia, Zeuspenis, Diopetes, Sudemmur, die Aegypter Pamphanes.] Es entwickelt ellenlage oder auch grössere, daumendicke, fette, sattgrüne Stengel mit Einschnitten wie beim Wolfsmilchstrauch. Die Blätter sind fett, daumengross, nach der Spitze hin zungenförmig, die unteren Blätter sind zurückgebogen, die oberen dagegen fest aneinander liegend, einen augenförmigen Kreis bildende. Es wächst in bergigen Gegenden. Einige ziehen dasselbe auch in Töpfen auf den Dächern. Es hat kühlende, adstringirende Kraft, wirksam gegen Rose, kriechende und fressende Geschwüre, Augenentzündungen, Brandwunden, Podagra, wenn die Blätter für sich oder mit Graupen als Umschlag angewandt werden. Der Saft mit Rosenölwird gegen Kopfschmerzen aufgesprengt, den von Schlangen Gebissenen wird er im Tranke gereicht, ebenso denen, die an Bauchfluss und Dysenterie leiden. Mit Wein getrunken tödtet er die Eingeweidewürmer und den Bandwurm. Ferner stellt er, im Zäpfchen eingelegt, den Fluss der Frauen; auch wird der Saft mit Nutzen bei Triefäugigen als Salbe gebraucht.
Dinand: Salbe: Die zerquetschten Blätter mit Schweinefett gekocht (nur so lange kochen, bis der Saft ausgekocht ist) geben eine vortreffliche Salbe, die sich bewährt hat bei Quetschungen infolge Stoß und Schlag. Sie kühlt und verhindert den Bluteintritt. Soll auch Sommersprossen vertreiben.
Bilbliografie:
Prof. Dr. Karl Hiller, Prof. Dr. M. F. Melzig, Die große Enzyklopädie der Arzneipflanzen und Drogen, 1999
Tabernaemontanus, ( Jakob Dietrich, Jacob Ditter/Diether bzw. Jacob Theodor), Neuw Kreuterbuch, 1588-91
August Paul Dinand,Handbuch der Heilpflanzenkunde, 1921
Pedainos Dioskurides, Materia Medica, 1. Jahrh.
Gessner-Orzechowski, Gift- und Arzneipflanzen von Mitteleuropa, 1974
Heilpflanzen-Lexikon für Ärzte und Apotheker, Dr. Hans Braun, 1968
Leonhardus Fuchsius, “New Kreuterbuch, in welchem nit allein die gantz histori, das ist namen, gestalt, statt und zeit der wachsung, natur, krafft und würckung…” von 1543.
“Köhlers Medizinal-Pflanzen” von 1883 bis 1887.
Dr. Friedrich Losch, Kräuterbuch, 1903
Stauffer: Klinische Homöopathie, Arzneimittellehre